Time is money // Schnell ein paar Fragen an Florian Spatz (CEO, links im Bild) und Riad Nourallah (CFO) von Elumeo (A11Q05) zur Rückkehr in die Gewinnzone im zweiten Quartal und zu zukünftigen Wachstumstreibern. Nach einem schwächeren ersten Quartal hat der e-Commerce-Trendsetter im Schmuckbereich ein Effizienzprogramm aufgelegt. Mit Erfolg: Im zweiten Quartal war Elumeo wieder profitabel. Weitere Impulse soll das Wachstumsprogramm #Juwelo100 bringen. Es soll neue Einkaufserlebnisse bieten und die Marktführerschaft von Elumeo ausbauen.
Herr Spatz, Elumeo ist nach einem schwächeren Jahresauftakt im zweiten Quartal wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zurückgekehrt und hat bei einem Umsatzplus von über vier Prozent schwarze Zahlen geschrieben. Wie haben Sie es geschafft, sich dem negativen Gesamtmarkttrend zu entziehen? Immerhin ist der Online-Schmuckmarkt im zweiten Quartal nach Angaben des Bundesverbandes eCommerce und Versandhandel e.V. um 17 Prozent geschrumpft.
Florian Spatz: Wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, den Markt so deutlich zu schlagen. Dank unserer engen Zusammenarbeit mit unseren Manufakturpartnern konnten wir auf die geänderten Kundenwünsche schneller als die Konkurrenz reagieren. Und das hat sich gelohnt. Unsere neu gelaunchten Kollektionen und Marken sind hervorragend bei unseren Kunden angekommen. Außerdem verschafft uns unser Verkaufsformat Videoshopping einen großen Vorteil gegenüber statischen Schmuck-Webshops.
Mit Bewegtbild ermöglichen wir besonders attraktive Shoppingerlebnisse, die zu einer höheren Kauffrequenz der Kunden führen. Als dritten Erfolgsfaktor sehen wir unsere Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI). Mit ihr sind wir in der Lage – auch wenn die Entwicklung noch am Anfang steht – das Einkaufserlebnis zu personalisieren und zu verbessern.
Herr Nourallah, welche Rolle spielte das in Q1/2023 implementierte Programm zur Steigerung der operativen Performance bei der Rückkehr in die Gewinnzone?
Riad Nourallah: Juwelo hat die Preisführerschaft im Schmuckmarkt. Nach elf profitablen Quartalen hatten wir ein negatives Ergebnis in Q1/2023. Wir haben daraufhin ein Sales-and-Cost-Performance-Programm gestartet, das aus insgesamt 40 Einzelmaßnahmen besteht. Das Programm hat die Basis dafür gelegt, dass wir im zweiten Quartal wieder profitabel waren.
Hat sich die positive Entwicklung in der ersten Hälfte des dritten Quartals fortgesetzt? Welche Erwartungen haben Sie an das laufende zweite Halbjahr?
Nourallah: Wir sind on track und gut ins dritte Quartal gestartet. Und auch für das zweite Halbjahr insgesamt sind wir guter Dinge. So erwarten wir, dass sich das erwähnte Sales-and-Cost-Performance-Programm in den nächsten beiden Quartalen voll entfalten wird.
Bereitet Ihnen die eingetrübte Konsumentenstimmung keine schlaflosen Nächte, wenn Sie auf das für Elumeo besonders wichtige Weihnachtsgeschäft blicken?
Spatz: Ganz im Gegenteil! Wir zeigen ja bereits, dass wir trotz der gedämpften Konsumentenstimmung wachsen, Marktanteile gewinnen und die Zahl der aktiven Kunden wie auch der Neukunden online sowie im TV steigern konnten. Somit sind wir gut für das vierte Quartal und das Weihnachtsgeschäft aufgestellt. Darüber hinaus erwarten wir eine Erholung der Konsumentenstimmung und eine deutliche Steigerung des Umsatzes pro Kunde.
Wie wird sich der e-Commerce-Markt Ihrer Ansicht nach in den kommenden Jahren entwickeln und wie ist Elumeo darauf vorbereitet?
