Rubrik: Interviews

Werden wir jemals wieder steigenden Zinsen sehen auf diesem Globus?
Wenn Sie jemals sagen, dann ist meine Antwort ganz klar ja. Aber nicht, solange wir uns in unserem gegenwärtigen Geld-System bewegen. Denn dieses Kredit-Geld-System, das 1971 als Folge der Entscheidung von US-Präsident Nixon, Gold vom Dollar abzukoppeln, entstand, steckt in der Krise. Ein Symptom dieser Krise ist der Nullzins. Diese Geld-System wird langfristig nicht überleben und es wird ein anderes Geld-System kommen – und dann werden wir wieder positive Zinsen sehen.

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe. Plusvisionen.de hat ihn am Rande der Jahrestagung des Münchner Finance Forums getroffen und mit ihm über die globalen Vermögensungleichgewichte, ein mögliche Zinserhöhung in den USA und die Gefahren für die Weltwirtschaft gesprochen.

Wo sehen Sie das größte Gefahren-Potenzial für die Weltwirtschaft? USA, Eurozone, China oder Japan?

Das Gefahren-Potenzial ist jetzt nicht in den Verteilungsfragen zu sehen, die eher mittelfristige Brisanz haben. Allerdings ist die Verteilungsfrage in den USA schon jetzt ein heiß debattiertes Thema. Die Ungleichverteilung in den USA, die noch ungleicher wird, ist sicherlich eine Bremse für Wachstum. Doch wie gesagt, das ist für die Wirtschaftsentwicklung der nächsten Jahre keine akute Gefahr. Die akute Gefahr ist eher, dass wir negative Finanzmarktreaktionen sehen werden, bei der anstehenden Zinswende der amerikanischen Notenbank …

China in der Krise? Die Weltwirtschaft strauchelt? Steht demnächst eine Leitzinserhöhung in den USA an? Können wir uns diese angesichts der hohen Verschuldung in den Industriestaaten überhaupt leisten? Wie werden die Börsen darauf reagieren? Plusvisionen.de hat bei Klaus Martini, dem ehemaligen globalen Chef-Strategen der Deutschen Bank und nun einer der Gesellschafter der Vermögensverwaltung Plückthun Asset Management, nachgefragt wie es um die Welt-Wirtschaft steht und wie es mit dem DAX weitergehen könnte.

Das Marktvolumen von Zertifikaten in Deutschland ist unter das Krisenniveau von 2009 zurückgefallen und befindet sich nun etwa auf dem Stand von 2005. Sehen Anleger in Zertifikaten immer weniger einen Vorteil gegenüber einem Direktinvestment in Aktien oder einem Investment in einen Indexfonds?

Nein, das lässt sich so generell nicht bestätigen. Richtig ist, dass sich das Gesamtvolumen des deutschen Zertifikate-Markts rückläufig entwickelt. Das spricht aber im Umkehrschluss nicht per se gegen die Sinnhaftigkeit der Produkte. Der Deutsche Aktienindex legte in den zurückliegenden Jahren eine bemerkenswerte Rallye hin; doch größtenteils ohne Privatinvestoren. Die Deutschen sind traditionell sehr risikoavers und scheuen kapitalmarktnahe Produkte. Angesichts des Niedrigzinsumfelds sollte ein Denkprozess einsetzen. Strukturierte Wertpapiere sind sowohl für konservative als auch sehr offensive Anleger ausgereifte Finanzinstrumente

Einer der weltweit führenden Leiterplattenhersteller, AT&S, hat seinen Sitz in der Steiermark. Nicht unbedingt der Ort, wo man ein Top-High-Tech-Unternehmen vermutet. Aber AT&S gilt nach wie vor als sogenannter Hidden Champion – und vielleicht braucht man dieses Versteck als Schutz vor der Konkurrenz in Asien. Plusvisionen.de hat bei Andreas Gerstenmayer, Chef von AT&S und Österreichs CEO des Jahres 2014, nachgefragt.

Time is Money. Effiziente Antworten sind gefragt, schließlich geht es um Wirtschaft und Geld.

Warum die Steiermark? Ist es ein gutes Versteck vor der Konkurrenz aus Asien? Historisch bedingt, hier liegen die Wurzeln des Unternehmens. Mittlerweile produzieren wir aber knapp 80 Prozent unseres Umsatzes in Asien, in Österreich haben wir uns auf Nischenprodukte in Kleinserien spezialisiert.

