Rubrik: Ströer

Das sieht auf den ersten Blick nach Friede, Freude, Eierkuchen aus: Beim Außenvermarkter Ströer läuft das Geschäft prima. So berichteten die Kölner am gestrigen Mittwoch, dass das Ergebnis im abgeschlossenen Jahr 2021 am oberen Ende der Prognose liegen wird. Nachdem das Management bislang beim bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) einen Wert zwischen 490 und 510 Millionen Euro erwartet hatte, dürften es nun also nun mehr als 500 Millionen Euro geworden sein. Daher zog die Stöhr-Aktie (749399) gestern in der Spitze rund fünf Prozent an und setzt die Erholung auch am heutigen Donnerstag fort.

Die Ströer-Aktie mutiert zu einem ausgesprochenen Analysten-Liebling. Jetzt haben die NordLB und das Bankhaus Lampe nachgezogen. Die NordLB ruft ein Kursziel von 72 Euro auf, nach bescheidenen 58 Euro und Lampe nimmt 69,00 (62,00) Euro ins Visier. JP Morgan erhöht auf 77,00 Euro, nachdem die Amerikaner erst kürzlich 72,60 Euro genannt haben. Überraschendes hält nun der Chart bereit. Sehr verwegenen Ströer-Optimisten könnten auch auf einen Endlos-Turbo-Bull der HVB (HU6ZY3) mit Hebel 1,8 setzen.

Ooohoo! Gleich drei (mindestens) Analysehäuser heben in den vergangenen Tagen ihre Kursziele für die Ströer-Aktie an: HSBC auf 60 Euro mit einem hold – okay, das ist nicht sonderlich ambitioniert, wenn das Papier gerade bei 61 noch was Euro steht. Barclays ist da mit 67 Euro und einem overweight schon aggressiver. Durchaus mutig ist JP Morgan mit 72 Euro und auch einem overweight. Auf all diese wohlwollenden Urteile reagiert die Aktie freudig mit einem Kursplus von insgesamt gut zehn Prozent. Dabei wurde auch ein wichtiger Widerstand überschritten, was zu einer charttechnisch spannenden Situation führt. Eine Alternative zur Aktie könnte kurzfristig ein Discount-Zertifikat mit Sicherheitspuffer sein. Beispiel: HU9KKS.

Um die Leerverkäufer bei Ströer ist es wieder deutlich ruhiger geworden. Das Muddy Water (trübe Wasser) scheint versickert. Dieser Leerverkäufer hatte im Frühjahr des vergangenen Jahres mächtig Terror bei dem Werbevermarkter gemacht. Der Hauptvorwurf an das Management lautete: das Geschäftsmodell laufe nicht. Das reichte, um den Kurs um 30 Prozent einbrechen zu lassen. Dieses Niveau hat dann Muddy Water wohl genutzt um seine Position glattzustellen. In den Leerverkäuferlisten taucht dieser Shortseller aktuell nicht mehr bei Ströer auf. Mission accomplished. Inzwischen notiert die Aktie ziemlich genau auf dem Niveau wie vor der Short-Attacke. Ob nun wieder im trüben gefischt werden soll? Zittrige können verkaufen. Die jüngst veröffentlichen Zahlen waren gut – und demnächst wird die Dividende ausgezahlt.

Ströer hat sich 2016 gut entwickelt. Der aktuelle Aufwärtstrend ist somit durchaus gerechtfertigt. Erstmals wurde sogar die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro geknackt und der Jahresüberschuss legte von 107 auf 157 Millionen Euro zu. Gemessen am Börsenwert von 2.619 Millionen Euro, errechnet sich daraus ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16,7. Aber wie sieht es in diesem Jahr aus?

Ein sogenanntes One-Day-Reversal im DAX. Das heißt: Im Minus gestartet und dann doch noch ins Plus gerettet. Das sieht man gerne als Börsianer, auch weil es ein Zeichen von Marktstärke ist. Zunächst hatte die japanische Notenbank verstimmt, von der man eigentlich angenommen hatte, sie würde noch mehr Geld in die Märkte fließen lassen. Hat sie aber überraschender Weise nicht getan. Sie hielt sich zurück mit Negativzinsen und weiteren Käufen von Anleihen und wartet – wie auch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) – erstmal ab.

Muddy Waters zweifelt so ziemlich alles an, was Ströer macht, sagt und veröffentlicht: Das Geschäftsmodell laufe längst nicht so gut wie behauptet, der Cash-flow (laut Veröffentlichung: 92,4 Millionen Euro) sei signifikant niedriger und die Profitabilität sei eigentlich schlecht. Ströer verschleiere Transaktionen und die Angaben in den veröffentlichten Bilanzen seien ein Fake. Das sind sehr heftige Vorwürfe. Ströer sagt dazu: „Der Bericht ist weit hergeholt, mindestens tendenziös und im Ergebnis vollkommen haltlos.“