Spatz: Wir werden im Wesentlichen von zwei Trends profitieren, die die eCommerce-Branche in den kommenden Jahren prägen werden: Videoshopping/Virtual Shopping und KI. Die Branche wird sich von statischen, katalogbasierten Webshop-Angeboten hin zu virtuellen, videobasierten und hochpersonalisierten Einkaufserlebnissen entwickeln. Dank unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Videoshopping und Investitionen in KI, die ja bereits insbesondere bei Jooli positive Effekte zeigen, werden wir davon überdurchschnittlich profitieren.
Sie sprechen die Video-Shopping-App Jooli Ihrer 100-prozentigen Tochter jooli.com GmbH an. Wann startet dort die Monetarisierung und wie laufen die Vorbereitungen zum Marktstart der Bezahlfunktion JooliPay?
Spatz: JooliPay steckt in den Startlöchern. Die Funktion befindet sich bereits in der Beta-Testphase und wird Ende August freigeschaltet. Ab diesem Zeitpunkt werden wir in der Lage sein, die Verkäufe zu messen und die Provisionen für die durch Jooli generierten Verkäufe einzunehmen.
Welche bei Jooli gewonnenen Erfahrungen können Sie auch für das Kerngeschäft bei Juwelo einbringen?
Spatz: Zum einen ist der Bereich KI zu nennen. Für Jooli haben wir einen proprietären Algorithmus entwickelt, der auf Basis riesiger Datenmengen personalisierte Produktempfehlungen in Echtzeit generiert. Wir haben im zweiten Quartal angefangen, Teile dieses Algorithmus auch in unser Kerngeschäft zu implementieren. Das, was wir bislang sehen, ist eine deutliche Verbesserung der Performance.
Zum anderen wird unser Schmuckgeschäft von den Erfahrungen profitieren, die wir derzeit im Bereich Virtual Shopping sammeln. Zusammen mit der Hochschule Düsseldorf haben wir ein virtuelles Verkaufsstudio entwickelt, in dem Kunden zukünftig eine vollkommen neue, immersive Einkaufserfahrung erleben werden können.
Sie haben das neue Wachstumsprogramm „#Juwelo100“ angekündigt. Ihr Ziel ist es, den Umsatz von Juwelo bis 2030 auf 100 Millionen Euro mehr als zu verdoppeln. Was planen Sie konkret?
Spatz: Bereits jetzt schlagen wir den Markt deutlich. Mit #Juwelo100 legen wir die Basis dafür, unseren Vorsprung weiter auszubauen und in den kommenden Jahren ein deutliches Umsatzwachstum zu erzielen. Dafür haben wir eine Reihe von Projekten definiert, um in den Bereichen Videoshopping, KI, Personalisierung, Cross-Border-Commerce und Augmented Reality/Virtual Reality führend zu bleiben.
Zum Beispiel launchen wir demnächst einen KI-basierten Verkaufsassistenten, der Kundinnen und Kunden beraten und ihnen personalisierte Produktvorschläge senden kann. Außerdem planen wir, unseren proprietären KI-basierten Algorithmus zu nutzen, um den Anteil personalisierter Videoinhalte in unserem Online-Shop und unserer Mobile App deutlich zu steigern. Wir wissen aus unseren Daten, dass Videoshopping einen viel höheren Customer-Lifetime-Value erzeugt als ein statischer Webshop.
Das Umsatzziel ist das eine, die Profitabilität für Anleger mindestens ebenso wichtig: Wie wollen Sie die Margen weiter erhöhen?
Nourallah: Mit #Juwelo100 schaffen wir ein völlig neuartiges Einkaufserlebnis für unsere Kundinnen und Kunden. Davon werden wir auch operativ profitieren, da wir durch den Ausbau unserer Marktführerschaft in der Lage sind, höhere Margen zu generieren. Ein wesentlicher Faktor, um höhere Margen zu erzielen, wird aber auch die bereits angesprochene KI sein. Hier sehen wir große Effizienzpotenziale, insbesondere im Hinblick auf interne Prozess- und Organisationsstrukturen. Wir sind also optimistisch, die Margen in den kommenden Jahren weiter ausbauen zu können.
Herr Spatz und Herr Nourallah, vielen Dank für das schnelle Interview.