Martin Armstrong ist „The Forecaster“, der Seher. Mit seinem magischen Pi-Code, einem aus Wetterzyklen und historische Konjunkturdaten gegossenen Algorithmus, will er die Börsen prognostizierbar gemacht haben.

Glauben Sie als Amerikaner, dass wir den Euro brauchen?
Der Euro ist so konstruiert, dass er scheitern muss …

Ein Crash ist …?
… eine Anpassung, nichts wird ausgenommen sein …

Jens Jennissen ist Gründer von Fairr.de, einem Portal, das Altersvorsorge – insbesondere das Riester-Sparen – einfach, kostengünstig und transparent gestalten will.

Welche Bedeutung hat die Aktie bei der Altersvorsorge?
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Anlage in Produktivkapital gerade über langfristige Zeiträume auskömmliche Renditen brachte. Daher ist ein hoher Aktienanteil gerade für junge Sparer, die privat für das Alter vorsorgen möchten, ein absolutes Muss. Auf Grund der langen Ansparphasen sind kurzfristige Kurseinbrüche kein Grund zur Panik. Auf der anderen Seite ist eine hohe Aktienquote aufgrund möglicher Kursschwankungen kurz vor Renteneintritt nicht sinnvoll.

Ulrich Reinhardt, ist Zukunftswissenschaftler bei der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen. Er beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Wandel, mit dem Freizeit- und Konsumverhalten sowie der Europaforschung.

Time is Money. Antworten Sie: quick & clean. Smart wäre auch gut. Also effiziente Antworten, schließlich geht es um Wirtschaft.

Hat der Kapitalismus gesiegt?
In Zeiten der Globalisierung gibt es keine realistische Alternative. In aufstrebenden Ländern wollen die Bürger ihren Lebensstandard erhöhen. Hierfür muss in die Industrialisierung und die dafür notwendige Infrastruktur investiert werden – was der Kapitalismus leistet.

Hat der Kapitalismus noch eine Zukunft?
Vorläufig sicherlich. Allerdings schreitet die Spaltung der Welt immer weiter voran: Das Vermögen der drei reichsten Menschen übertrifft mittlerweile die Wirtschaftsleistung – BIP – der 57 ärmsten Nationen. In Deutschland verfügt das obere Zehntel der Bevölkerung über zwei Drittel des Gesamtvermögens, während das untere Zehntel Schulden hat.

Philipp Vorndran, der für die Deutsche Bank, Julius Bär und Credit Suisse tätig war. Von 1991 bis 1996 managte er den damals größten Derivatefonds weltweit. Seit 2009 ist er als Kapitalmarktstratege operativ für die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, tätig, davor war er längere Zeit deren Aufsichtsrat.

Antworten Sie: quick & clean. Smart wäre auch gut. Also effiziente Antworten, schließlich geht es um Wirtschaft.

Haben wir uns in den vergangenen Jahren umsonst Sorgen gemacht? Nicht, dass man sich eine Krise herbeiwünscht, aber gekommen ist sie auch nicht. Oder?
Die Sorgen sind weiter berechtigt. Echte Besserung gab es kaum. Realwirtschaftlich hat sich nicht viel geändert. Es wurde viel Geld von den Notenbanken in den Kreislauf gepumpt, was zu einem Anstieg der Vermögenspreise geführt hat. Gleichzeitig haben wir keine Marktzinsen mehr, sondern planwirtschaftlich festgelegte Zinsen nahe Null.

Der Dow Jones erreicht neue Rekordstände. War der dortige massenhafte Aufkauf von Anleihen mit frisch gedruckten Geld – Quantitative Easing – somit ein Erfolg?
Die Notenbanken haben den Regierungen durch Quantitative Easing Zeit geschenkt. Das ist eine der Voraussetzung für durchgreifende strukturelle Änderungen. Tatsächlich sind die USA hier weiter als Europa und Japan. Vor allem die Probleme im Finanzsektor wurden in den USA beherzter angegangen und viele Banken geschlossen. Aber auch in den USA sehe ich keinen tragfähigen Aufschwung. 2015 wird ein Jahr des Übergangs. Danach ist denkbar, dass die amerikanische Notenbank wieder ein QE-Programm auflegen muss.

Letztlich kann man alles in Geld umrechnen, alles hat seinen Preis, wenn man es zulässt, vom Betstuhl bis zum Bordell. Doch es ist die Frage, wie weit wir uns auf das Mysterium des Geldes einlassen. Der Geldbesitz ist höchst unterschiedlich, aber in Bezug auf die konkreten Werte ist das Geld der große Gleichmacher. Qualitäten werden in Quantitäten umgerechnet.