Plusvisionen

Leitzins-Ping-Pong // Umlaufrendite negativ und die Börsen in Endlosschleife

Wird sie? Wird sie nicht? Wird sie? Wird sie nicht? Wird sie? Wird sie nicht? Die Börsen scheinen gefangen in dieser Endlosschleife über die Frage, ob die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed), Janet Yellen, die Leitzinsen noch in diesem Sommer ein weiteres Mal anheben wird (nach Dezember im vergangenen Jahr). Bis vor Kurzem galt eine US-Zinserhöhung noch als ausgemacht. Die Wirtschaft in den USA läuft erklecklich und der dortige Arbeitsmarkt tendiert in Richtung Vollbeschäftigung – so dachte man zumindest.

Dann wurde aber bekannt, dass im Mai so wenige neue Jobs in den Vereinigten Staaten geschaffen wurden wie schon seit sechs Jahren nicht mehr. Yellen, die traditionell ein starkes Auge auf den Arbeitsmarkt hat, wird das nicht gerne gelesen haben. Und schon äußert sie sich deutlich schwammiger, was eine baldige Zinserhöhung angeht. Es scheint so, als habe die Fed wieder ein Argument gegen eine weitere Leitzinserhöhung gefunden. Diese wäre zwar gewünscht, um Normalität zu signalisieren, aber gleichzeitig würde man damit den Druck auf China und die Schwellenländer insgesamt erhöhen, da die Kapitalabflüsse aller Voraussicht nach zunehmen würden.

In Deutschland ist die Umlaufrendite, der Durchschnitt der Renditen aller Bundesanleihen auf unter Null gefallen. Das ist ein Premiere. Wenn sich der deutsche Staat für zehn Jahre verschuldet muss er an den Kapitalmärkten nur noch 0,048 Prozent Zinsen dafür zahlen (Update 10. Juni 2016: 0,0177 Prozent). Vielleicht positioniert sich auch schon so mancher vor der Brexit-Abstimmung in Großbritannien und kauft Bundesanleihen quasi als Hort der Sicherheit.

Was Sparern und Lebensversichern die Tränen in die Augen treiben dürfte, ist natürlich für den DAX ganz nach seinem Geschmack. Das Anleihen-KGV tendiert bei einer negativen Umlaufrendite in Richtung unendlich [lim x→+∞], was schon sehr sensationell ist, rein gedanklich. Bei diesen Werte gibt es für Aktien – nach der traditionellen Lehre, anno dazumal hat man mal Anleihen- mit Aktien-Bewertungen verglichen – keine Konkurrenz mehr für Aktien. Faktisch gibt es allerdings schon eine Konkurrenz, weil Anleihen von dem Gedanken getragen werden, dass es sicher sei dem deutschen Staat Geld zu leihen. Man wird sehen. Doch der DAX nimmt schon mal Witterung auf und legt zu, schließlich gibt es bei ihm durch Dividenden und die Beteiligung an künftigen Unternehmensgewinnen, nichts anderes sind die Kursgewinne von jetzt, noch etwas zu verdienen. Bei Anleihen ist es nur noch die Chance auf Kursgewinne, sofern die Renditen noch deutlicher in den negativen Bereich rutschen, was nicht auszuschließen ist, angesichts der lockeren Haltung von Federal Reserve und Europäischer Zentralbank. Letztlich noch stärker dürfte von dieser Geld-Entwertung aber der DAX profitieren.

 

Bildquelle: Sybille Daden  / pixelio.de

 

 

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