Rubrik: Jain

Wie sehr sich Hedgefonds (Short-Seller) bei der Deutschen-Bank-Aktie ausgetobt haben erkennt man auch am Abstand des Kurses zur 200-Tage-Durchschnittslinie. Dieser betrug zeitweise mehr als 90 Prozent. So etwas ist meist nicht von Dauer.

Spannend sind auch die jüngsten Kerzen im Wochen- und im Monatschart (noch nicht abgeschlossen).

Die Deutsche Bank. Was für ein Absturz. Was für ein Niedergang. Das einst so stolze Geldhaus aus Deutschland. 1870 in Berlin gegründet und mit Firmenfinanzierungen groß geworden. Einst Zentrum der der Deutschland AG mit Beteiligungen an wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Industriekonzernen. Doch irgendwann begann die Hybris mit Peanuts, Kirch, Hypothenkrediten, Libor, Gold, Russland … Namen wurde geändert und wieder zurückgeändert. Investmentbanking. Privatkundengeschäft. Postbank. Sparen. Keine Postbank mehr. Und das Investmentbanking? Kein Plan. Rechtsstreitigkeiten mit Milliardenrisiken. Wo will man hin? Hmm. Erstmal sparen, aufräumen, sagt der Neue, John Cryan.

Bei der Deutschen Bank hat man das Gefühl, dass es nach dem Vordenker und dem feinen Bankier Alfred Herrhausen wirtschaftlich und moralisch nur noch bergab ging. Die Liste wunderlicher und unglückseliger Erinnerungen ist lang: Peanuts (Hilmar Kopper), Kirch (Rolf-E. Breuer), Peace-Zeichen plus Grinsen (Joseph Ackermann) und, vorläufig trauriger Höhepunkt, all die Manipulationen an den Zins-, Devisen-, Gold-Märkten (Anshu Jain). Seit der Ermordung Herrhausens 1989 geht das nun schon so. Die die einst so stolze Deutsche Bank hat abgewirtschaftet. Die Marke ist beschädigt und der Aktien-Kurs liegt am Boden – zu recht. Die Deutsche Bank ist nur noch Bank und da auch keine sehr gute mehr. All das, was Hermann Josef Abs und Herrhausen aufgebaut haben ist dahin. Die Deutsche Bank war früher mehr als nur eine Kreditinstitut.

Der DAX wirkt weiter uninspiriert. Er stochert ein wenig im Minus herum, ohne wirklich Ambitionen auf Kursverluste zu haben. Aufheitern kann, dass die Exporte auch im April gestiegen sind, zum dritten Mal in Folge. Die Ausfuhren laufen also weiter, trotz des etwas gestiegenen Euros. Klar, richtig stark ist Euro aber längst noch nicht. Er bleibt somit ein Konjunktur-Turbo für die Exportindustrie in Deutschland und der Eurozone insgesamt – EZB-Chef Draghi sei Dank.

Hochamt der Aktionärsdemokratie, Hauptversammlung bei der Deutschen Bank. Es prasselt viel Kritik. Die Aktionäre sind unzufrieden. Der Aktienkurs ist zu niedrig. Das Image ist schlecht. Man fragt sich, ob die Vorstände der Bank mehr im Gerichtssaal sitzen oder generell mit der Aufarbeitung eines der 7.000 anhängigen Verfahren beschäftigt ist. Ach ja, neben all den Rechtsstreitigkeiten ringt das Geldinstitut auch noch um die richtige Strategie für die Zukunft. Der Aufsichtsratsvorsitzende (Über-Vorstand) Paul Achleitner hat schon mal klargestellt, dass bei einer globalen Universalbank aus Privatkundengeschäft und Investmentbanking bleibt.

Die Deutsche Bank, was hat diese Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht schon alles aushalten müssen. Da hat man zur Zeiten des Internetbooms die Privatkunden loshaben wollen – und schob sie in die Bank 24 ab. In der Deutschen Bank Filiale braucht man sich dann nicht mehr sehen lassen. Später kam die Re-Integration. Erst Deutsche Bank 24 und schließlich wieder Deutsche Bank. Coming home. So richtig glücklich war man mit den Krautern dennoch nicht. Man nahm sie halt mit, besonders als es nach der Finanzkrise mit dem Investmentbanking nicht sonderlich gut lief.

Der DAX trudelt zum Wochenauftakt müde nach unten. Kein Wunder nach all der Feierlaune. Immer aufwärts, das geht dann doch nicht. Vielleicht kommt sie nun, die erwartete Konsolidierung. Charttechnisch deuten die Kerzen der vergangenen Woche (Tageschart) dies dezent an. Aber mal sehen, schließlich ist der mittel- und langfristige Trend nach wie vor klar aufwärts gerichtet. Zu Aktien gibt es keine ernstzunehmende Konkurrenz aus Investmentsicht.

Ja, man muss es so sagen: Die Aktie der Deutschen Bank ist ein Aktionärsgrab. Derzeit steht es bei rund 25 Euro. Auf einem ähnlichen Niveau notierte das Papier auch schon Mitte 1988 – und das ist nun schon 26 Jahre her. Gut, dazwischen kletterte sie bis auf 118 Euro. Das war im Mai 2007, also noch vor der Finanzkrise. Dann ging es steil abwärts bis auf 15 Euro. Ein Minus von 87 Prozent. Seitdem geht es unter großen Schwankungen mehr oder weniger seitwärts.