Rubrik: Papiergeld

Es war eine Befreiung. Ein Aufbruch. Anfang der 1990er. Der Ostblock ist zusammengebrochen; wirtschaftlich und politisch. Beide lies sich nicht trennen. Jahrzehntelang war es ein Wettstreit der Systeme: Kapitalismus vs. Planwirtschaft. Nun, der Kapitalismus hatte gesiegt, so schien es, um Längen. Warenvielfalt, Wohlstand und Versorgungssicherheit. Dieser kapitalistische Dreiklang war es, der die Menschen hinter dem eisernen Vorhang frustriere. Entnervt wurden die alten Regime weggefegt. Aber es hat gedauert. „Alle Erfahrung hat gezeigt, dass die Menschen eher geneigt sind zu leiden, solange das Übel noch erträglich ist, als sich durch Abschaffung der Formen, an die sie gewöhnt sind, ihr Recht zu verschaffen.“

Mit diesem Satz, der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung entnommen, beginnt der Film „Four Horsemen“, der auf YouTube inzwischen 2,3 Millionen Mal angeklickt wurde. Markus Koch hat davon nun eine deutsche Version unter dem Titel die „Reiter der Apokalypse“ produziert.

Verschwörungstheoretiker aufgemerkt! Der Ökonom Kenneth Rogoff will das Bargeld abschaffen. Das sei längst überflüssig. Sozusagen ein „Relikt aus der Vergangenheit“, wie es Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele auf einem Bargeld-Symposium im Mai abtat. Rogoff kommt aus den USA und lehrt an der renommierten Harvard-Universität und sprach dieser Tage auf einer Veranstaltung des Ifo-Instituts in München.

Bargeld ist Regierenden und vermutlich auch Notenbanken irgendwie ein Dorn im Auge, so scheint es. Das mag daran liegen, weil es in unserer vernetzten und technisierten Welt ein Anachronismus darstellt. Es passt nicht mehr so recht in unsere Zeit, in der man im Internet jeden Klick nachverfolgen kann, jeden Kauf, jede Zahlungsbewegung; Depots, Wertpapiere, Konten, alles ist im Prinzip transparent und einsehbar und damit letztlich kontrollierbar. Bargeld dagegen ist schrecklich anonym und frei, wenn man das so sagen will. Man kann damit shoppen, ohne das Paypal oder Payback oder Amazon weiß, was wir kaufen, man kann es unter das Kopfkissen oder in den Strumpf stecken, ohne dass davon jemand etwas mitbekommen muss.

Mal ehrlich, wieso muss der Staat ein Monopol zum Gelddrucken haben? Könnte nicht einfach jeder? Und wenn einer eine besonders vertrauenswürdige Währung hat, denn Vertrauen ist das Wichtigste in einem Papiergeldsystem, weil die Scheine an sich ja keinen Wert haben, dann setzt sich dieser mit seiner Währung durch. Im Prinzip kann auch jeder. Immer wieder gibt es Versuche mit Alternativwährungen wie beispielsweise dem Chiemgauer. In der Regel sind solche Währungen aber nur auf bestimmte Regionen begrenzt. Wer mit dem Chiemgauer etwa in Hamburg oder Berlin oder gar in Tokio oder London bezahlen will, stößt schnell an Grenzen. Mit dem Euro kommt er da weiter. Auch könnte es knifflig werden, den eigenen Chef davon zu überzeugen, das Gehalt künftig etwa in Chiemgauer auszuzahlen. Wie ist da eigentlich die Verrechnungseinheit? Und was ist mit der Steuer? Eine Währung braucht eine gewisse Allgemeingültigkeit, sie muss Zahlungsfunktion besitzen.

Die Krise hat ja Konjunktur, was schon wieder zur Vorsicht mahnt – ähm, natürlich zu Optimismus, weil wenn alle in…