Abheben ist derzeit nicht. Die TUI-Aktie befindet sich nun schon seit Jahren im Sinkflug. Derzeit erreicht sie ziemlich genau ein Zentel des Werts, den sie noch 2018 hatte – rund 90 Prozent Kursverlust in etwa fünf Jahren. Dabei reisen die Deutschen nach wie vor gerne, gut, es gab die Corona-Jahre als nur noch wenig ging in Punkto Reisen, aber Corona war dann im April 2023 (Großbritannien hatte seinen Freedom Day bereits im Juli 2021) auch in Deutschland endlich vorbei, doch der TUI-Aktie hat das nicht geholfen.
Ist es der Malus des Groß- und Anker-Aktionärs Alexej Alexandrowitsch Mordaschow, der auf dem Kurs der Aktie lastet? Der russische Oligarch steht seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine auf der Sanktionsliste der EU. Also hatte er am 28. Februar, kurz vor Inkrafttreten, noch flugs sein 34-Prozent-Paket zu großen Teilen über zwei Umwege an seine Frau verschoben. Derzeit hält Mordaschow offiziell über die Unfirm Limited 10,87 Prozent an TUI. Die restlichen 23,13 Prozent wurden offenbar abgegeben. Nun sind knapp elf Prozent nicht wenig, aber sicherlich nicht ausschlaggebend für den tiefen Kurs.
Sind es die Geschäfte? Im dritten Quartal 2023 hatte Tui mit 5,5 Millionen Gästen (Vorjahr: 5,1 Millionen) eine hohe Nachfrage nach Urlaubsreisen und ein gutes operatives Geschäft. Das dritte Geschäftsquartal wurde erstmals seit Beginn der Pandemie mit einem bereinigten Betriebsgewinn (Ebit) in Höhe von 169 Millionen Euro profitabel abgeschlossen (Vorjahr: minus 27 Millionen Euro). Der Umsatz verbesserte sich um 19 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Das alles sind ordentliche Zahlen.
Ist es der Ausblick? Die Negativfaktoren sind im Wesentlichen bekannt: Durch die Inflation bleibt immer weniger Geld zum Reisen, die Kerosinpreise für die Fluggesellschaften sind leidlich hoch, manch einer leidet unter Flugscham (und fliegt dann „privat“ nach Bali) und es gibt Waldbrände sowie Überschwemmungen, wobei es die auch schon immer gab. Diese Risiken sollten bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von unter zehn und einem Börsenwert von 2,9 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 16,5 Milliarden Euro (2022) aber längst im Kurs berücksichtigt sein. Spannend auch: Der Finanzmittelbestand betrug Ende Juni (nach der großen Kapitalerhöhung im Frühjahr 2,2 Milliarden Euro).
Ist die Aktie somit reif für eine Gegenreaktion? Fundamental sicherlich. Charttechniker werden diese Aussage freilich mit einem Stirnrunzeln begegnen angesichts eines intakten, geradezu bilderbuchmäßigen Abwärtstrends. Technisch lichtet es sich erst jenseits der Marke von acht Euro, über der 200-Tage-Durchschnittslinie.
TUI-Aktie (Tageschart): neue Tiefs