Rubrik: Dialog Semiconductor

Das Management von Dialog Semiconductor scheint zuversichtlich. Anders lassen sich die Aktien-käufe von Insidern nicht erklären: Board-Mitglied Eamonn O´Hare kaufte am 6. Mai 4.500 Papiere im Volumen von 123.548 Euro und CFO Wissam Jabre am 11. Mai immerhin 2.500 Aktien für 66.425 Euro. Dies zeugt von Vertrauen zum Unternehmen. Und auch fundamental ist der Titel preisgünstig.

Wenn sonst schon kaum jemand zugreift, dann müssen wir eben selbst, haben sich wohl die Verantwortlichen bei Dialog Semiconductor gedacht und flugs ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro aufgelegt. Die erste Tranche dafür endet spätestens am 15. September 2016 und frühestens am 15. Juli 2016. Das war bei einem Aktienkurs von rund 30 Euro. Geholfen hat es wenig, bislang zumindest, der Aktienkurs ist auf 25 Euro abgestürzt.

Ja, da liegt er nun, der Gute. Inzwischen notiert der DAX bei gut 9.600 Punkten. Kraft für ein deutliche Erholung scheint er derzeit nicht zu finden. Lustlosigkeit. Unsicherheit. China. Öl. Wohin tendiert die Weltwirtschaft und auch die Konjunktur in den USA? Droht sogar eine Rezession? Die Prognose für das US-Wachstum im vierten Quartal der Atlanta-Fed liegt nur noch bei 0,5 Prozent. Die Märkte haben bereits Witterung aufgenommen, zumal Brent (Öl) nun unter 30 Dollar steht, weitere Verluste sind nicht auszuschließen, charttechnisch ist bis gut 24 Dollar Platz nach unten.

Wie gewonnen, so zerronnen, das kennt man von den Kursen von Chip-Herstellern. Dialog Semiconductor ist da keine Ausnahmen. Es läuft nicht sonderlich gut in der Halbleiterbranche. Mitte Dezember warnt Dialog vor rückläufigen Umsätzen – und mit den unübersehbaren konjunkturellen Schwierigkeiten in China – sichtbar an Börsen-Crash und Währungsabwertung – werden die Aussichten wohl nicht rosiger. Apple soll einen Großteil seiner iPhone 6s derzeit auf Halde produzieren, weil der Absatz stockt. Dialog ist ein bedeutender Zulieferer von Apple und die Abhängigkeit von dem Unternehmen aus Cupertino ist nach wie vor gewaltig.

Schon wachsen wieder die Zweifel. Geht es der amerikanischen Wirtschaft wirklich so gut, wie es die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, bei ihrer Entscheidung die Leitzinsen in den USA zu erhöhen, suggerieren wollte? Das Verbraucher-Vertrauen ist nicht sonderlich hoch und die Kapazitätsauslastung der Industrie eher niedrig. Immerhin, die Kerninflation bewegt sich wieder auf einen gewollten Niveau von 2 Prozent. Aber die Zahlen einer boomenden Industrie sehen üblicherweise anders aus.

Meist ist es ja so, dass Aktionäre ihre Aktien lieben. Über die Jahre wird diese Liebe sogar größer, was ja nicht immer so ist im Leben. Treu und fest stehen sie zu ihren Papieren, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Aber wehe, wenn diese Liebe enttäuscht wird. Dann können Aktionäre durchaus auch ungehalten reagieren. Einen solchen Liebesentzug erfährt gerade die Aktie von Dialog Semiconductor.

Die Hoffnung, dass der Atmel-Deal doch noch platzt, könnte die Dialog-Aktie kurzfristig weiter beflügeln. Falls Atmel die Verhandlungen mit dem neuen Bieter aber beenden sollte, könnte die Dialog-Aktie wieder deutlich nach unten drehen, weil sich Investoren wieder Sorgen über das möglicherweise schwache Geschäft bei dem Großkunden Apple machen dürften. Die anhaltend schwachen Konjunkturdaten aus China und den USA könnten für zusätzlichen Druck auf die Dialog-Aktie sorgen. Zumal die Investoren zusehends bezweifeln, dass es Dialog im nächsten Jahr schaffen wird, den Gewinn je Aktie wie von Analysten vorhergesagt um 18 Prozent zu steigern.