Früher wurden dort, im ehemaligen Stockholmer Freihafen, Ford-Automobile, mit Teilen aus aller Welt, für den schwedischen Markt zusammengeschraubt, heute befindet sich in den einstigen Fabrikhallen die Nasdaq First North für die Märkte Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark, wo derzeit 535 Unternehmen mit einer durchschnittlichen Marktkapitalisierung von aktuell (2023) 62 Millionen Euro gelistet sind. Die Nasdaq First North zählt mit den Bereichen Premier und Growth damit zu den bedeutenderen Börsen für kleinere und mittlere Firmen in Europa. Unter anderem ist dort – Premier – auch Media and Games Invest (MGI) notiert (mit einer Zweitnotiz im Frankfurter Scale Segment).
Die MGI hat zwei heftige Jahre hinter sich, was den Kurs angeht: Im Juli 2021 notierte die Aktie (A3D3A1) des Spezialisten für Online-Spiele und entsprechender Online-Ad-Werbung noch bei rund 6,50 Euro, aktuell ist das Papaier weniger als einen Euro wert. Die Marktkapitalisierung ist so auf 151 Millionen Euro zusammengeschmolzen – und das bei einem Cash-Bestand von 130 Millionen Euro, per Ende März 2023. Gut, MGI schleppt, durch zahlreiche Akquisitionen, auch Schulden in Höhe von 288 Millionen Euro in der Bilanz zurzeit mit sich.
Im ersten Quartal 2023 steigerte MGI den Umsatz um vier Prozent auf 68,8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der (bereinigte) operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) verbesserte sich um neun Prozent auf 19,1 Millionen Euro und der (bereinigte) Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) kletterte um zwölf Prozent auf 15,2 Millionen Euro. Daraus errechnen sich schöne Margen von 28 beziehungsweise 22 Prozent.
Warum läuft es dennoch nicht mit dem MGI-Kurs? Das hat viel mit den veränderten Wachstumserwartungen zu tun: Mitte 2022 ging der Markt noch von einem Anzeigen-Plus von rund zehn Prozent aus, im März 2023 waren es nur noch circa drei Prozent, aufgrund der weltweiten Konjunkturflaute. Hinzu kommt, dass MGI einige Online-Spiele abgeschaltet hat, um Kosten zu sparen, aber sich hierdurch auch um Wachstumschancen bringt.
Konkret: Im ersten Quartal nahmen die Programmatic-Umsätze (Auslieferung zielgenauer und kundenspezifischer Online-Werbung) bei MGI um acht Prozent zu, während die Games-Erlöse um sechs Prozent sanken. Insgesamt rechnet MGI für 2023 mit einem Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent auf 335 bis 345 Millionen Euro bei einem bereinigten Ebitda zwischen 95 und 105 Millionen Euro, was einem Plus von zwei bis 13 Prozent entspräche. 2022 betrug das Umsatzwachstum 29 Prozent und die bereinigte Ebitda-Zunahme 31 Prozent.
MGI ist sehr gut im Ad-Markt positioniert und ist margenstark, was bei einem anziehenden Geschäft, bei einer Konjunkturerholung, schnell zu deutlich steigenden Gewinnen führen kann. Die hohen Schulden stellen bei steigenden Zinsen oder höheren Zinsen eine Belastung für die Marge dar. Als starker Zykliker ist MGI auch eine Wette auf eine bessere globale wirtschaftliche Entwicklung.
GBC Investment Research sieht aktuell (8. März 2023), wegen der Neukundengewinnung und der Positionierung als vollintegrierte Ad-Tech-Plattform, weiteres Wachstum. Bei einem Kursziel von 5,40 Euro vergibt das Analysehaus die Einschätzung Kaufen.
Am 20. Juni änderte GBC das Kursziel auf 5,30 Euro. Das Rating wurde bei Kaufen belassen.
MGI-Aktie (Tageschart): Kräftige Talfahrt