Rubrik: Dollar

Briten in Panik? Die Furcht vor einem wirtschaftlichen Einbruch nach dem Brexit scheint doch inzwischen sehr ausgeprägt, was auch nicht weiter verwunderlich ist nach den jüngsten Einkaufsmanager-Index-Daten. Die fielen erschreckend schlecht aus. Also sah sich nun die Bank von England zum Handeln gezwungen. Sie senkte den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent. Das ist der tiefste Stand in ihrer 322-Jährigen Geschichte. Zudem wird das QE-Programm ausgeweitet. Bislang hatte es einem Umfang von 375 Milliarden Pfund. Jetzt sollen es 435 Milliarden Pfund werden. Geplant ist auch der Aufkauf von Unternehmensanleihen in Höhe von 10 Milliarden Pfund. Notenbank-Gouverneur Mark Carney wandelt auf den Spuren von EZB-Präsident Mario Draghi.

Der Euro taucht gegenüber dem Dollar ab [und mit dem DAX geht es – dadurch – bergauf]. Woher kommt diese Euro-Schwäche? Ist es ein drohender Brexit, obwohl die Briten gar nicht im Euro sind, aber ein Brexit eben doch die europäische Idee schwächen würde? Oder ist es einfach die Aussicht auf eine Leitzinserhöhung in den USA durch die Federal Reverve (Fed)? Die Fed möchte sicherlich die Leitzinsen in den USA weiter erhöhen, weil sie damit ein Zeichen setzen könnte: Normalität an den Finanzmärkten.

Notieren Sie sich schon mal: Am 2. Juni tagt die Europäische Zentralbank (EZB) und am 15. Juni die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed). Insbesondere der Entscheidung der Fed wird mit Spannung entgegengesehen. Wird sie oder wird sie nicht? Die Stimmung wechselt dabei fast so schnell wie bei dem Gänseblümchenspiel. Derzeit geht die Meinung eher in Richtung sie wird, was man gut an der Kursentwicklung von Euro und Dollar ablesen kann.

Fed-Chefin Janet Yellen bleibt vorsichtig. Die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve machte recht deutlich, dass es Zinserhöhung in den USA nicht so bald anstehe. Sie sorgt sich wohl um die Weltkonjunktur, die nicht sonderlich floriert, vor allem China bereitet weiter Kopfzerbrechen. Damit rückt Yellen noch ein Stück weiter von ihrer Linie ab, die sie im Dezember mit der leichten Leitzinserhöhung eingeschlagen hat. Da wollte man eigentlich signalisieren, dass die Finanzkrise endgültig abgehakt sei und sich die Wirtschaft wieder zufriedenstellend entwickle. Es kam anders mit den entsprechenden Marktturbulenzen und dem Fall des Öl-Preises.

Die Märkte scheinen sich auf eine weitere (geldpolitische) Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) einzustellen. Heute hat die europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekanntgegeben, dass die Inflationsrate im Februar auf minus 0,2 Prozent gerutscht ist. Im Januar waren es noch plus 0,3 Prozent. Somit ist man wieder im Deflationsterrain. Das könnte auch bedeuten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi wieder herausgefordert fühlt, die Geldschleusen für die Eurozone weiter zu öffnen. Dezente Andeutungen gab es bereits auf der vergangenen Sitzung, weil es mit der Weltwirtschaft nicht sonderlich gut läuft.

Droht eine neue Banken-Krise? Zumindest in Europa scheint das Vertrauen in den Banken-Sektor doch stark zu erodieren. Das ist kein ermutigendes Zeichen. Vertrauen ist alles in dieser Branche. Die Aktien-Kurse der europäischen Großbanken rammt es in den Boden. Bei der Deutschen Bank kommen Gerüchte über eine bevorstehende Zahlungsunfähigkeit auf, die der Konzern nur mit sehr viel Mühe und 3 Milliarden Anleihen-Käufe (eigene Schulden) wieder unterdrücken kann.

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Der DAX macht irgendwie auf Optimismus, vermutlich ist das eine Reaktion auf die vorangegangenen Kursverluste. Öl erholt sich und der Euro tendiert nach unten, was hilft. Fed-Chefin Janet Yellen hatte in dieser Woche für Verunsicherung gesorgt, weil sie mit einer weiteren Leitzinserhöhung zauderte. Die Märkte werteten das als Indiz dafür, dass es nicht rund läuft in der Weltwirtschaft. Die jüngsten BIP-Zahlen aus den USA haben das unterstrichen. Das Wachstum blieb im vierten Quartal mit 0,7 Prozent hinter den Erwartungen zurück. Allerdings entwickelte sich der Chicagoer Einkaufsmangerindex deutlich besser als prognostiziert.

Bullen müssen wieder weinen. Der Jubel währte nur kurz [man war erfreut über das Wachstum von 6,9 Prozent in China – mehr dazu hier]. Das ist dann alles doch zu viel. Möglicherweise eine Rezession in den USA, wo doch die Fed noch im Dezember mit ihrer Leitzinserhöhung signalisieren wollte, dass alles gut ist in der Finanzwelt. Mitnichten. Die Inflationsrate sinkt in den Vereinigten Staaten und der fallende Öl-Preis, deutet auf eine globale Wirtschaftsschwäche hin, zumindest aber auf eine chinesische. Dem DAX macht zudem Sorgen, dass die Abwertung des Euro beendet sein könnte. Die Wirtschaft in den Eurozone wäre zur Margensteigerung somit wieder auf so herkömmliche Maßnahmen wie Kostensenkungen und/oder Produktivitätssteigerungen angewiesen.

Ja, da liegt er nun, der Gute. Inzwischen notiert der DAX bei gut 9.600 Punkten. Kraft für ein deutliche Erholung scheint er derzeit nicht zu finden. Lustlosigkeit. Unsicherheit. China. Öl. Wohin tendiert die Weltwirtschaft und auch die Konjunktur in den USA? Droht sogar eine Rezession? Die Prognose für das US-Wachstum im vierten Quartal der Atlanta-Fed liegt nur noch bei 0,5 Prozent. Die Märkte haben bereits Witterung aufgenommen, zumal Brent (Öl) nun unter 30 Dollar steht, weitere Verluste sind nicht auszuschließen, charttechnisch ist bis gut 24 Dollar Platz nach unten.

War das schon die Wende im DAX? Vorerst zumindest. Könnte gut sein. Nach dem Absturz auf 9.600 Punkte hat sich der DAX dann doch wieder berappelt. Im Bereich von 9.400/9.600 Punkten befindet sich eine kräftige charttechnische Unterstützungszone, die von den Tiefs im August beziehungsweise im September/Oktober gebildet wird. Diese scheint sich nun als stabil erwiesen zu haben, auch wenn sie nur knapp erreicht war.

Wirtschaft in China bleibt schwach. Der Immobilienboom und die lockere Geldpolitik haben Überkapazitäten geschaffen, die abgebaut werden müssen. China (und die Welt) zahlt somit heute den Preis für die chinesischen Konjunkturprogrammen im Krisenjahr 2008. Was damals den Zusammenbruch verhindert hat, sorgt heute für Probleme. Kapital fließt aus China ab. Hinzu kommt die Transformation Chinas in eine mehr vom Binnenkonsum getragenen Volkswirtschaft. Ein neuer wirtschaftlicher Boom ist in China nicht so bald zu erwarten.