Rubrik: Kraftwerke

Da sollte man eigentlich meinen, dass es für Innogy an der Börse wie geschnitten Brot laufen sollte. Tut es aber nicht. Die Innogy-Aktie hat seit Start kräftig eingebüßt. Ein guter Grund könnte dafür sein, dass in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres der Betriebsgewinn (operatives Ergebnis) um 15 Prozent gefallen ist …

Was ist der natürliche Reflex eine Vorstands, wenn sich das eigenen Geschäftsmodell als nicht mehr tragfähig herausstellt? Richtig. Es wird gespart [bis die Schwarte kracht, sagt man landläufig]. Bislang wollte der Versorger RWE bis 2017 rund 2 Milliarden Euro einsparen, nun sollen es bis 2018 rund 2,5 Milliarden Euro werden. Dadurch soll die „operative Schlagkraft“ gestärkt werden. Harte Einschnitte sind im konventionellen Stromgeschäft und beim britischen Vertrieb zu erwarten. RWE muss sparen, da zu lange damit gewartet wurde, sich auf neue Zeiten einzustellen. Deshalb wurde die Dividende für die Stamm-Aktien ausgesetzt und die der Vorzüge von 1 auf 0,13 Euro gesenkt.

Wer glaubt, das unternehmerische Debakel um Eon und RWE sei schon ausgestanden, der sieht sich getäuscht. Bei RWE drohen wohl erneut Milliarden-Abschreibungen auf das Kraftwerksgeschäft. Konkurrent Eon hatte ja bereits schon wegen des Strompreisverfalls Wertminderungen vorgenommen. Das Geschäftsmodell der ehemals so stabilen Versorger wankt doch nach wie vor gewaltig.

Allerdings hinterlassen die jüngsten Einschläge bei der Kursentwicklung keine größeren Dellen mehr. Im Gegenteil, die Milliarden-Abschreibungen bei RWE wurden sogar mit einem Kurs-Plus goutiert. Hat sich die Baisse ausgetobt?

Sensationell ist natürlich die Bewertung der Versorger-Papiere. Nicht weiter verwunderlich nach diesem Kursrückgang. Es gibt niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs) und satte Dividenden-Renditen. Aber bevor der Jubel zu groß wird, es lastet eine erheblich Unsicherheit auf den aktuellen Zahlen, da angesichts des wackeligen Geschäftsmodells Gewinne und Dividenden nur schwer zu schätzen sind.