Rubrik: Kapitalmarkt

Time is money: Schnell ein paar Fragen an Martin Utschneider, Kapitalmarktanalyst bei der Donner & Reuschel Bank in München, zu den Kapitalmärkten aus technischer Sicht. Bitcoins hält er für unkalkulierbar und für den DAX sei derzeit die Marke von 12.951 Punkten entscheidend. Hält die Linie, dann könnte es noch eine kleine Jahresendrally geben, fällt sie, womit die Schulter-Kopf-Schulter-Formation im DAX vollendet wäre, dann hieße es: Short-Selling.

Sensationell welche Irrungen und Wirrungen die Null-Zins-Politik der EZB zu verursacht. Selbst ein Unternehmen wie der Konsumgüterriese Henkel muss quasi keine Zinsen mehr am Kapitalmarkt bezahlen, wenn er dort Geld einsammelt. Dies zeigt die aktuelle Emission von vier Anleihen im Volumen von 2,2 Milliarden Euro. Diese Papiere wurden in Euro, Dollar und britischen Pfund mit Laufzeiten von 2 bis 6 Jahren ausgegeben. Die kurze Euro-Anleihe mit zweijähriger Laufzeit im Volumen von satten 500 Millionen Euro hatte sogar einen negativen Emissionszins von 0,05 Prozent …

Griechenland ist nach vier Jahren zurück am Kapitalmarkt. Was bedeutet das für die Eurozone? Ist das ein guter oder schlechter Tag? Gut, weil es kehrt wieder eine gewisse Normalität nach der Hysterie ein, schlecht, weil man nicht einschätzen kann, ob Griechenland weiter reformieren wird, weil der Reformdruck groß genug ist. Verführen die Möglichkeiten des Kapitalmarkts dazu – die Anleihe war wohl 8-fach überzeichnet – wieder in den alten Schlendiran zu verfallen und einfach immer neue Schulden aufzunehmen, mit der Folge, dass irgendwann einfach eine noch größere Schuldenblase platzt?

Griechenland hat in den vergangenen Jahren viel erreicht, zweifellos, die Einschnitte waren hart, teilweise sehr hart, das Land, so der Eindruck von außen, stand am Rande eines Bürgerkriegs oder einer Revolution. Der Sparkurs ohne Wachstumsperspektiven kann nicht endlos weitergehen, das hält keine Nation aus.