Rubrik: Carl Icahn

Schon wachsen wieder die Zweifel. Geht es der amerikanischen Wirtschaft wirklich so gut, wie es die Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, bei ihrer Entscheidung die Leitzinsen in den USA zu erhöhen, suggerieren wollte? Das Verbraucher-Vertrauen ist nicht sonderlich hoch und die Kapazitätsauslastung der Industrie eher niedrig. Immerhin, die Kerninflation bewegt sich wieder auf einen gewollten Niveau von 2 Prozent. Aber die Zahlen einer boomenden Industrie sehen üblicherweise anders aus.

Hedgefonds-Manager und Apple-Aktien-Fan Carl Icahn hat sich per Video-Botschaft ans Börsenvolk gewendet: „Danger Ahead“. Schon der Titel lässt kaum Zweifel daran, dass es an den Börsen gefährlich werden könnte. Icahn klagt die Notenbanken an, durch billiges Geld Blasen geschaffen zuhaben.

Die Apple-Aktie recht verhalten auf die neuen Produktankündigungen reagiert. Ob damit Apple im Weihnachtsgeschäft punkten kann? Hält Apple seinen Vorsprung und bleibt hinreichend Kult, um seine hohen Margen zu behaupten? Zweifellos ist alles bei Apple ein wenig austauschbar geworden. Wohl kein Tech-Konzern ist so angewiesen auf Innovationen und neue Geräte, die Kunden nicht nur nutzen, sondern begeistern. Aber die Produkte verkaufen sich nach wie vor sehr gut und die Apple-Aktie bleibt, gerade auch mit Blick auf den Cash-Bestand des Unternehmens, senationell günstig bewertet.

Apple ist schon viel zu schön, um wahr zu sein. Das Unternehmen floriert. Es hat eigentlich keine Kunden, sondern Jünger. Neuvorstellungen von Produkten sind weniger Konferenzen, nein, sie gleichen eher Pontifikalämtern. Auch im zweiten Quartal hat Apple wieder die Erwartungen übertroffen. Im zurückliegenden Quartal erzielte Apple einen Umsatz von 58 Milliarden Dollar und einen Netto-Quartalsgewinn von 13,6 Milliarden Dollar beziehungsweise 2,33 Dollar pro Aktie. Die Vorjahreszahlen:

Die Aktie von Apple sei viel zu billig! Zu hören ist das immer wieder von Hedgefondsmanager Carl Icahn. Deshalb drängt er Apple-CEO Tim Cook immer wieder zu Aktienrückkäufen (Backbacks). Tatsächlich hat dieser auch schon Milliarden investiert. Carl Icahn darf sich freuen. Bislang ging sein Kalkül auf. Der Apple-Kurs ist kräftig gestiegen. Doch Icahn will noch mehr. Der Apple-Kurs soll möglichst über 200 Dollar steigen. Das Prinzip von Aktienrückkäufen ist denkbar einfach. Das Angebot wird verknappt und die Nachfrage gesteigert – und schon steigen die Kurse.

Carl iCahn hat wieder gerechnet. Die Apple-Aktie bleibt zu billig, sie wird quasi immer billiger, weil sie immer mehr wert wird. Kürzlich hat Carl noch einen Wert von 203 Dollar kalkuliert, jetzt sollen es schon 216 Dollar sein.

iCahn: Ich habe das mal durchgerechnet: Auf Basis unserer erhöhten Gewinnschätzungen von 9,70 Dollar je Aktie, kommen wir auf eine Kurs-Gewinn-Verhältnis für die Apple-Aktie von 10. Für den S&P 500 errechnet sich ein durchschnittliches KGV von 17.

Ich hatte mal einen Kollegen, der ausschließlich in Apple-Aktien investierte – weil ihm die Rechner so gut gefielen. Ich fand diese Argument für einen Aktienkauf immer, wie soll ich sagen, etwas dünn. Ich blickte ihn dann erstaunt an, aber er ließ sich nicht von seiner Meinung abbringen. Ich habe lange nichts mehr von diesem Kollegen gehört. Ich vermute, er hat sich in einer klimatisch angenehmen Gegend zur Ruhe gesetzt und tippt sich nun durch inspirierende Seiten auf seinem iPad oder iPhone oder iBook … Apple zeigt, dass es manchmal gar nicht viel braucht, um erfolgreich zu sein. Wobei natürlich „gar nicht viel“ schlimm untertrieben ist. Apple kann durch schöne und zugleich technisch ziemlich gute Produkte seine Kunden immer wieder begeistern und sie so überzeugen horrende Preise zu bezahlen. Das muss man erstmal über all die Jahre schaffen.

Die Fed-Protokolle (Minutes) erfeuen die Börsianer. Die US-Notenbank wird wohl nicht so bald die Leitzinsen erhöhen. Sie sorgt sich vor allem um den starken Dollar. Hier hat der EZB-Chef Mario Draghi ganze Arbeit geleistet. Chapeau! Bislang war ja der Wahlspruch der USA: We have the dollar, you have the problems.

Hedgefondsmanager Carl Icahn will Apple-CEO Tim Cook einen Brief schreiben und verspricht, dass es „interessant“ werden dürfte. Wir sind gespannt auf das Interessante. Wird Cook noch mehr Aktien zurückkaufen müssen? Ist Icahn der Apple-Kurs noch immer zu niedrig? Sein Tweet, dass die Aktie seit seinem Hinweis, dass die Aktie unterbewertet sei, um gut 50 Prozent gestiegen ist, könnte ein Hinweis darauf sein. Bestimmt wird sich Tim Cook schon auf die Korrespondenz freuen, sehr … Letztlich geht es wohl noch immer darum den sagenhaften Cash-Bestand von Apple in Höhe von gut 160 Milliarden Dollar zu heben.

Die Aktie von Südzucker ist heute so gar nicht süss. Die Anlegergesichter dürften eher säuerlich verzerrt sein. Das Papier fällt um 10 Prozent. Der Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau.

Tim Cook läuft durch die Gänge der Apple-Zentrale. Er könnte glücklich sein. Carl Icahn hat sich in Carl iCahn umbenannt und ist zufrieden. Die Dividende wird erhöht die Aktienrückkäufe aufgestockt. Die Zahlen stimmen. Aber er möchte wie Steve sein, ein Erfinder sein, der neue tolle Produkte entwickelt.