Rubrik: LSE

Klar ist, die Deutsche Börse muss wachsen, da die Sparpotenziale irgendwann alle ausgeschöpft sind. Von Übernahmen und Zusammenschlüssen dürfte sie genug haben, nach dieser denkwürdigen Reihe des Scheiterns. Wachsen, aber wie? Es geht auch darum die hohe Bewertung der Aktie zu rechtfertigen. Interessant, als Alternative zur Aktie, könnte auch ein Discount-Zertifikat der Commerzbank – CV07LV – sein. Es bietet einen Sicherheitspuffer von 11,1 Prozent.

Die Fusion mit der London Stock Exchange scheiterte bekanntlich im Frühjahr endgültig, nachdem die EU-Kommission dem Deal der Deutschen Börse einen Riegel vorschob und vorher die beiden Partner nicht zu Abstrichen bei Firmenverkäufen bereit waren. Der Aktie der Deutschen Börse (581005) hatte dies aber nicht geschadet. Denn nach der Bekanntgabe des Scheiterns marschierte die Aktie von Kursen um 80 Euro bis auf ein Hoch von 97,65 Euro durch. Erst dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Auch die Analysten werden inzwischen vorsichtiger. So hat am gestrigen Montag das Analysehaus RBC Capital seine Studie überarbeitet und das Votum reduziert. Charttechnisch könnte sich ein Top bilden. Interessant ist in dieser Situation ein Bonus-Zertifikat.

Kengeter oder geht er nicht? Auf der Hauptversammlung (HV) der Deutschen Börse am 17. Mai dürfte es spannend werden, ob der Vorstandschef Carsten Kengeter samt Aufsichtsrat entlastet wird oder nicht. Von einflussreicher Seite empfiehlt Glass Lewis den Aktionären die Entlastung zu verweigern. Kengeter ist nicht gerade mit Fortune gesegnet: Fusion gescheitert, Verdacht des Insider-Handels … da müssen die Aktionäre schon bei Laune gehalten werden, zum Beispiel mit einem Aktienrückkaufprogramm.

Kurz zum aktuellen Scheitern der Deutschen Börse: Die prüfende EU-Kommission sieht wettbewerbsrechtliche Bedenken aufgrund einer marktbeherrschenden Stellung in Italien. Daher hat die Kommission die LSE aufgefordert, ihre 60-Prozent-Beteiligung an der MTS, einer E-Plattform für italienische Staatsanleihen, zu verkaufen. Dies lehnen die Londoner aber ab. Eine Fusions-Freigabe durch die EU-Kommission wird damit sehr unwahrscheinlich. Die Aktie sackt ab, doch das Platzen der Fusion könnte schon im Kurs enthalten sein. Bonus-Zertifikate bieten attraktive Renditen.

Natürlich, dieser Satz MUSS in jeder Fusionserklärung stehen: Durch den Zusammenschluss werden Millionen, Milliarden von Euros [oder wahlweise einer anderen Währung] … eingespart. Weitere Floskeln SOLLTEN erwähnt werden: Gemeinsam sei man stärker, könne sich besser auf den Weltmärkten behaupten, die Fusion biete Chancen, um die Marktführerschaft zu erringen [oder wahlweise auszubauen], Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum werden steigen, Mehrwert schaffen. Shareholder Value, Stakeholder Value … Gut so. Aktionäre, Mitarbeiter und Aufsichtsgremien wollen so etwas hören. Warum sonst sollte ein Zusammengehen von zwei Unternehmen sonst genehmigt werden. Die Deutsche Börse will sich mit der Londoner Börse (London Stock Exchange – LSE) verschmelzen und sich künftig TopCo nennen [im ersten Augenblick hatte ich es mit dem japanischen Atomkraftwerksbetreiber Tepco verwechselt, hoffen wir einmal, dass TopCo nicht eine Kernschmelze droht]. Ja – und auch die Deutsche Börse hat die Zahl aller Fusionszahlen genannt: Es sollen Kosten-Synergien in einem Volumen von 450 Millionen Euro gehoben werden. Viel Glück dabei!

Es ist mal wieder soweit. Die Deutsche Börse verhandelt mit der Londoner Börse (LSE) über einen Zusammenschluss. Der dritte Versuch, er muss gelingen, sonst wird es wohl nichts mehr. 2000 und 2005 sind die Gespräche gescheitert. Diesmal wirkt man sehr entschlossen einen europäische Megabörse zu zimmern. An dem neuen Unternehmen soll die Deutsche Börse einen Anteil von rund 54,4 Prozent haben. Eigentlich würde man bei diesem Kräfteverhältnis annehmen, dass der künftige Firmensitz Frankfurt sein müsste, in der Eurozone somit und auch dort, wo die Europäische Zentralbank (EZB) sitzt. Aber so wie es derzeit aussieht, zieht es wohl den neuen Deutsche-Börse-Chef, Carsten Kengeter, der auch der neuen Gesellschaft vorsitzen soll, nach London. Warum?