Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick sehen die frisch vorgelegten vorläufigen Zahlen für 2023 und das vierte Quartal gut aus. Umsätze auf Rekordniveau und steigende operative Gewinne prägen das Bild. Trotzdem rutscht die Hugo Boss-Aktie kräftig ab, da Retail-Aktien im aktuellen Konjunkturumfeld kaum Chancen haben, die Marktteilnehmer zu überzeugen. Wir sagen, warum der Titel uns trotzdem gefällt.
Auch für Hugo Boss ist das vierte Quartal des Jahres mit dem Weihnachtsgeschäft eine durchaus wichtige Phase in einem Geschäftsjahr. Umso erfreulicher ist, dass das Modeunternehmen den Umsatz in dieser Zeit um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigern konnte, was gleichzeitig das umsatzstärkste Quartal der Firmengeschichte war. Dabei trugen alle Marken zum Wachstum bei, mit Zuwächsen in allen Regionen und über alle Vertriebskanäle. Kein Wunder, dass auch das operative Ergebnis (Ebit) rund 17 Prozent auf 121 Millionen gesteigert werden konnte.
Im Gesamtjahr ergibt sich somit ein Umsatzplus von 18 Prozent auf den Rekordwert von knapp 4,2 Milliarden Euro und ein Ebit-Plus von 22 Prozent auf 410 Millionen Euro. Trotzdem rutschte die Aktie nach den Daten kräftig ab: Von Kursen um 66 Euro ging es in einem Rutsch bis auf das aktuelle Niveau um 58 Euro nach unten. Der Grund: Die Analysten hatten noch höhere Ebit-Zuwächse erwartet.
Doch das eigentliche Problem ist der aktuell laufende Abverkauf aller Werte, die mit Retail auch nur am Rande in Verbindung gebracht werden können. Denn die deutschen Konjunkturerwartungen sinken unter den Börsianern nahezu täglich bzw. nach fast jeder Äußerung eines Mitglieds der Ampel-Regierung zu wirtschaftlichen Themen.
Hinzu kam, dass auch aus China verhaltener Töne zur Konjunkturentwicklung kommen, zumal dort wohl eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Konsumenten droht, die aber Hugo Boss wohl bislang dort noch gar nicht spürte. Immerhin konnte sich die Boss-Aktie (A1PHFF) in den Folgetagen im Bereich um 58 Euro stabilisieren.
Spannend wird es nun, wenn Firmenchef Daniel Grieder mit den finalen 2023er-Daten am 7. März auch einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024 geben wird. Sicherlich wird der dem negativen Umfeld Rechnung tragen und entsprechend vorsichtig in die Zukunft blicken. Wir gehen aber trotzdem davon aus, dass er zumindest Zielwerte bei Umsatz und Ertrag nennen wird, die das 2023er-Niveau erreichen.
Auf dieser Basis ist die Boss-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf und einer Dividenden-Rendite von 2,6 Prozent durchaus attraktiv bewertet. Und technisch befinden sich exakt im Bereich um 58 Euro gute Unterstützungen, die vorwiegend aus dem Jahr 2022 stammen. Wir sehen daher keine große Gefahr für einen weiteren Kursrutsch, solange das 2023er-Jahrestief bei 55 Euro nicht noch unterschritten wird. Langfristanleger können daher durchaus antizyklisch handeln und an schwachen Tagen Stücke limitiert einsammeln.
Als Einstiegsmöglichkeit bietet sich aber auch ein Discount-Zertifikat (SQ6TRM) mit Cap bei 60 Euro und Laufzeit bis 21. Juni 2024 an. Geht die Aktie über dem Cap bei 60 Euro über die Ziellinie, ist aktuell eine Maximalrendite von 9,6 Prozent (22,4 Prozent p.a.) möglich. Verweilt der Basiswert am Laufzeitende weiter unter der 60er-Marke, tilgt der Emittent via Aktienlieferung. Der Einstandskurs liegt dann bei 54,73 Euro, was einem Rabatt von mehr als sechs Prozent gegenüber dem Direktinvestment entspricht.
Hugo Boss-Aktie (Tageschart): Hält die aktuelle Unterstützungslinie?