Rubrik: Leitzins

Ganz locker, das war einmal. Die Chefin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, gibt sich immer zugeknöpfter. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hat sie die Leitzinsen angehoben. Die Fed-Fund-Rate befindet sich nun bei 1,00 bis 1,25 Prozent. Gut, wirklich straff ist auch das nicht, aber immerhin, nach rund einem Nullzins-Jahrzehnt. Die Aktienmärkte gemessen an Dow Jones und DAX reagieren gelassen-freudig auf die Zinspolitik der Fed. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das passt. Charttechnisch sind im DAX allerdings Ermüdungszeichen zu erkennen. Wie Anleger darauf reagieren könnten.

Der Euro fällt gegenüber dem Dollar deutlich zurück, Gold fällt leicht und der Dow Jones steigt spürbar. Das sind die Reaktion auf die Fed-Sitzung im Oktober. Die amerikanische Notenbank hat auch in diesem Monat die Leitzinsen mit neun Ja-Stimmen und einer Gegenstimme unverändert gelassen. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen, im Dezember.

Auch die schönste Aufwärtsbewegung läuft einmal aus. Chinas A-Aktien sind deutlich eingebrochen. Aber könnte das tatsächlich schon das Ende der China-Hausse sein? Seit rund einem Jahr haben die Kurse an den chinesischen Börsen die Ambitionen in die Kurs-Stratosphäre vorzudringen. Die Notierungen im Shanghai Stock Exchange Composite Index haben um rund 150 Prozent zugelegt. Befeuert wurde das Kurs-Fest vor allem von der Hoffnung auf milliardenschwere Konjunkturpakete und der Aussicht auf noch mehr.

Mögen Sie es heiß oder besser gesagt kalt? Beides ist auch nicht verkehrt, denn es geht um den Aktien-Markt in Russland, bei dem es einem schnell heiß und kalt werden kann. Trotzdem oder gerade deswegen zählt die russische Aktien-Börse zu meinen Lieblingsmärkten, obwohl ich dort nur mit äußerster Vorsicht investieren würde. Aber die aktuelle Bewertung der russischen Aktien ist einfach sensationell. Liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis eigentlich noch über eins? Ja, wird es, aber vermutlich nicht viel.

Die russische Wirtschaft, die ohnehin schon in eine Rezession gerutscht ist, dürfte sich nun am Abgrund bewegen. Um den Kapitalabfluss und den Rubel-Verfall zu stoppen hat die russische Notenbank in einer Verzweiflungstat den Leitzins in der Nacht von 10,5 auf 17 Prozent angehoben. Die Maßnahme verpuffte recht schnell. Es ist ein Kantersieg für die Trader und Hedgefonds, die gegen den Rubel wetten und gewettet haben. Die russische Notenbank scheint inzwischen machtlos dem Rubel-Absturz gegenüber zu stehen. Man kennt das von anderen Währungskrise. Zuletzt in Asien und auch in Russland 1998.

Die Börsianer blicken derzeit auf den Euro. Spätestens seit dem Wochenende gilt er als zu hoch. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hatte angedeutet, dass „geldpolitische Anpassungen“ notwenidig würden, sollte der Euro (gegenüber dem Dollar) auf diesem Niveau verharren. Die Märkte haben wohl die Botschaft verstanden. Der Euro sinkt, einstweilen. Warum ist ein starker Euro schlecht? Weil er die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone verschlechtert, da die Waren dadurch für Käufer aus Nicht-Euro-Ländern teurer werden. Nun leiden die Länder im Süden der Eurozone ohnehin schon unter Wettbewerbsproblemen auf den Weltmärkten. Ein starker Euro verschärft diese Situation (und erhöht den Reformdruck).

Wenig spektakulär war der ZEW-Indikator für den Konjunkturausblick. Er geht deutlicher zurück als prognostiziert. Allerdings waren die Flüsterzahlen schon niedriger, wegen der Krise in der Ukraine. Die Konjunktur läuft aber nach wie vor sehr gut. Der Lageindikator legt zu. Auch dieses hohe Niveau sei ein Grund, weshalb die Erwartungen zurückgeschraubt wurden, sagt das ZEW (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung). Mit Gold geht es abwärts. Das World Gold Council (WGC) hat eine Studie veröffentlich, wonach die Chinesen erstmal genug Gold gekauft haben könnten. Das WGC rechnet für China, dem größten globalen Gold-Investmentmarkt, für 2014 mit einem Jahr der „Konsolidierung“. Der DAX weiß nicht so recht – und entscheidet sich vorsichtshalber für den Weg nach unten.