Rubrik: IWF

Nach Russland fließt wieder … richtig … Geld. Seit Jahresanfang soll es knapp eine drei Viertel Milliarden Dollar gewesen sein. Das ist der positive Saldo seit 2012. Gut, die Investitionen kommen noch längst nicht an den Rekord von 2010 mit mehr als drei Milliarden Dollar heran, aber immerhin. Die Stimmung an der Moskauer Börse hat gedreht. Das hängt vor allem mit dem steigenden Öl-Preis zusammen, wovon Russland kräftig profitiert, da rund der halbe Staatshaushalt aus Öl-Einnahmen bestritten wird. Zudem könnte die politische Eiszeit zwischen Washington und Russland zu Ende gehen …

Des einen Freud‘, des anderen Leid. Der DAX versuchst energisch die Brexit-Scharte wieder auszuwetzen. Dabei setzt er – natürlich – Sie ahnen es … richtig … auf Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) und Retter alles Europäischen. Er soll die Geldpolitik (noch) weiter lockern, um die Brexit-Schmerzen für Europa und die insbesondere für die Eurozone weiter zu lindern. Doch für die Finanzbranche sind die sinkenden Zinsen längst zur Belastung geworden.

Den deutschen Finanzminster Wolfang Schäuble hat sicherlich nicht gefreut, als der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, heute über die Notwendigkeit eines Schuldenschnitts (oder es heißt dann Umschuldung) für Griechenland sprach. Obwohl, auch Wolfgang Schäuble weiß, dass daran kein Weg vorbei führt. Aber Schäuble ist auch Polit-Profi genug, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat inzwischen nochmal nachgerechnet: Bis 2018 werden für Griechenland rund 50 Milliarden Euro Schulden fällig. So viel Geld braucht man somit allein zum tilgen, zusätzlich zu dem, was sonst noch so bezahlt werden muss. Wir haben es schon lange geahnt: Griechenland wird seine Schulden nicht mehr zurückzahlen können – nie mehr. Der IWF fordert deshalb nun einen Schuldenschnitt und 20 Jahre Ruhe, in denen Griechenland keine Schulden mehr zurückzahlen muss.

Griechenland hat uns sediert. Es ist soweit. Nichts passt mehr rein. Alles wurde gesagt, besprochen, ausgetauscht. Papers verteilt, immer in letzter Minute. Dann ein Ultimatium. Neue Forderungen. Und das Ganze von vorne. Nachrichten-Talibanismus. Ein ökonomisch so kleines Land, aber seit gefühlt sechs Jahren bestimmt es die Wirtschaftsmeldungen, auch das ist eine Leistung. Fast möchte man schreien: BITTE! WIR KÖNNEN NICHT MEHR. MACHT IRGENDWAS, ABER MACHT.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) lehnte die griechische Reform-Liste ab.

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tspras ist sauer, weil man seine Reform-Liste nicht entsprechend würdigt.

Der ifo Geschäftsklimaindex gibt überraschend stark nach. Die deutsche Wirtschaft bleibt aber auf Wachstumskurs.

Der Euro gewinnt leicht, trotz Griechenland und eines schwächeren ifo Konjunkturindex.

Für den DAX ist das alles zu viel, zudem steht er vor zwei Widerstandslinien.

Der DAX legt bei alle dem eine großartige Erholung hin. Nach einem Start im Minus schafft der Index die Wende und schließt noch im Plus. Ein One-Day-Reversal. Ist das schon die Wende? Für den ganz großen Jubel ist es sicherlich zu Früh. Wie schnell die Stimmung umschlagen kann – in die eine und in die andere Richtung – hat sich in den vergangenen Tagen/Wochen immer wieder gezeigt.

Angesichts der neuerlichen Griechenland-Krise reagieren die Märkte bislang noch recht gelassen, zumindest ist von Panik nichts zu spüren. Der DAX verliert zwei Prozent. Die Aktien-Anleger warten lieber erst einmal ab, was passieren könnte beziehungsweise sie bauen eher Bestände ab. Charttechnisch bleibt es dabei: Der DAX ist an der alten mittelfristigen Aufwärtstrendlinie abgeprallt und bewegt sich nun wieder nach unten.

Immer wieder Griechenland, Griechenland, Griechenland. Es ist zum ewigen europäischen Wahnsinnsmantra geworden. Reformen. Nein. Reformen. Ein bisschen, vielleicht. Reformen. Vielleicht … So geht das hin und her zwischen Eurogruppe und der griechischen Regierung. Selbst die Griechen selbst sind nach einer Umfrage dem offenbar müde und wollen eine Einigung mit den Gläubigern. Zu diesen zählt auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Der hatte gestern die Gespräche mit Griechenland erstmal abgebrochen, was an der Börse für Ernüchterung sorgte. Aber auch das gehört wieder zum Poker. Der Druck soll erhöht werden. Aber die Zeit scheint irgendwie für die Griechen zu arbeiten.

Bei der Deutschen Bank gibt es schon wieder ein neue Klage wegen Untreue. Die Aktie verliert gut ein Prozent. Mittlerweile weiß man nicht mehr, ob sich bei der Deutschen Bank um eine Rechtsanwaltskanzlei mit angeschlossener Finanzabteilung handelt.

Die Deutsche Telekom büßt ein halbes Prozent ein. Hier wird weiter über die Verkaufskandidaten T-Mobile und T-Online und deren mögliche Käufer orakelt.

Südzucker bleibt im Aufwind.

Irgendwie glaubt die Börse an eine Einigung der Eurogruppe mit Griechenland – oder sie will es glauben. Überhaupt scheint der DAX wieder den Entschluss gefasst zu haben, sie nach oben bewegen zu wollen. Der kurzfristige Abwärtstrend ist überschritten, vielleicht verleiht das Mut. Vielleicht war die Zeit aber auch einfach nur reif für eine Gegenreaktion auf die vorangegangenen Kursverluste. Man wird sehen, es warten schließlich immer Widerstandslinien im Chart, an denen eine Aufwärtsbewegung scheitern kann oder eben nicht.