Rubrik: Verschrottung

Da sollte man eigentlich meinen, dass es für Innogy an der Börse wie geschnitten Brot laufen sollte. Tut es aber nicht. Die Innogy-Aktie hat seit Start kräftig eingebüßt. Ein guter Grund könnte dafür sein, dass in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres der Betriebsgewinn (operatives Ergebnis) um 15 Prozent gefallen ist …

Jetzt aber. RWE. Es muss nur düster genug aussehen, dann goutiert die Börse auch schon kleinste Lichtblicke. Der RWE-Konzern hat es dank eines guten Ergebnisses im Energiehandels geschafft das Betriebsergebnis um 7,1 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro zu steigern. Der Finanzvorstand murmelt dazu etwas von einem „durchaus vorzeigbaren Ergebnis“. Na dann – ach ja, die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr wurde auch noch bestätigt. Die Börse feiert das mit einem Kursplus von fast 9 Prozent.

Da gucken die Aktionäre gewaltig in die Röhre: RWE wird für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende zahlen! Sauer ist vor allem die Gruppe der Altaktionäre der öffentlichen Hand, also beispielsweise die Stadt Essen, die wie andere 129 Städte und Kreise rund 24 Prozent der RWE-Aktien halten. Viele Kommunen müssen nun Haushaltslöcher stopfen, denn die Dividenden waren ein fixer Anker in vielen Haushaltsplänen. Schließlich hat RWE 60 Jahre lang brav die „Kohle“ abgeliefert.

Was ist der natürliche Reflex eine Vorstands, wenn sich das eigenen Geschäftsmodell als nicht mehr tragfähig herausstellt? Richtig. Es wird gespart [bis die Schwarte kracht, sagt man landläufig]. Bislang wollte der Versorger RWE bis 2017 rund 2 Milliarden Euro einsparen, nun sollen es bis 2018 rund 2,5 Milliarden Euro werden. Dadurch soll die „operative Schlagkraft“ gestärkt werden. Harte Einschnitte sind im konventionellen Stromgeschäft und beim britischen Vertrieb zu erwarten. RWE muss sparen, da zu lange damit gewartet wurde, sich auf neue Zeiten einzustellen. Deshalb wurde die Dividende für die Stamm-Aktien ausgesetzt und die der Vorzüge von 1 auf 0,13 Euro gesenkt.

Der Steuerzahler soll wieder mal ran bei den Versorgern Eon und RWE, was die Verschrottung der Kernkraftwerke angeht. Darüber freut sich natürlich die Börse, weil dann sehr wahrscheinlich deutlich weniger Kosten auf die Versorger zukommen würden. Die Kurse der Aktien von Eon und RWE steigen kräftig.

Irgendwie lassen mich die drastischen Kursverluste bei Eon und RWE – Sorry Aktionäre! – wieder an die gute alte (soziale) Marktwirtschaft glauben. So richtig sind wir erstmalig bei der Banken-Krise vom Glauben abgefallen. Für Fehlspekulationen musste plötzlich die Allgemeinheit aufkommen. Gut, damals ging es um die Rettung des Finanz-Systems, das sicherlich gecrasht hätte und mit ihm die gesamte Wirtschaft, wäre der der Staat nicht eingeschritten und hätte tüchtig Verluste sozialisiert.