Rubrik: Umlaufrendite

Ich höre immer wieder und gebetsmühlenartig von den Predigern einer soliden Altersvorsorge: NUTZEN SIE DEN ZINSESZINS! Ah! Ja, der Zinseszins ist die größte Erfindung des menschlichen Geistes wie Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein wohl eher resigniert feststellte (der Zinseszins, bitte!). Aber lohnt sich der Zinseszins immer? Nein, nicht immer.

Was Sparern und Lebensversichern die Tränen in die Augen treiben dürfte, ist natürlich für den DAX ganz nach seinem Geschmack. Das Anleihen-KGV tendiert bei einer negativen Umlaufrendite in Richtung unendlich [lim x→+∞], was schon sehr sensationell ist, rein gedanklich. Bei diesen Werte gibt es für Aktien – nach der traditionellen Lehre, anno dazumal hat man mal Anleihen- mit Aktien-Bewertungen verglichen – keine Konkurrenz mehr für Aktien.

Honey, Mario [Draghi], du hast die Zinsen geschrumpft. Mal wieder. Die Umlaufrendite der Bundesbank, ein Rendite-Durchschnittswert aller Bundesanleihen, hat die magische Zahl von null Prozent erreicht. Zinsen gibt es immer weniger. Irgendwann haben wir uns mal eingebildet [wie lange ist das eigentlich her?], dass Geld etwas Wert sei und der Preis für das Geld sei der Zins. Klang auch logisch, da man, wenn man etwas sparen wollte, im Hier und Jetzt auf so manches Schöne im Leben verzichten muss [Konsum-Verzicht], um später etwas mehr zu haben oder überhaupt noch etwas zu haben.

Die Märkte scheinen sich auf eine weitere (geldpolitische) Lockerungsrunde der Europäischen Zentralbank (EZB) einzustellen. Heute hat die europäische Statistikbehörde (Eurostat) bekanntgegeben, dass die Inflationsrate im Februar auf minus 0,2 Prozent gerutscht ist. Im Januar waren es noch plus 0,3 Prozent. Somit ist man wieder im Deflationsterrain. Das könnte auch bedeuten, dass sich EZB-Präsident Mario Draghi wieder herausgefordert fühlt, die Geldschleusen für die Eurozone weiter zu öffnen. Dezente Andeutungen gab es bereits auf der vergangenen Sitzung, weil es mit der Weltwirtschaft nicht sonderlich gut läuft.

Es ist Freitag, der 13. – mal wieder. Der DAX erreicht mit 11.900 Punkten ein neues Rekordhoch (obwohl der Dow Jones nachgibt). Ansonsten ist es recht ruhig. In den USA sind die Großhandelspreise erneut gefallen, was die Renditen bei US-Staatsanleihen ins Rutschen brachte. Kommt die Deflationsfrucht nun (wieder) in den USA an? Für den Aktienmarkt müsste das nicht schlecht sein, schließlich könnte sich die Chefin der Federal Reserve, Janet Yellen, dann mehr Zeit mit einer Leitzinserhöhung nehmen.

Technische Gegenreaktion beim DAX auf die vorangeganenen Verluste. Der Markt war kurzfristig überverkauft. Eine Trendwende muss dies allerdings nicht sein. Der Grund für den heutigen Optimismus ist vor allem der Anstieg des Dow Jones zum Wochenschluss. Für Entspannung sorgt auch die Situation in der Ukraine. Russland hat ein Manöver an der Grenze planmäßig beendet. Generell überwiegt eine abwartende Haltung. Aber ob das schon die Wall of Worry ist, an denen der Markt nach oben klettern kann, bleibt abzuwarten. Gefragt bleiben nach wie vor Bundesanleihen. Die Umlaufrendite erreichte am Freitag einen rekordniedrigen Stand von 0,86 Prozent.

Rentenhändler trifft Goldhändler :: Und? :: Was und? :: Die langfristigen Zinsen fallen ja wieder bei euch. :: Ja. Jeder…