Volkswagen (VW) DieselGate und BoniGate: Die Entlohnung insbesondere von DAX-Vorständen, mitunter auch MDAX- und SDAX-Vorständen zählt zu den Kuriositäten unserer Marktwirtschaft, wenn man das in diesem Bereich so nennen kann. Eigentlich sollte es (vereinfacht) so funktionieren: Die Hauptversammlung (Aktionärstreffen) bestimmt mit Stimmenmehrheit den Aufsichtsrat. Dieser stellt dann einen Vorstand für die Umsetzung der Unternehmensziele ein. Soweit so gut. Wenn sich nun der Vorstand ungeschickter anstellt als ein BWL-Student im zweiten Semester oder man die Entscheidungen auch hätte auswürfeln könnten oder, wenn der Vorstand sogar kriminell handelt, sollte eigentlich klar sein, dass er erstens fliegt und zweitens dafür nicht auch noch üppig entlohnt wird. Zu sorgen dafür hat der Aufsichtsrat beziehungsweise die Hauptversammlung. Leider, leider ist es seit Jahren viel zu häufig allerdings so, dass Vorstände fachlich versagen und manchmal dabei auch ein Unternehmen an den Rand des Ruins führen – und dennoch tüchtig abkassieren. Der VW-Vorstand bestand trotz DieselGate auf seine Bonuszahlungen und erhielt für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Vergütung von 60 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Zeitweise wurde die Pleite von VW an der Börse gehandelt, auch wenn das übertrieben war.
Das sind dann eine jener Momente, wo man sich als Aktionär auch über einen Hedgefonds freut. Der brititsche The Children‘s Investment Fund, kurz TCI, vom medienscheuen Christopher Hohn, hat sich nun der Sache mit VW angenommen: Vorstand und Aufsichtsrat von hätten in den zurückliegenden sechs Jahren 400 Millionen Euro eingestrichen. Das seien Auswüchse mit epischen Ausmaß. Das Management sei für sein Scheitern belohnt worden. Das müsse sich dringend ändern. Das sei keine Art, eines der größten Unternehmen der Welt zu führen. Das Urteil: nicht mehr hinnehmbar. Was sagen eigentlich die anderen Aktionäre Porsche (52,2 Prozent der Stimmen), Land Niedersachsen (20,0 Prozent) und Qatar (17,0 Prozent) dazu?
Von der Investoren-Legende Warren Buffett gibt es den Ausspruch: Ein Unternehmen müsse so gut sein, dass es auch von einem Idioten geführt werden könnte, denn eines Tages wird ein Idiot kommen … Aber warum diesem dann auch noch eine Menge Geld für seinen Wahnsinn bezahlen?
Wieso funktioniert Marktwirtschaft auf dieser Ebene nicht? Vermutlich, weil es ein closed Shop ist. Der Kölner sagt Klüngel dazu. Man ist unter sich und tut sich nicht weh, nicht sehr jedenfalls, so scheint es.
Überall, wo die Marktwirtschaft ausgehebelt wird, wo es keine Sanktionen mehr für Fehlverhalten gibt und Planwirtschaft Einzug hält, droht Gefahr für Aktionärsvermögen. Vielleicht ist das der Grund, warum die VW-Aktie nach der TCI-Attacke um rund 3 Prozent zulegt. Aus Aktionärssicht wäre es auf jeden Fall zu begrüßen, wenn Leistung, Haftung und Vergütung wieder näher zusammenfinden würden.
Charttechnisch befindet sich die VW-Aktie in einem kurzfristigen Aufwärtstrend. Mittelfristig bewegt sie sich in einer breiten Seitwärtsbewegung.
Wer auf eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung spekuliert, für den könnte auch ein Discounter (VS4X1D) von Vontobel interessant sein. Er bietet die Chance auf eine Seitwärtsrendite von 5,3 Prozent oder 14,1 Prozent p.a., sofern der Cap bei 110 Euro am 16. September 2016 nicht unterschritten ist. Der Verlustpuffer beträgt 16,7 Prozent.
Bildquelle: Volkswagen