Rubrik: Abenomics

Nach der längsten Wachstumsperiode seit drei Dekaden und Unternehmensrekordgewinnen ist Japan mit einem Volumen von 3,6 Billionen Euro zum größten Konsumentenmarkt in Asien herangewachsen. Da kommt das weitreichenden Handelsabkommen mit der EU gerade recht. Auch die Börse floriert seit dem Amtsantritt Shinzo Abes 2012. Wird sich der wirtschaftliche Aufschwung und die Hausse fortsetzen?

Shinzo Abe gewinnt die Wahlen in Japan. Der Nikkei feiert die Fortsetzung der Abenomics. Diese Politik des billigen Geldes sollte die Kurse an der Tokioter Börse weiter befeuern. Gerade erst hat der Nikkei ein neues 21-Jahres-Hoch erreicht und einige wichtige Widerstände hinter sich gelassen. Charttechnisch sieht es nach weiter steigenden Kursen aus. Spannend bleibt in dieser Situation ein endlos Index-Zertifikat der HVB auf den Nikkei (787332).

Da sage noch einer, das Drucken von Geld würde nichts bringen. Seit Beginn der Abenomic stieg der Nikkei-Index von rund 8.500 Punkten auf zeitweise 21.000 Zähler. Dann ging es zwar wieder zurück bis auf 15.000 Punkte, doch inzwischen hat sich der japanische Leitindex für Aktien wieder auf mehr als 18.000 Punkte berappelt. Abenomics leitet sich von Abe dem Ministerpräsidenten Japan und Economics, englisch für Wirtschaft, ab und bedeutet, dass die Bank von Japan alles am Markt an Staatsanleihen aufkauft, was bei drei nicht auf den Bäumen ist …

Was für eine Enttäuschung muss der aktuelle Tankan-Bericht von Japans Notenbank für ihren Chef Haruhiko Kuroda, aber auch für Ministerpräsident Shinzo Abe ein. Seit Jahr und Tag mühen die beiden sich die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Sie pumpen Milliardensummen an frisch gedruckten Yen in das Finanzsystem in der Hoffnung, dass wieder Kredite nachgefragt und vergeben werden. Offenbar vergebens. Nippons Wirtschaft siecht nach wie vor dahin. Laut der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der japanischen Notenbank (BOJ) – Tankan-Bericht – ist die Stimmung so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr. Das ist besonders bitter, weil dies ungefähr der Beginn der sogenannten Abenomics (benannt nach Shinzo Abe) war, also der Politik der ultralockeren Geldpolitik und der konjunkturfördernden Maßnahmen.

Was ist das? Gold. Es steigt. Deutlich. Ist das die Wende? Endlich, werden die Gold-Bugs stöhnen. Wir haben es schon immer gesagt. Gold wird wieder kommen. Natürlich wird Gold wieder kommen. Aber ist es jetzt schon soweit? Seit seinen Tiefs im Juli/August hat das Edelmetall rund 100 Dollar zugelegt. Widerstände wurden überwunden. Seit Juli wurden die alten Tiefs während der Konsolidierungsphasen nicht wieder unterschritten. Der Markt scheint nach oben zu wollen, zumindest kurzfristig.

Sollte der Yen im Vergleich zum Dollar nun aufwerten, weil der chinesische Renminbi durch die dortigen Konjunkturproblem immer mehr unter Druck gerät, käme dieser Yen-Anstieg zur Unzeit. Japan würde/müsste sehr wahrscheinlich dagegenhalten und noch mehr Yen drucken.

Die Börse in Tokio hat die Abenomics den vergangenen Jahren ausgiebig gefeiert: Der Nikkei 225 stieg von rund 8.500 auf mehr als 20.000 Punkte – und überschritt diese Marke erstmalig nach 15 Jahren wieder. Doch dann kam der China-Crash und mit ihm kamen auch die Kurse am Kabutocho gehörig ins Rutschen. Nun hat Shinzo Abe angekündigt die Unternehmenssteuern zu senken – von fallenden Kursen hat man in Tokio genug nach gut 20 Jahren Baisse. Die Nachricht hat gereicht, um den Nikkei um knapp 8 Prozent nach oben zu bringen.

Hat Börse etwas mit Wirtschaft zu tun? Spontan ist man versucht zu sagen: ja, natürlich. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht, zumindest in Japan nicht. Dort läuft die Börse derzeit prächtig, nach all den Jahren der Maläse. Der Nikkei hat seinen langfristigen Abwärtstrend lang schon hinter sich gelassen und seit den Tiefpunkten 2003 und 2009 gut 10.000 Punkte zugelegt. Jetzt hat er ein 8-Jahreshoch erreicht und steht bei knapp 18.000 Zählern. Wird die Hausse auf diesem Niveau wieder in sich zusammenfallen, wie 2007? Darauf sollte man besser nicht wetten. Auch nicht, weil die Regierung in Tokio gerade bekanntgegeben hat, dass die Wirtschaft im dritten Quartal um 1,9 Prozent geschrumpft ist – und nicht, wie bislang prognostiziert um 1,6 Prozent. In Japan gelten mittlerweile andere Wirtschaftsgesetze.

Japan hat vor allem ein Problem. Seine Wirtschaft kommt nicht in Gang. Zwar ist es nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren, aber so richtig gut ist es auch nicht. Das Wirtschafswachstum soll als Internationalen Währungsfonds in diesem und im nächsten Jahr bei knapp einem Prozent liegen. Wenigsten die Inflationsraten scheinen anzuziehen. Sie könnten nach jahrelanger Deflation oder Fast-Deflation 2,5 beziehungsweise 3,0 Prozent erreichen. Dafür hat Japan gewaltig was getan. Seit dem Amtsantritt von Premier Shinzo Abe Ende 2012 verfolgt die Bank von Japan eine ultralockere Geldpolitik. Flankiert wird diese Strukturreformen und staatliche Konjunkturprogramme für die Infrastruktur. Die Staatsverschuldung ist dadurch (und die vielen Konjunkturprogramme zuvor) bereits auf knapp 250 Prozent des Bruttoinlandprodukts geschnellt. Die Notenpressen der Zentralbank laufen bereits zügig.

All das reicht aber offenbar nicht. Japan muss Wachstumspünktchen immer teurer einkaufen. Ein Grund dafür könnte auch die alternde Bevölkerung sein, die immer weniger konsumiert und die wesentlichen Anschaffungen im Leben bereits getätigt hat. Nun sollen die Notenpressen noch schneller laufen. Die monetäre Basis soll verbreitet werden, wie es heißt.