Rubrik: Geldpolitik

Was wir in den vergangenen Jahren gelernt haben: Letztlich fällt der Euro gegenüber dem Dollar immer, auch wenn er sich nun schon seit 2015 in der Bandbreite grob zwischen 1,05 und 1,15 Dollar seitwärts bewegt. Hierbei könnte es sich übrigens um eine veritable Bodenbildung nach dem Rückgang von 1,60 Dollar (2008) handeln. Im Tageschart ist noch dazu so etwas wie ein umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart unten) zu erkennen, die Euro-Optimisten noch viel Freude bereiten könnte.

Die Deutsche Bank hat nun eine düstere Studie mit dem Titel „Die EZB muss Kurs ändern“ vorgelegt. Darin ist von „extremen geldpolitischen Maßnahmen die Rede, die zu „Fehlallokationen“ in der Wirtschaft führen. Diese lassen sich nur zu immer höheren Kosten beseitigen. Wenn man so weitermache riskiere man die Stabilität der Eurozone und es könne auch zur Katastrophe kommen.

Er wolle alle (im Rahmen des Mandats) zur Verfügung stehenden Instrumente einsetzen, um die Ziele der Europäischen Zentralbank (EZB) zu reichen, sagte EZB-Präsident Mario Draghi in Malta. Zudem wies er nochmals auf die Flexibiliät des Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing – QE) hin.

Die Märkte werten das als deutlichen Hinweis darauf, dass die Geldpolitik der EZB vielleicht schon im Dezember noch lockerer werden könnte – und feiern das auch entsprechend mit kräftigen Kurssteigerungen.

Die Fed-Chefin Janet Yellen hat ihre Geduld verloren, wird aber nicht ungeduldig. Eigentlich bleibt alles wie es ist, auch wenn das Wort „patient“ gestrichen wurde. Die Fed will weiter auf die Konjunktur-Daten achten, bevor sie an den Leitzinsen schraubt. Sie sieht weiter Risiken für die Konjunktur. Letzlich ist (gefühlt) eine Leitzinserhöhung eher noch in weitere Ferne gerückt, zumindest hat sich die Fed mehr Handlungsfreiraum verschafft.

Nun will die Federal Reserve und ihre Vorsitzende Janet Yellen also geduldig sein bei der Normalisierung der Geldpolitik. Geduldig steht schon vom Wortsinn her für einen sehr dehnbaren Zeitbegriff, allein von daher ist das Wort hervorragend gewählt, aus Sicht einer Notenbankerin. Geduld beinhaltet aber auch immer Nachsicht. Nicht so streng sein. Auch mal ein Auge zudrücken. Es gibt keine genauen Vorschriften, die das weitere Handeln regeln.

Wann wird die EZB die Leitzinsen weiter senken? Wann wird die Fed die Zinsen wieder erhöhen? Was sagt Janet Yellen? Welche Hinweise gibt Mario Draghi? Es ist ein ewiges Taxieren und Warten.