Rubrik: Chart-Signale

Während der DAX mit rund 9,5 Prozent Kursgewinn in 2015 eine ordentliche Bilanz erzielte, fällt das Fazit für die Wall Street deutlich schlechter aus. An der Weltleitbörse herrscht Ernüchterung, der S&P 500 büßte leicht ein und entwickelte sich so schlecht wie seit 2008 nicht mehr. Besonders im langfristigen Jahreschart zeigt sich immer deutlicher, dass die Rally seit 2009 markant an Dynamik verloren hat. Angetrieben von der beispiellos expansiven Geldpolitik der Fed stürmte der Index in den vergangenen Jahren ohne marktbereinigende Korrektur um rund 200 Prozent nach oben. Allmählich wird die Luft aber dünn, wie der in 2015 ausgebildete Doji im Kerzenchart eindrucksvoll zeigt.

Für den DAX ist das Phänomen Weihnachtsrally bekannt, bei den Einzelwerten sieht die Lage hingegen anders aus. Denn nicht alle Aktien sind dafür gleichermaßen geeignet.

Es ist nicht zu übersehen, dass in den vergangenen beiden Tagen sich verschlechternde Signale aus dem Kursbild kommen: So hat der Index am Montag nach einem vorüber gehenden Anstieg im Tagesverlauf exakt an seinem Monatsdurchschnittskurs wieder nach unten gedreht – dies ist gut im Ein-Stunden-Chart und im Kerzenchart auf Tagesbasis erkennbar, wo die 21-Tage-Linie als blaue Kurve im Chart visualisiert ist. In einer Korrektur im Aufwärtstrend oder einer Seitwärtsbewegung ist dieser Mittelpreis eigentlich kein Widerstand, die Kurse können relativ frei darum schwanken oder er wird gar nicht erst deutlich unterschritten, wie es beispielsweise Mitte und Ende November zu beobachten war.

Nach dem jüngsten Ausverkauf ist eine vorläufige Bodenbildung nicht mehr weit weg. Doch ob daraus eine dauerhafte Stabilisierung erwachsen kann, muss sich erst zeigen. Das Ausmaß der nächsten Gegenbewegung zurück nach oben wird erfahrungsgemäß einen zuverlässigen Hinweis liefern, wie wahrscheinlich ein Ende der kurzfristigen Korrektur nun ist.

Und sie läuft und läuft und läuft und läuft … Die VW-Aktie ist wieder da! Ist wieder da? Seit ihrem Tief Anfang Oktober hat sie rund 45 Prozent im Kurs gut gemacht. Gut gemacht! Dabei hat sich die Nachrichtenlage keinesfalls verbessert, eher im Gegenteil. Immer weiterer Runden scheint der Abgasskandal des Volkswagen-Konzerns zu ziehen. An der Börse gewinnt man dabei den Eindruck: die Aktie scheint das nicht mehr zu stören. „Buy on bad new“ ist wohl das Motto derzeit.

Es sieht gut aus beim DAX. Er überschreitet wichtige Chartmarken nach oben. Die Jahresendrallye ist vorbereitet. Aber der Reihe nach: Mit dem Anstieg über 11.000 Punkte knackt der DAX mit der 200-Tage-Durchschnittslinie und dem Abwärtstrend gleich zwei entscheidende Widerstände.

Wie sieht denn das schon wieder aus bei der Aktie der Deutschen Bank – rein charttechnisch? Der Kurs nähert sich doch recht nah den Tiefstständen vom August und September. Noch, ja noch, besteht für alle Optimisten die Hoffnung, dass sich noch alles zum Guten wendet und sich als sogenannte Schulter-Kopf-Schulter-Formation herauskristallisiert. Aber dafür müsste die DB-Aktie schon bald – sehr bald – die Kurve nach oben bekommen und am besten möglichst rasch über die Marken von 28/29 Euro steigen.

Wie geht es weiter mit der Apple-Aktie? Nach dem Einbruch im August hat sie sich zwar wieder deutlich erholt, die alten Allzeithochs wurden jedoch (noch) nicht wieder überschritten. Charttechnisch hängt das Papier nun am Widerstand von 120 Dollar.

Die Adidas-Aktie ist derzeit ein Fest oder fit wie ein Turnschuh, um eine Plattitüde zu bemühen. Sie sprintet sozusagen nach oben. Die schweren Zeiten des Turnerbunds liegen offenbar endgültig hinter dem Unternehmen, obwohl die Restrukturierung noch nicht abgeschlossen ist. Der Golf-Bereich ist längst noch nicht eingelocht. Marken sollten verkauft werden und TaylorMade will man neu positionieren.

Cryan schreibt ab (immaterieller Firmenwert von Bankers Trust), bildet weitere Rückstellungen und baut die Chefetage um. Erst jetzt wird immer klare, in welch desolatem Zustand seine Vorgänger hinterlassen beziehungsweise welche Fehlentscheidungen diese getroffen haben. Sind sind keine guten Zeugnisse, die Cryan jetzt für seine Vorgänger und Vorvorgänger ausstellt.

Shortseller aufgemerkt! Die Politik hat entschieden. Die Versorger Eon und RWE sollen/dürfen nicht pleite gehen. Darauf hatte ja so Mancher am Markt spekuliert und die Kurse der Energieunternehmen immer weiter nach unten getrieben. Die Politik wollte diesem Treiben offenbar nicht länger zusehen. Deshalb gab es jetzt ein quasi-amtlicher Verlautbarung: Die Rücklagen für die Verschrottung der Kernkraftwerke in Deutschland und die Endlagerung reichen aus. 38,3 Milliarden habe die Versorger dafür auf der hohen Kante. Eon allein 16,6 Milliarden Euro und RWE 10,4 Milliarden Euro.

Der Öl-Preis bleibt somit stark angeschlagen. Charttechnisch ist die Unterstützungslinie bei 40 Dollar (Sorte Brent) noch ein Bollwerk, das im August auch gehalten hat. Dennoch wirkt der Chart so, als gäbe es noch Ambitionen auf deutlich niedrigere Kurse, Richtung 30 Dollar, vielleicht sogar 20 Dollar. In diesem Jahr wurden 21 Jahre Aufwärtstrend gebrochen, da ist viel kaputt gegangen und vieles kann nun passieren. Außerdem sieht die Kursbewegung bei Mai wie ein Flagge in einem Abwärtstrend aus. Häufig stehen diese erst für die Halbzeit einer Kurs-Bewegung.