Zu den guten Nachrichten bei der Avemio-Aktie [wir hatten zuletzt HIER berichtet]: Der Kurs hat sich stabilisiert, zumindest scheint es so, und die Meta-Investment-Geschichte passt noch. Bilder und Bewegbilder werden immer wichtiger. Kaum ein Bereich, der noch ohne auskommt. Social Media ist voll von Clips oder Tiktoks, Unternehmen stellen sich in Kurzfilmen dar oder präsentieren neue Ergebnisse in virtuellen Konferenzen, Medien streamen Talk-Runden und demnächst gibt es am Supermarkt-Regal wahrscheinlich kleine Produktvorstellungen.
Dafür wird Technik zum Aufnehmen und Bearbeiten gebraucht die Avemio bietet. Ein Markt mit Zukunft, in dem Avemio organisch und auch durch Zukäufe wachsen möchte. Aber für die Aktie läuft es gerade nicht sonderlich gut. Den Kurs hat es von mehr als 80 Euro auf sechs Euro eingedampft.
Einen Grund lieferte das Unternehmen dieser Tage: Das vierte Quartal 2023 war wohl, gelinde gesagt, schwierig, weshalb die Prognose für das Gesamtjahr 2023 zurückgenommen wurde – und zwar kräftig.
Nun rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von 103 Millionen Euro, nach zuvor 120 Millionen Euro, im Jahr 2022 waren es 109 Millionen Euro gewesen. Das operative Ergebnis (Ebitda) wird wohl auf 0,8 Millionen Euro schrumpfen. Bislang war Avemio von 5,0 Millionen Euro ausgegangen – 2022 waren es 4,4 Millionen Euro. Der Cash-flow aus operativer Geschäftstätigkeit dürfte im abgelaufenen Geschäftsjahr nach vorläufigen Berechnungen bei rund einer Million Euro liegen. Immerhin, aber unter dem Strich wird es recht rot werden.
Wie es im laufenden Jahr weitergehen könnte, dazu wollten sich die Vorstände Ralf Pfeffer (CEO) und Norbert Gunkler (CFO) konkret – in Zahlen – auf einem Roundtable von Montega am 23. Januar (noch) nicht äußern. Die Situation scheint wohl (noch) zu unübersichtlich zu sein.
Große oder größere Akquisitionen sollten zunächst nicht anstehen, da Kapitalmaßnahmen (Kapitalerhöhungen) ausgeschlossen wurden. Kein Wunder bei diesem Kurs, der nennenswerte Einnahmen nur um den Preis einer massiven Verwässerung zulässt. Der positive Cash-flow und der Cash-Bestand von 5,8 Millionen Euro (plus 2,6 Millionen Euro Kreditlinie) wird nur kleinere Zukäufe – der Vorstand arbeitet „intensiv“ daran – ermöglichen. Das erschwert einen rasanten Wachstumskurs.
Die spannende Frage: Hat die Börse „alle“ Risiken bei dem jetzigen Kurs abgearbeitet? Der Börsenwert beträgt derzeit 26,8 Millionen Euro bei einem Eigenkapital von 12,5 Millionen Euro und den erwähnten liquiden Mitteln von 5,8 Millionen Euro. Da wird nicht mehr viel Fantasie gehandelt.
Ein Problem der Aktie bleibt die geringe Liquidität. Gunkler geht davon aus, dass nur rund 25.000 Stücke im Umlauf seinen. Ob so mancher Alt-Aktionär nach dem Auslaufen der Lockup-Periode Stücke abgegeben hat und so etwas mehr am Markt wäre, ist unklar. Mit Blick auf den Kursverlauf könnten Abgaben stattgefunden haben, wobei das vom Vorstand eher verneint wird.
Könnte da noch etwas kommen? Möglich, dass der ein oder andere die Geduld/Nerven verliert und Stücke gibt, allerdings gibt es bei dem aktuellen Kurs auch nicht viel dafür. Dennoch, ein potenzieller Belastungsfaktor bleibt.
Aufschwung – zumindest etwas Hoffnung – in Sachen Medien-Equipment könnten Fussball-EM und Olympische Spiele bringen. Angesichts einer schwierigen konjunkturellen Situation ist das aber längst nicht ausgemacht. Sehr optimistisch sind die Analysten von Montega, die heute ein Kursziel von 27 Euro (zuvor: 40 Euro) ausrufen und ein Kaufen (zuvor: Halten) vergeben.
Avemio-Aktie (Tageschart): Stabilisierung?