Rubrik: Achleitner

Die Deutsche Bank schafft es erstmals seit 2014 wieder einen Nettogewinn zu erwirtschaften. Er beträgt 341 Millionen Euro, nach einem Verlust von 735 Millionen Euro im Vorjahr. Im vierten Quartal sieht es schon wieder nicht so gut aus. Da beziffert sich der Verlust auf 409 Millionen Euro. Und was macht die Aktie? Sollten Anleger schon wieder zugreifen – und hoffen? Hoffnung ist sehr wichtig bei der Deutschen Bank.

Der Gewinnrückgang bei der Deutschen Bank fiel nicht so krass aus wie erwartet. Trotz dieser positiven Überraschung blieben Jubelfeierllichkeiten am Aktienmarkt aus. Die Bank hat mal wieder nur gespart. Den Aktionären ist das zu wenig. Hier lesen Sie, welche Fragen die Anleger nun an die Deutsche Bank haben und welchen kurzfristigen Hoffnungschimmer es gibt.

Es ist immer eine Höchststrafe für Aufsichtsrat und Vorstand, wenn eine Aktie, wie die der Deutschen Bank, am Tag der Hauptversammlung (HV), dem Hochamt für Aktionäre und Unternehmen, deutlich an Wert verliert. Da ist die Botschaft unmissverständlich: Beide Gremien können nicht überzeugen. Im Fall der Deutschen Bank fällt diese Höchststrafe mit einem Minus von mehr als sechs Prozent sogar besonders heftig aus. Was nun die Konsequenzen sind. Wer in den kommenden Monaten zumindest von einem Seitwärtstrend bei der Deutsche Bank-Aktie ausgeht, der könnte auch zu einem Discount-Zertifikat greifen. Beispiel: HX26JT.

Der neue Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, möchte, dass in das Institut wieder so wie „Jägermentalität“ einziehe. Na denn. Die Aktionäre wären sicherlich schon froh, wenn die Deutsche Bank nicht ständig gejagt würde. Charttechnisch besteht etwas Hoffnung auf eine Bodenbildung bei elf Euro, aber gefestigt sieht das noch nicht aus. Wer immerhin an einen Seitwärtstrend der Deutsche Bank-Aktie glaubt, könnte zu einem Discount-Zertifikat greifen. Beispiel: HW4USK.

Herr Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, ist sicherlich ein Guter. Dennoch, es ist nun allerhöchst Zeit, dass er sein Amt bei der Deutschen Bank zur Verfügung stellt. Er ist nicht mehr tragbar, weil er – kein Vorwurf! – kein Glück hat und weil er es (bislang) nicht verstanden hat – klarer Vorwurf! – dem Haus eine bessere Richtung zu geben. Der Aktien-Kurs schiebt sich an die Marke von 12 Euro heran. Um ähnlich niedrige Kurse zu finden, muss man schon tief in die 1980er Jahre zurückgehen. Der Wert scheint der Liebling aller Short-Seller geworden zu sein, wogegen Achleitner kein Mittel gefunden hat, außer einer narzisstisch gekränkten Gereiztheit, die aber auch nicht weiterhilft.

Natürlich, dieser Satz MUSS in jeder Fusionserklärung stehen: Durch den Zusammenschluss werden Millionen, Milliarden von Euros [oder wahlweise einer anderen Währung] … eingespart. Weitere Floskeln SOLLTEN erwähnt werden: Gemeinsam sei man stärker, könne sich besser auf den Weltmärkten behaupten, die Fusion biete Chancen, um die Marktführerschaft zu erringen [oder wahlweise auszubauen], Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum werden steigen, Mehrwert schaffen. Shareholder Value, Stakeholder Value … Gut so. Aktionäre, Mitarbeiter und Aufsichtsgremien wollen so etwas hören. Warum sonst sollte ein Zusammengehen von zwei Unternehmen sonst genehmigt werden. Die Deutsche Börse will sich mit der Londoner Börse (London Stock Exchange – LSE) verschmelzen und sich künftig TopCo nennen [im ersten Augenblick hatte ich es mit dem japanischen Atomkraftwerksbetreiber Tepco verwechselt, hoffen wir einmal, dass TopCo nicht eine Kernschmelze droht]. Ja – und auch die Deutsche Börse hat die Zahl aller Fusionszahlen genannt: Es sollen Kosten-Synergien in einem Volumen von 450 Millionen Euro gehoben werden. Viel Glück dabei!

Die Deutsche Bank. Was für ein Absturz. Was für ein Niedergang. Das einst so stolze Geldhaus aus Deutschland. 1870 in Berlin gegründet und mit Firmenfinanzierungen groß geworden. Einst Zentrum der der Deutschland AG mit Beteiligungen an wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Industriekonzernen. Doch irgendwann begann die Hybris mit Peanuts, Kirch, Hypothenkrediten, Libor, Gold, Russland … Namen wurde geändert und wieder zurückgeändert. Investmentbanking. Privatkundengeschäft. Postbank. Sparen. Keine Postbank mehr. Und das Investmentbanking? Kein Plan. Rechtsstreitigkeiten mit Milliardenrisiken. Wo will man hin? Hmm. Erstmal sparen, aufräumen, sagt der Neue, John Cryan.

Hochamt der Aktionärsdemokratie, Hauptversammlung bei der Deutschen Bank. Es prasselt viel Kritik. Die Aktionäre sind unzufrieden. Der Aktienkurs ist zu niedrig. Das Image ist schlecht. Man fragt sich, ob die Vorstände der Bank mehr im Gerichtssaal sitzen oder generell mit der Aufarbeitung eines der 7.000 anhängigen Verfahren beschäftigt ist. Ach ja, neben all den Rechtsstreitigkeiten ringt das Geldinstitut auch noch um die richtige Strategie für die Zukunft. Der Aufsichtsratsvorsitzende (Über-Vorstand) Paul Achleitner hat schon mal klargestellt, dass bei einer globalen Universalbank aus Privatkundengeschäft und Investmentbanking bleibt.

Die Deutsche Bank, was hat diese Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht schon alles aushalten müssen. Da hat man zur Zeiten des Internetbooms die Privatkunden loshaben wollen – und schob sie in die Bank 24 ab. In der Deutschen Bank Filiale braucht man sich dann nicht mehr sehen lassen. Später kam die Re-Integration. Erst Deutsche Bank 24 und schließlich wieder Deutsche Bank. Coming home. So richtig glücklich war man mit den Krautern dennoch nicht. Man nahm sie halt mit, besonders als es nach der Finanzkrise mit dem Investmentbanking nicht sonderlich gut lief.