Rubrik: Chart-Signale

Es ist ein Chart des Grauens: RWE. Wohl selten (ich kann mich spontan nicht daran erinnern), hat es einen derartigen Abwärtstrend einer Aktie im DAX gegeben. Immerhin hat die Aktie Anfang 2008 noch bei über 100 Euro notiert. Nun ist sie auf 15 Euro und etwas gefallen, ein Minus, man kann es leicht errechnen, von 85 Prozent. Bislang. Denn weitere Kurs-Verluste sind nicht ausgeschlossen.

Ach die Telekom. Was haben wir nicht schon alle gefeiert und auch geweint mit ihr. Haben freudig gezeichnet und Kurs-Gipfel erklommen (damals), sind herabgestiegen mit ihr, dorthin, wo es ganz dunkel wird im Chart. T-Aktie und Anleger. Sie haben sich lieben und hassen gelernt. Sind aneinandergewachsen, obwohl man das NIE bei einer Aktie tun sollte, sich emotional binden, weil man dann NIE mehr von dieser Aktie loskommt. Aber was will man machen. Auch Anleger sind Menschen. Aber nun wird alles wieder besser bei der Telekom.

Die Apple-Aktie scheint aus ihrer Seitwärtsbewegung nach unten rutschen zu wollen. Sollte sich das bestätigen, könnte die Formation als Top ansehen, dem dann wahrscheinlich deutlich größere Kursverluste folgen werden. Die nächsten Stufen nach unten wären wohl: 105, 95, 80 Dollar …

Bei der Deutschen Bank hat man das Gefühl, dass es nach dem Vordenker und dem feinen Bankier Alfred Herrhausen wirtschaftlich und moralisch nur noch bergab ging. Die Liste wunderlicher und unglückseliger Erinnerungen ist lang: Peanuts (Hilmar Kopper), Kirch (Rolf-E. Breuer), Peace-Zeichen plus Grinsen (Joseph Ackermann) und, vorläufig trauriger Höhepunkt, all die Manipulationen an den Zins-, Devisen-, Gold-Märkten (Anshu Jain). Seit der Ermordung Herrhausens 1989 geht das nun schon so. Die die einst so stolze Deutsche Bank hat abgewirtschaftet. Die Marke ist beschädigt und der Aktien-Kurs liegt am Boden – zu recht. Die Deutsche Bank ist nur noch Bank und da auch keine sehr gute mehr. All das, was Hermann Josef Abs und Herrhausen aufgebaut haben ist dahin. Die Deutsche Bank war früher mehr als nur eine Kreditinstitut.

Gleichzeitig geht der Umbau des Bayer-Konzerns weiter: Von Merck & Co. USA wurden die rezeptfreien Medikamente gekauft. Das Diabetes-Care-Geschäft soll verkauft werden. Für die Kunststoffsparte (MaterialScience) ist für Mitte 2016 ein Börsengang unter dem Namen Covestro angestrebt. Das Teilunternehmen profitiert derzeit von niedrigen Rohstoffpreisen und einer guten Nachfrage. Der Umsatz verbesserte sich um 11,2 Prozent. Bayer erwartet in diesem Bereich unverändert weiteres Mengenwachstum. Es dürfte ein einträglicher Börsengang für Bayer und seine Aktionäre werden.

Sensationell ist natürlich die Bewertung der Versorger-Papiere. Nicht weiter verwunderlich nach diesem Kursrückgang. Es gibt niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) und satte Dividenden-Renditen. Aber bevor der Jubel zu groß wird, es lastet eine erheblich Unsicherheit auf den aktuellen Zahlen, da angesichts des wackeligen Geschäftsmodells Gewinne und Dividenden nur schwer zu schätzen sind.

Es ist die ewige Frage, die sich Aktionäre bei einer Übernahme stellen: Ist der Preis hoch genug, der geboten wird? Nun hat der Kalihersteller Potash Corporation of Saskatchewan ein Kaufangebot für K+S vorgelegt. Angeblich sind die Kanadier bereit 40 Euro je Aktie zu bezahlen. Ist das zu viel oder zu wenig? Was sagt der Blick auf den Aktienkurs? Gestern schloss die K+S-Aktie bei 29 Euro. Nun notiert sich bei 38 Euro, was einen Aufschlag von gut 30 Prozent darstellt – eigentlich ordentlich.

Viele dunkle Kerzen wurden zuletzt beim Euro vs. Dollar angesteckt. Nach dem Doppel-Boden im März/April war die europäische Gemeinschaftswährung fast bis auf 1,15 Dollar gestiegen. Inzwischen ist der Euro auf einen Kurs unter 1,09 Dollar gerutscht. Dabei wurde der kurzfristige Aufwärtstrend gebrochen und zudem noch zwei mehr oder weniger massive charttechnische Unterstützungslinien. Nun sieht es so aus, als würde der Euro erneut das Tief bei 1,05 Dollar testen wollen.

Ist die Korrektur im DAX nun vorbei? Charttechnisch auf jeden Fall noch nicht. Der kurzfristige Abwärtstrend (11.830) ist weiter intakt (noch) – immerhin, der Widerstand bei 11.660 Punkten wurde schon überwunden, wenn auch noch nicht nachhaltig.

Bei der Wacker Chemie scheint das Tal durchschritten zu sein. Das Unternehmen hebt seine Umsatzprognose an. Das freut natürlich die Aktionäre und die Börse. Von rund 40 Euro hat sich das Papier inzwischen wieder bis fast an die Marke von 120 Euro herangeschoben. Schub hat sich auch durch den möglichen Verkauf beziehungsweise Börsengang der Halbleiter-Sparte Siltronic bekommen.

Ist sie das nun, die Konsolidierung? 5 dunkle Kerzen im Tageschart des DAX in Folge. Das Hoch lag bei knapp 12.390 Punkten – dann ging es abwärts, bis auf rund 11.680 Zähler. Das ist ein Minus von 710 Punkten oder 5,7 Prozent, bislang. Es könnte noch mehr kommen, nun da der Markt DAX angeschlagen ist und ein rauschendes Kursfest hinter ihm liegt. Zur Erinnerung: Im vergangenen Oktober notierte der DAX im Tief bei 8.350 Punkten, ab da ging es mit nur wenigen Unterbrechungen nach oben. Ein Anstieg von 4.040 Punkten oder 48 Prozent.

Es ist eine der größten Altlasten, welche die Deutsche Bank mit sich herumschleppt – der Libor-Skandal. Nun scheint die Strafe für die Zinsmanipulationen festzustehen. Gegen eine Zahlung von 1,4 Milliarden Euro könnten wohl die Aktendeckel in den USA und Großbritannien geschlossen werden. Eine weitere Unsicherheit wäre aus dem Markt und man könnte wieder nach Vorne blicken.