Rubrik: Steve Jobs

Die Tech-Gemeinde hat mit Tesla ein neues Hochamt in das sie pilgern kann, was braucht man da noch Apple. Früher lauschten die Jünger andächtig den Worten von Vorbeter Steve Jobs – nun schaut man zu Elon Musk als neuen Heilsbringer auf. Kult währt nicht ewig. Kult wandert. Die ganz aufregenden Jahre von Apple scheinen erstmal vorbei zu sein; das Unternehmen aus Cupertino hatte in seiner 40-jährigen Geschichte [Gratulation noch nachträglich, am 1. April 2016 war es soweit] schon öfter solche Phasen durchlitten, muss man wohl sagen, weil Apple diese Energielosigkeit wirklich mitzunehmen scheint. Früher trat dann immer der genial Jobs auf und führte Apple mit seinen Ideen aus der Lethargie. Aber Jobs schwebt jetzt in der iCloud und fällt somit als Retter aus.

Die Apple-Jünger pilgern wieder zur Keynote. Gut, es ist kein Hochamt mehr wie zu Steve Jobs Zeiten – der Nerd- und Börsenhimmel hab ihm selig. Das einzigartige, wahrhaftige, neue, ultimative Produkt wird sicherlich nicht vorgestellt werden. Irgendwie scheint die Zeit dafür noch nicht reif. Man hat noch nicht einmal eine Ahnung, wie ein solches Produkt aussehen und zu welchem Zweck es gut sein könnte. Steve Jobs, hilf! Wahrscheinlich soll es von Apple ein neues, altes iPhone geben, iPhone SE, für Leute wie mich, die das iPhone 6/6s, was das Design angeht, schlicht für eine Katastrophe halten. Das SE soll auf dem iPhone 5 basieren, aber ein zeitgemäßes Innenleben bekommen. Ansonsten hat man wohl am iPad (was sich nicht sonderlich gut verkauft) herumgefummelt und eine neue Version die Betriebssystems iOS soll es auch geben. Das alles ist nicht zum Niederknien.

Die Apple-Aktie recht verhalten auf die neuen Produktankündigungen reagiert. Ob damit Apple im Weihnachtsgeschäft punkten kann? Hält Apple seinen Vorsprung und bleibt hinreichend Kult, um seine hohen Margen zu behaupten? Zweifellos ist alles bei Apple ein wenig austauschbar geworden. Wohl kein Tech-Konzern ist so angewiesen auf Innovationen und neue Geräte, die Kunden nicht nur nutzen, sondern begeistern. Aber die Produkte verkaufen sich nach wie vor sehr gut und die Apple-Aktie bleibt, gerade auch mit Blick auf den Cash-Bestand des Unternehmens, senationell günstig bewertet.

Tim Cook läuft durch die Gänge der Apple-Zentrale. Er könnte glücklich sein. Carl Icahn hat sich in Carl iCahn umbenannt und ist zufrieden. Die Dividende wird erhöht die Aktienrückkäufe aufgestockt. Die Zahlen stimmen. Aber er möchte wie Steve sein, ein Erfinder sein, der neue tolle Produkte entwickelt.