Rubrik: Generika

56 Euro pro Stada-Aktie soll Cinven, ein Londoner Finanzinvestor, zahlen wollen. Bislang ist dies aber noch weniger als eine Absichtserklärung. Es handelt sich vielmehr um eine völlig unverbindliche Interessenbekundung. Cinven ist allerdings kein Unbekannter: Die Briten kaufen über die von ihnen initiierte Fondsgesellschaften auf und verkaufen sie anschließend irgendwann weiter, manchmal als gesamte Einheit, manchmal in Einzelteilen. Der zweite Weg würde sich bei Stada anbieten. Warum? Und dann gibt es auch noch einen zweiten Interessenten.

Deutlich ruhiger ist es in den Wochen nach der turbulenten Hauptversammlung um Stada geworden. Denn das Management um Vorstandschef Matthias Wiedenfels kümmerte sich in erster Linie um das Kerngeschäft. Kleinere Akquisitionen, eher durchwachsene Quartalszahlen und ein ruhiger Jahresausklang prägten das Bild. Geblieben sind aber Übernahmespekulationen, die immer wieder am Markt kursieren. Deshalb konnte sich die Stada-Aktie auch wieder in Richtung ihrer Rekordnotierungen bewegen. Den bisherigen Höchstwert erreichte das Stada-Papier im August 2016 knapp oberhalb von 50 Euro. Wie Anleger angesichts neuer Übernahmegerüchte jetzt agieren sollten.

Am Freitag (26. August 2016) wird es spannend. Bei Stada steht die Hauptversammlung (HV) an. Der aktuelle Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Martin Abend soll abgewählt werden, wenn es nach dem aktivistischen Aktionär AOC geht, der einige weitere Anteilseigner inzwischen um sich versammelt haben soll, beispielsweise den US-Investor Guy Wyser-Pratte. Langfristiges Ziel der Aktivisten dürfte eine Aufspaltung des Stada-Konzerns sein: Die Trennung des margenschwächeren Generikageschäfts vom margenstärkeren Markengeschäft (beispielsweise die aktuell gefragte Ladival-Sonnencreme).

Schon seit Wochen, Monaten, ja seit Jahren ranken sich um Stada-Übernahmegerüchte. Diese bekamen einmal etwas mehr, einmal etwas weniger Nahrung. Aktuell deuten aber viele Kleinigkeiten darauf hin, dass es bald zu einer finalen Entscheidung kommt. Der Konzern hat nun zwei sehr interessante Aktionäre. Zum einen ist dies die schon seit einigen Wochen bekannte Active Ownership Fund (AOF), die wohl rund 5 Prozent der Aktien des Konzerns hält. Sie wollten schon vor der Hauptversammlung (HV) für eine Umbesetzung im Aufsichtsrat sorgen, weshalb die für Juli geplante HV verschoben wurde. Neu hinzugekommen ist nun der US-Investor und Ex-Marine Guy Wyser-Pratte.

Stada Arzneimittel mit Sitz in Bad Vilbel ist ein deutscher Pharmakonzern, der sowohl Markenprodukte als auch Generika herstellt. Fundamental ist das Papier ordentlich bewertet. Die Dividenden-Rendite liegt bei gut 2 Prozent und das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei rund 10. Stada könnte insbesondere von der Erholung der Wirtschaft in Russland und des Rubels profitieren.