Rubrik: Weidmann

Honey, Mario [Draghi], du hast die Zinsen geschrumpft. Mal wieder. Die Umlaufrendite der Bundesbank, ein Rendite-Durchschnittswert aller Bundesanleihen, hat die magische Zahl von null Prozent erreicht. Zinsen gibt es immer weniger. Irgendwann haben wir uns mal eingebildet [wie lange ist das eigentlich her?], dass Geld etwas Wert sei und der Preis für das Geld sei der Zins. Klang auch logisch, da man, wenn man etwas sparen wollte, im Hier und Jetzt auf so manches Schöne im Leben verzichten muss [Konsum-Verzicht], um später etwas mehr zu haben oder überhaupt noch etwas zu haben.

Griechenland hat uns sediert. Es ist soweit. Nichts passt mehr rein. Alles wurde gesagt, besprochen, ausgetauscht. Papers verteilt, immer in letzter Minute. Dann ein Ultimatium. Neue Forderungen. Und das Ganze von vorne. Nachrichten-Talibanismus. Ein ökonomisch so kleines Land, aber seit gefühlt sechs Jahren bestimmt es die Wirtschaftsmeldungen, auch das ist eine Leistung. Fast möchte man schreien: BITTE! WIR KÖNNEN NICHT MEHR. MACHT IRGENDWAS, ABER MACHT.

Der DAX hat seinen Übermut von gestern etwas abgestreift – und verhält sich heute vorsichtiger, so scheint es zumindest. Insgesamt bleibt die Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen doch sehr erstaunlich. Selbst kleiner Rückschläge wurden immer wieder zu Käufen genutzt, was nun schon seit neun Wochen für steigende Kurse sorgt. Hauptantrieb bleibt dabei die große Liquidität, die sich im Markt befindet, weil die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag begonnen hat, Anleihen am Markt aufzukaufen. Bereits 9,8 Milliarden Euro sollen dafür schon ausgegeben worden sein. Fehlen noch 50,2 Milliarden Euro für diesen Monat.

Gestern war die Enttäuschung über die Europäische Zentralbank (EZB) und deren Präsident Mario Draghi groß. Die Börsianer hatten sich mehr erwartet, vielleicht sogar die Ankündigung eines QE-Programms. Doch Draghi blieb vage. Er wolle erst sehen, wie sich die Wirtschaft entwickle … Der DAX reagiert verschnupft. Heute jedoch geht es wieder deutlich nach oben, sogar bis über die magische Marke von 10.000 Punkten. Vor allem die guten US-Arbeitsmarktdaten und die Zahlen zu den deutschen Auftragseingängen im Oktober machen Laune. Die Orders stiegen um 2,5 Prozent. Experten hatten lediglich ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. Das lässt für den weiteren Konjunkturverlauf hoffen. Und auch die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft in weiterhin „guter Verfassung“. Es bestehte die begründete Hoffnung, „dass sich die aktuelle Schwächephase als vorübergehend erweist“, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann zur neuen Halbjahresprognose.

Der Euro hat sich zunächst wieder etwas stabilisiert. Hier macht sich das Zögern Draghis bemerkbar. Später drückten die US-Arbeitsmarkten den Euro unter die 1,23 Dollar.

Beim Öl wirkt es so, als würde es bald noch weiter nach unten gehen.

Die Aktie der Telekom notiert wieder über der Abwärtstrendlinie. Die Branche ist wieder gefragt und insbesondere auch die T-Aktie.

Daimler verkauft gut und auch die Aktie entwickelt sich erfreulich. Sie lässt den langfristigen Abwärtstrend wieder deutlicher hinter sich.

Die Deutsche Bank Aktie scheint die Bodenbildungsphase beenden zu wollen. Es geht weiter aufwärts.

Eon profitiert weiter von dem angekündigen Konzernumbau, der die Abspaltung von Kohle-, Öl-, Gas- und Atomkraftwerken vorsieht.

