Rubrik: Quantitative Easing

In seinem tiefsten Inneren ist Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, gar kein Notenbanker, sondern Börsianer. Er schafft es immer wieder Freude zu bereiten. Nun hat er wieder die knifflige Balance aus „wir machen etwas mehr“ oder „doch weniger“ hinbekommen. Er beruhigt und inspiriert zugleich – geradezu genial. Der DAX setzt ein breites Grinsen auf und steigt weiter …

Japans Notenbank – ist inzwischen eine Art Erster Geige im Konzert der Zentralbanken – ist mal wieder für eine Überraschung gut. Quantitative Easing ist nicht mehr. Jetzt ist Qualitative Easing. Qualitative Easing ist zwar auch Quantitative Easing, aber etwas smarter. Also: Die Bank von Japan (BOJ) wird weiter für rund 80 Billionen Yen (711 Milliarden Euro) japanische Staatsanleihen am Markt aufkaufen – und zwar so lange bis die Inflation bei 2 Prozent liegt.

Draghi hat geliefert. Die Europäischen Zentralbank (EZB) wird von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro Staatsanleihen aus der Eurozone kaufen. Damit können die Märkte mehr als zufrieden sein. Die Prognosen hatten im Durchschnitt bei 50 Milliarden Euro begrenzt auf ein Jahr gelegen.

Ups! Die Preise fallen in der Eurozone. Im Dezember um 0,2 Prozent (siehe Grafik unten). Das ist nicht viel, aber immerhin. Sind rückläufige Preise eigentlich schlimm? Es klingt manchmal so. Als Verbraucher werden Sie sagen, prima, wenn die Preise fallen, dann bekomme ich mehr für mein (verdientes) Geld, zumal wenn es Lohn- und Gehaltssteigerungen gibt. Die Kaufkraft steigt – und das ist zunächst einmal gut so. Damit nimmt gewissermaßen auch der Wohlstand zu, weil man sich mehr leisten kann. Mehr Kleid, mehr Anzug, mehr Kühlschrank, mehr … Die Japan leben schon seit Jahren mit wenig Inflation oder sogar rückläufigen Preisen. Dabei wirkt es keineswegs so, als wäre das Land in einer Krise, die Infrastruktur ist exzellent, es gibt wenig Arbeitslose und keine Armut.

Es ist so eine Sache mit Konjunkturdaten an der Börse. Man kann sie drehen und wenden. Mal sehen sie positiv aus, dann plötzlich negativ. Klingt seltsam, ist aber so. Heute war wieder so ein Tag. Die US-Arbeitsmarktdaten wurden veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote in den USA sank auf 5,6 Prozent. Zuvor waren es 5,8 Prozent. Prognostiziert hatten die Auguren einen Rückgang auf 5,7 Prozent. Insgesamt sind 252.000 neue Stellen geschaffen worden oder 12.000 mehr als erwartet worden war. Der DAX steigt an, nachdem er zuvor im Minus notiere.

Nach dem großen Erfolg von „What ever it takes“ geht die Sage nun weiter mit „We will do what we must“. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte auf der Eröffnungsrede des Europäischen Bankenkongresses in der Alten Oper in Frankfurt an, den Druck weiter zu erhöhen. Inflation und Inflationserwartungen müssen steigen, so schnell wie möglich. Dafür müsse getan werden, was getan werden muss. An dem Märkten kam diese Botschaft sofort an. Sie wurde sehr willkommen geheißen. Der DAX klettert um fast 2,5 Prozent und schiebt sich damit über die Marke von 9.700 Punkten. Es deutet sich an, dass der Markt wohl vor Jahresende nochmal die Marke von 10.000 Punkten sehen möchte – angesichts der geldpolitischen Aussichten ist das keine Fantasterei.

Sind schlechte Nachrichten wieder schlechte Nachrichten? Aus den USA gab es ein paar Konjunkturdaten, die nicht sonderlich gut ausfielen. Kürzlich…

Spannend: Die Europäische Zentralbank (EZB) will den weltweit größten Vermögensverwalter, Blackrock, als Berater für das Asset-Backed-Securities-Kaufprogramm beschäftigen. Der Ex-Goldman-Sachs-Mann und jetzige EZB-Chef Mario Draghi holt damit quasi die Wall Street in die EZB hinein. Interessenskonflikte sollen ausgeschlossen sein, heißt es aus der Presseabteilung. Also Entwarnung und alles wieder an die Arbeit …? Sollte Blackrock einige Asset Backed Securities (ABS) irgendwo im Portefeuille haben, die sie eigentlich loswerden möchte, muss sie wohl wo anderes nachfragen als bei EZB … Es bleibt ein Beigeschmack.
Asset Backed Securities (ABS) sind verbriefte Darlehen. Dabei schnüren beispielsweise Banken verschiedene Kredite, gut wie schlechte, manchmal überwiegen die schlechten, zu einem Paket zusammen und verkaufen dieses an einen Investor. Der Clou: Die Bank ist ihre Risiken (mitunter faulen Kredite) los und kann, da die Bilanz bereinigt ist, wieder neue Kredite vergeben. Nun ist es allerdings so, dass derzeit Investoren recht reserviert sind, was faule Kredite angeht – und so müssen die Notenbanken, in diesem Fall die EZB, einspringen. Die EZB hofft dadurch die Kreditvergabe in der Eurozone anzukurbeln.

Der Trend geht ja zur Weichwährung. Bei uns, also in der Eurozone, heißt es etwa: Der Euro sei stabil, zu…