Wenn es Großaktionäre wie bei SGL Carbon gibt, dann scheint der Rest nur noch bedingt zu interessieren. Bei dem Hersteller von Kohlenstoffteilen für die Automobil-, Flugzeug- und neuerdings auch Windkraft-Industrie halten Susanne Klatten (Skion) 28,5 Prozent, BMW 18,4 Prozent und Volkswagen 7,4 Prozent.
Zur Chronologie: Am 2. April verlängert der Aufsichtsrat (Vorsitzende Susanne Klatten) den Vertrag von Jürgen Köhler um weitere drei Jahre bis 2022. Köhler sitzt auf dem Chefposten bereits seit 2014.
Am 6. August veröffentlich SGL Carbon Halbjahreszahlen. Diese fallen sogar recht ordentlich aus, auch wenn es bei SGL Carbon alles andere als rosig aussieht. Vor allem aber bestätigt Jürgen Köhler seine Prognose für das Gesamtjahr. „Trotz der sich weltweit abkühlenden Konjunktur hatten wir speziell in den Märkten Digitalisierung, Energie und Chemie eine weiterhin hohe Nachfrage nach unseren Lösungen … In Summe bestätigen wir unsere Prognose für das laufende Jahr.“
Dann, am 14. August, korrigiert SGL Carbon seine Prognose! „Bei einem hochvolumigen Geschäft im Marktsegment Windenergie, das im Juli 2019 erstmals zur Auslieferung gekommen ist, wurden fehlerhafte Planungsannahmen sichtbar … Aufgrund der neu gewonnenen Erkenntnisse werden Gegenmaßnahmen erforderlich sein; u.a. werden zum Beispiel Restrukturierungsmaßnahmen geprüft … Daher erwarten wir nun ein Konzern-Ebit vor Sondereinflüssen, das etwa zehn Millionen Euro unter dem Vorjahresniveau liegt (bisherige Prognose: in etwa auf dem Vorjahresniveau von 65 Millionen Euro).“
Und es kommt noch schlimmer: „In Anbetracht dieser Entwicklungen können die bisherigen Konzernprognosen für 2020-2022 nicht mehr aufrecht erhalten werden. Es ist geplant, die neuen Prognosen nach Abschluss der neuen Konzernplanung spätestens im Januar 2020 zu veröffentlichen.“
Was ist das denn? Welche Drogen werden in der SGL Carbon-Vorstandsetage geraucht? Kleiner Trost: Köhler wurde wohl umgehend gefeuert. Offiziell ist Köhler zurückgetreten. Aber was für Manager sitzen bei einem SDAX-Unternehmen in der Geschäftsleitung? Unglaublich.
Derartige Vertrauensvergehen mag die Börse zu Recht gar nicht. Die Aktie wurde krass abgestraft und notiert nun unter der Marke von vier Euro. Die miese Stimmung ist auch daran abzulesen, dass das Unternehmen am Markt nur noch mit 470 Millionen Euro bewertet ist, bei einem Eigenkapital von 506 Millionen Euro. Für ein Unternehmen, dessen „guter Kunde die Zukunft“ sei, ist das nicht üppig.
Wird das noch etwas mit der SGL Carbon-Aktie? Angesichts der Produkte von SGL Carbon sollte man meinen, das Papier laufe wie geschnitten Brot. Doch nichts dergleichen. Seit Jahren geht es per saldo abwärts (siehe Monatschart unten). Für Anleger ist die Aktien ganz klar nichts. Trader könnten auf ein Gapclosing im Tageschart zwischen 4,70 und 5,40 Euro spekulieren. Zudem ist der Abstand zur 200-Tage-Linie gewaltig.
Hier ein Turbo-Call (TR8V0U) mit Hebel 2,7. Oder Alternativ ein Turbo-Put (TR8UGT) mit Hebel 1,9.
Es könnte auch sein, dass die Großaktionäre SGL Carbon bald von der Börse nehmen wollen.
SGL Carbon-Aktie (Monatschart): beständiger Abwärtstrend
4 Kommentare
Statt hier großkotzig über die Vorstandsebene herzuziehen, checken Sie erstmal die Infos!Richtig!!!!!Sie sitzen nicht dort.Sie sitzen genau genommen nirgends.
Man ej auch bei solchen Konzernen ist due Wirtschaftskrise, Handelskrieg etc zu spüren.
Natürlich weiß ich nicht um die steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Frau Klatten und auch nicht um ihre Kreativiät in diesen Dingen, aber ist es grundsätzlich nicht so, dass unterschiedliche Einkunftsarten in der Steuererklärung nicht verrechnet werden dürfen?
Was die Shortseller angeht: Da bin ich nun auch sehr gespannt, ob jetzt eingedeckt wird – oder gar erst richtig Blut geleckt wurde.
Grundsätzlich scheint das Unternehmen doch eher schlecht geführt zu werden, was ein Engagement für Anleger schwierig macht.
Kann es nicht sein, dass Susanne Klatten, die Mehrheitsaktionärin und Aufsichtsichtsratvorsitzende von SGL Carbon die Kursverluste seit ihrem Einstieg
in das Unternehmen, vornehmlich dazu genutzt hat, ihre Steuern zu mindern, die sie auf die Dividendeneinnahmen von ihrer BMW Beteiligung in Milliardenhöhe zahlen müßte.
Die Leerverkäufe gleich einer ganzen Reihe von Hedgefonds, die jetzt seit mehr als
sechs Jahren die SGL Aktie regelmäßig um rund 11% jährlich absinken lassen, deuten
fast auf ein abgesprochenes Hand in Hand Spiel hin.
Hoffentlich hat die heutige Kurserholung aus tiefstem Keller endlich einen vielleicht
fundamentalen Hintergrund und nicht nur Deckungskäufe der short seller …
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