Am Donnerstag tagt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zum letzten Mal in diesem Jahr. Präsident Mario Draghi wird im Anschluss an die Sitzung die geldpolitische Strategie der Notenbank darlegen. Viel Neues dürfte es nicht geben. Er wird sich vermutlich alle Möglichkeiten offenhalten, besonders die für weitere Lockerungen. Der Euro sinkt gegenüber dem Dollar schon mal – proaktiv – unter die Marke von 1,24 Dollar. Der Devisenhandel rechnet wohl schon fest mit Quantitative Easing (QE), also dem massenhaften Aufkauf von Staatsanleihen mit frisch gedrucktem Geld. Inzwischen sind schon die ersten Wunschlisten bei Draghi eingegangen …

Es ist der 13. Allerdings ein Montag, was ja auch nicht unbedingt Gutes verheißen muss. Nach dem Einbruch vom Freitag zeigt sich der DAX dennoch mutig und steigt um eine halbes Prozent. Nicht viel, aber immerhin geht die Talfahrt nicht ungebremst weiter. Rund 1.000 Punkte hat der DAX nun seit seinem letzten Hoch eingebüßt. Natürlich ist nach so einem Kursrutsch die Situation an den Börsen überverkauft, was aber nicht viel bedeuten muss in solchen Phasen. Auch ein Rutsch in den Bereich von 8.000/8.500 Punkten kann nicht ausgeschlossen werden. Ein Muss ist es aber auch nicht, schließlich gibt es derzeit nicht allzuviele (keine) Anlagealternativen zu Aktien.

Die Commerzbank-Aktie präsentiert sich recht wacker. Gerüchten nach hat die Bank den Stresstest der EZB bestanden. Da greift so macher zu.

Düster sieht es nach wie vor bei Südzucker aus. Bei dem Wert sind noch keine Anzeichen einer Besserung erkennbar.

Die fundamental recht interessante Allianz Aktie klammert sich nach dem Kurseinbruch an den (noch) bestehenden Aufwärtstrend.

Gedanklich schon bei BRAGER? Oder sogar beim Vorbereiten? Von schnellen Dribbling ist beim DAX nichts zu sehen. Er lässt sich leicht zurückfallen. Ist damit das Spiel aus? Allenfalls ein Remis in der regulären Spielzeit beziehungsweise Verlängerung, um dann die Entscheidung im Elfmeterschießen zu suchen? Das Elfmeterschießen der Finanzmärkte ist ja die anstehenden Bilanzsaison — da weiß man nie so recht, was passiert. Ein wenig mulmig ist die Situation schon, die jetzige Seitwärtsbewegung könnte Top-Bildung und somit Auftakt zu einer Abwärtsbewegung sein. Gut, aber soweit ist es noch nicht. Mit der vielen Liquidität im Markt kann immer alles passieren. Nach Orientierung sucht auch der Euro. Eine Art Harami könnte im Dow Jones auf eine Trendwende hinweisen. Beim Rohöl (WTI) scheint sich ein Bruch des (kurzfristigen) Aufwärtstrends anzudeuten. Gold ist nach wie vor uninspiriert. Weiter deutlich angeschlagen wirkt die Aktie der Commerzbank. Hier dürfte es vermutlich weiter gen Süden gehen.

Es ist Freitag. Freitag, der 13. Der DAX fällt unter die Marke von 9.900 Punkten. Sorge bereitet den Börsianern der Ölpreis und die Konflikte im Irak, die den Ölpreis befeuern. Die radikal-islamischen Isis-Kämpfer erobern weitere Städte. Wie sagte einst George Walker Bush jr auf dem Flugzeugträger.: Mission Accomplished. Gold und Silber profitieren nach wie vor von ihrer überverkauften Situation und sicher auch vom den Kämpfen im Irak. Der Nikkei legt auch an einem Tag wie heute zu. Ein Zeichen der Stärke. Freundlich auch die Tendenz beim Euro. Eigentlich erstaunlich, denn bei Spannungen in der Welt wird eher zum Dollar gegriffen. Aber der Euro schien nach den Kursverlusten auch überverkauft zu sein.