Rubrik: QE

Wir bieten uns spottbillig an. Viel zu billig. Eigentlich liegt die Kaufkraftparität von Euro-Dollar bei rund 1,30 Dollar. Tatsächlich notiert die europäische Gemeinschaftswährung bei 1,04 Dollar. Woran liegt das und was hat das Folgen für deutsche Aktien und den DAX?

In seinem tiefsten Inneren ist Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, gar kein Notenbanker, sondern Börsianer. Er schafft es immer wieder Freude zu bereiten. Nun hat er wieder die knifflige Balance aus „wir machen etwas mehr“ oder „doch weniger“ hinbekommen. Er beruhigt und inspiriert zugleich – geradezu genial. Der DAX setzt ein breites Grinsen auf und steigt weiter …

Briten in Panik? Die Furcht vor einem wirtschaftlichen Einbruch nach dem Brexit scheint doch inzwischen sehr ausgeprägt, was auch nicht weiter verwunderlich ist nach den jüngsten Einkaufsmanager-Index-Daten. Die fielen erschreckend schlecht aus. Also sah sich nun die Bank von England zum Handeln gezwungen. Sie senkte den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent. Das ist der tiefste Stand in ihrer 322-Jährigen Geschichte. Zudem wird das QE-Programm ausgeweitet. Bislang hatte es einem Umfang von 375 Milliarden Pfund. Jetzt sollen es 435 Milliarden Pfund werden. Geplant ist auch der Aufkauf von Unternehmensanleihen in Höhe von 10 Milliarden Pfund. Notenbank-Gouverneur Mark Carney wandelt auf den Spuren von EZB-Präsident Mario Draghi.

Für die Kurs-Entwicklung an den Aktien-Börsen gibt es drei wesentliche Treiber. Erstens: die Unternehmensgewinne, die stark von der Konjunktur abhängen. Zweitens: die Liquidität Aktien zu kaufen. Drittens: die Zinssätze, mit denen künftige Unternehmensgewinne auf den heutigen Tag zurückgerechnet werden. Nachdem die Zinsen schon seit einiger Zeit bei Null sind und sich an diesem Zustand auch in naher Zukunft nicht viel ändern dürfte, kann dieser Faktor getroßt vernachlässigt werden.

Ja, da ist sie wieder die Hoffnung auf noch mehr billiges Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB). Im September sind die Verbraucherpreise in Deutschland gegenüber dem Vorjahr wohl unverändert, schreibt das Statistische Bundesamt. Im Vergleich zum Vormonat könnten sie um 0,2 Prozent gesunken sein. Es weht wieder ein Hauch von Deflation durchs Land und wohl auch durch die Eurozone. EZB-Präsident Mario Draghi wird sich mit seiner Nullzinspolitik und dem Qunatitative Easing (Geld drucken) bestätigt sehen. Vielleicht fühlt er sich sogar gefordert noch mehr zu tun, um eine Dauer-Deflation wie in Japan zu verhindern. Der Euro gibt gegenüber dem Dollar vorsorglich schon etwas nach.

Oh, das hören die Märkte gerne. Bald könnte es noch mehr oder zumindest länger Geld von der Europäischen Zentralbank (EZB) geben. Die Inflationsrate bleibt weiter weit von dem gesteckten Ziel von 2 Prozent entfernt und das Wachstum in der Eurozone dürfte sich nach Einschätzung der EZB wieder etwas abschwächen, sowohl die Prognosen für die Inflationsrate aus auch für das Wachstum wurden zurückgenommen. Die Preise sollen laut EZB-Präsident Mario Draghi in diesem Jahr nur noch um 0,1 Prozent steigen (bislang 0,3 Prozent).

Chinas Börse könnte nun auf den neuen QE-Modus umschalten. Heute hat sich das bereits mit einem Plus von gut 4 Prozent im FTSE China A50 Index (Festlands A Aktien) angedeutet. Der Reflex funktioniert so: Je schlechter die Wirtschaftsnachrichten, desto größer ist die Hoffnung auf eine noch größere geldpolitische Stimulierung. Ähnlich hat das auch schon in der Zeit von November 2014 bis Juni funktioniert. Die Kurse wurden von der Hoffnung auf immer größere Partei-Geschenke getrieben. Doch nun könnte das Ganze eine neue Qualität bekommen.

1.140.000.000 Euro. So viel will der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, uns schenken [unter Notenbankern sagt man dazu: drucken]. Ab März kauft Draghi Monat für Monat Staatsanleihen aus der Eurozone im Wert von 60 Milliarden Euro mit frisch gedruckten Geld auf. Das nennt sich Expanded Asset Purchase Program, kurz EAPP. Schluss soll dann im September 2016 sein. Aber wer weiß, Schluss ist vermutlich erst dann, wenn die Inflationsraten in der Eurozone steigen und die Konjunktur floriert.

Die Europäischen Zentralbank (EZB) lässt sich nicht lumpen, sie will von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro für den Ankauf von Staatsanleihen ausgeben. Das ergibt das schöne Sümmchen von 1140 Milliarden Euro. Die Leitzinsen bleiben unverändert. Sie hat mit diesen Maßnahmen die Erwartungen des Marktes mehr als erfüllt. Die Prognosen hatten bei durchschnittlich 50 Milliarden Euro monatlich gelegen.

Draghi hat geliefert. Die Europäischen Zentralbank (EZB) wird von März 2015 bis September 2016 monatlich 60 Milliarden Euro Staatsanleihen aus der Eurozone kaufen. Damit können die Märkte mehr als zufrieden sein. Die Prognosen hatten im Durchschnitt bei 50 Milliarden Euro begrenzt auf ein Jahr gelegen.

Der DAX klettert weiter nach oben. Schön. Nun deutlich über die Marke von 10.000 Punkten. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Es die Vorfreude auf noch mehr Geld. Ist das schon ein wenig Economy by Simbabwe? In Simbabwe lag die Inflationsrate 2008 offiziell bei rund 100.000 Prozent pro Jahr (inoffiziell vermutlich sehr weit darüber), weil man ein wenig zu viel Geld gedruckt hat, aber – die Aktienkurse stiegen tatsächlich mit 340.000 Prozent sogar noch schneller. Anleger sollten das vielleicht im Hinterkopf behalten, wenn es um Prognosen, insbesondere für den weiteren Kursverlauf, geht.

Gold glänzt wieder, zumindest ein wenig. Kann man den Anstieg schon als Gold-Hausse bezeichen – oder ist es nicht mehr als eine technische Reaktion auf die lange Flaute davor? Nun, einige werden wohl auf Nummer sicher gehen wollen vor der morgigen Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Dort wird wahrscheinlich der große Ankauf von Staatsanleihen in der Eurozone (Quantitative Easing – QE) beschlossen, was ja grundsätzlich keine besonders guten Nachrichten für ein Papiergeldsystem sind.