Die Nachrichtenlage klingt dramatisch: Die Krise im deutschen Wohnungsbau spitze sich weiter zu. Im August berichteten 20,7 Prozent der Firmen von abgesagten Projekten, nach 18,9 Prozent im Vormonat. Das geht aus den Umfragen des Ifo Instituts hervor. Die Stornierungen im Wohnungsbau türmten sich zu einem neuen Höchststand auf. Seit Beginn der Erhebung 1991 hat das Ifo Insititut noch nichts Vergleichbares beobachtet. Entsprechend sieht der Kurs der Steico-Aktie aus.
Im Sommer 2021 notierte das Papier noch bei rund 130 Euro. Seitdem geht es in Wellen abwärts. Aktuell steht der Kurs bei gut 23 Euro. Die Börse scheint jegliches Vertrauen in die Bauindustrie und die dort tätigen Unternehmen verloren zu haben.
Die Spuren der Baukrise zeigen sich auch in den Geschäftszahlen von Steico: Inflation, gestiegene Finanzierungskosten und verschärfter Wettbewerb belasteten die Nachfrage in fast allen Absatzmärkten, schreibt das Unternehmen. Deutschland, der Hauptmarkt von Steico, sei mit einem Umsatzrückgang von 29,1 Prozent in den ersten neun Monaten besonders betroffen.
Eigentlich hatte Steico als Hersteller von Holzdämmstoffen und Holzfertigteilen bei rückläufiger Neubauaktivität auf Sanierungsmaßnahmen der Hausbesitzer gehofft. In der Vergangenheit sei dieser Effekt oft zu beobachten gewesen, sagt David Meyer, geschäftsführender Direktor für das Ressort Finanzen, zurückliegende Woche auf einer Maccess-Veranstaltung der Börse München. Diesmal hat allerdings der Gesetzgeber politische Rahmenbedingungen geschaffen, die zu einem „spürbaren Aufschiebe-Effekten bei der Sanierungstätigkeit geführten“.
Ein Hoffnungsschimmer: Gegen Ende des dritten Quartals nahm Steico eine Belebung der Nachfrage wahr auch wenn die Zahlen für das dritten Quartal das noch nicht widerspiegeln. Der Umsatz ging um 17,1 Prozent auf 92,4 Millionen Euro zurück. Der Betriebsgewinn (Ebit) sackte gar um 49,2 Prozent auf 9,7 Millionen Euro ab, was einer Ebit-Marge von immerhin noch 10,8 Prozent (Vorjahr: 16,4 Prozent) entspricht.
In den ersten neun Monaten beträgt das Umsatz-Minus 19,1 Prozent auf 282,4 Millionen Euro und das Ebit verliert 55,3 Prozent auf 25,7 Millionen Euro, woraus sich eine Ebit-Marge von 9,3 Prozent errechnet.
Steico erwartet im weiteren Jahresverlauf eine Stabilisierung durch einen nach wie vor vorhandenen Auftragsüberhang im Holzgewerbe. Für das Gesamtjahr wird von einem Umsatz-Rückgang von 15 bis 17 Prozent ausgegangen, bei einer Ebit-Marge zwischen acht und zehn Prozent (im Verhältnis zur Gesamtleistung).
Die Börse hat bei Steico schon einen großen Risikoabschlag vorgenommen. Angesichts von Umsatz, Ebit-Marge und Zukunftsaussichten – Stabilisierung – erscheint eine Börsenbewertung von derzeit 330 Millionen Euro für das Unternehmen eher günstig. Charttechnisch befindet sich der Kurs nun in einer breiten Unterstützungszone. Mutige Anleger könnten sich ein paar Stücke ins Depot legen.
Ein gewisser Malus ist der Verkauf der von 51 Prozent der Anteile durch die Schramek GmbH (Mehrheitsaktionär und Gründer) an die irische Kingspan Holding. 10,1 Prozent der Anteile bleiben vorerst noch bei der Schramek GmbH. Dennoch, so schwebt über dem Kurs das Szenario eines Abfindungsangebot samt Delisting.
Steico-Aktie (Tageschart): nach wie vor am Fallen