Plusvisionen

Aktien-Anlage // Abwärtssog als Folgen des amerikanischen Handelskriegs

Zum Zeitpunkt unseres letzten Beitrags Ende Januar war die Welt noch in Ordnung. Täglich vermeldeten die Aktien-Börsen neue Höchststände. Es sah danach aus, dass sich die Wahl Trumps – entgegen anfänglichen Erwartungen – doch nicht so dramatisch auf die Wirtschaft auswirken würde. Im Gegenteil: Die im Januar verabschiedete Steuerreform brachte zusätzliche positive Impulse für die amerikanische Wirtschaft und die globalen Aktienmärkte.

Als größtes Risiko für einen weiteren Aufschwung sahen wir die politische Unsicherheit. Und leider behielten wir mit unserer Einschätzung Recht. Mit seiner Ankündigung, Strafzölle für Aluminium- und Stahl-Importe zu verhängen, brachte der amerikanische Präsident die Welt an den Rand eines Handelskriegs und die Kapitalmärkte in Krisenstimmung. Der deutsche Aktienindex DAX verlor binnen weniger Tage fünf Prozent an Wert. Damit belaufen sich die Verluste seit den Höchstständen im Januar auf über zwölf Prozent. Nicht ohne Grund, denn die wichtigste Grundlage für eine wachsende globale Wirtschaft ist der freie Handel. Die deutsche Wirtschaft exportierte 2017 Waren im Wert von 1,2 Billionen Euro. Auf die USA entfallen davon rund 111 Milliarden Euro, also etwa neun Prozent. Hunderttausende Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt an diesen Exporten, nicht nur in der Stahlproduktion.

Die Folgen einer sich kontinuierlich verstärkenden Spirale gegenseitiger Strafzölle wären katastrophal. Sie würden das in den letzten 30 Jahren mühsam ausgehandelte gegenseitige Öffnen der Wirtschaftsräume empfindlich stören. Die gerade anspringende Weltwirtschaft könnte schon wieder ausgebremst werden. Wichtig ist deswegen eine maßvolle Reaktion der europäischen Seite, aber ohne Schwäche zu zeigen. Es bleibt die Hoffnung, dass Amerika selbst erkennt, dass Strafzölle nicht zuletzt für das eigene Land nur Wohlstandsverluste bedeuten.

Für Anleger bringt der Zollstreit in erster Linie eins – noch mehr (politische) Unsicherheit. Sollte der Streit fortgesetzt eskalieren, wird dies zu einer weiteren spürbaren Korrektur an den Aktienmärkten führen. Entsprechend sollten Anleger jetzt noch vorhandene Kursgewinne absichern. Kommt es dagegen doch noch zu einer vernunftgeleiteten Einigung, haben Aktien ein starkes Frühjahr vor sich. Die jetzige Korrektur wäre dann rückblickend ein günstiger Zeitpunkt in Aktien zu investieren. Keine leichte Entscheidung.

Lösungen für dieses Dilemma finden Anleger in den lange mit Misstrauen bedachten Zertifikaten.  Sie ermöglichen es, gerade auch Privatanlegern, in den Aktienmarkt zu investieren und gleichzeitig das Risiko weiter fallender Märkte in gewissen Grenzen abzusichern. Die Renditen liegen dabei teilweise deutlich über denen von klassischen Anleihen oder Sparbriefen. Abhängig von den gewünschten Risikopuffern sind bis zu fünf Prozent und mehr möglich. Die vielfältige – und nicht immer sinnvolle – Ausgestaltung von Zertifikaten, besonders hinsichtlich der Kosten und Risiken, macht es allerdings schwer, die richtige Wahl zu treffen. Investieren Sie hier etwas Zeit und nutzen Sie die Expertise Ihrer Anlageberater.

Aktuell für Einzelanlagen nicht zu empfehlen sind dagegen ETF. Hier trägt der Anleger das volle Risiko fallender Märkte. Die Entwicklung des Fonds folgt eins zu eins der Entwicklung an den Aktienmärkten. Fallende Aktienkurse bedeuten automatisch Verluste. Wer trotzdem über ETF direkt in einzelne Aktienmärkte investieren will, sollte seine Anlage in Teilbeträge aufteilen und über die nächsten Monate gestreut anlegen. Damit federt man mögliche Kursrückgänge ab und investiert zu einem im Durchschnitt günstigeren Einstiegskurs.

Bleibt die Frage, ob es im Hinblick auf die unsichere Entwicklung bei Aktien nicht besser wäre, ganz auf Aktien bei der Anlage zu verzichten? Die Antwort lautet nein. Denn nach wie vor gibt es auf Einlagen und Sparbriefe keine oder sogar negative Zinsen. Nach Kosten, Steuern und Inflation bleibt dann ein sicherer Vermögensverlust. Sicher kein erstrebenswertes Ziel.

Der Autor

Patrice Kaiser, Merkur Bank, Vermögensverwaltung, Sparen,

Patrice Kaiser, Vertriebs- und Produktmanager für Vermögensanlagen
Patrice Kaiser, 39 Jahre alt, Bankbetriebswirt, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR BANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl an Hand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden.
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Bildquelle (Titelbild): Gabi Eder / pixelio.de, Portrait: Merkur Bank

 

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