Plusvisionen

Fed Yellen // Die Hanjin-Pleite, ein Paradoxon und warum die Zinsen nicht steigen

Wird sie nun oder wird sie nicht? Gemeint ist Janet Yellen, die Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Antwort auf die Frage, ob sie wohl am 21. September die Leitzinsen anheben wird. Bislang hat Yellen noch immer eine mehr oder weniger gute Ausrede gefunden, nach dem ersten Mini-Zinsschritt im Dezember einen zweiten folgten lassen. Zu Jahresanfang war man noch sehr zuversichtlich, doch dann kamen die Börsen-Turbulenzen und Yellen und ihren Kollegen wurde es unheimlich. Lieber nicht! Aber man schien sich verabredet zu haben, dass an jedem (jedem!) Wochenende ein anderer Notenbank-Governeur etwas mehr oder weniger [vor allem weniger] Sinnvolles zur wirtschaftlichen Situation und davon abgeleitet zur weiteren Zinspolitik sagen musste. All diesen Aussagen war eines gemein: Sie trafen in schöner Regelmäßigkeit nicht zu. Die Börse war sich dennoch nicht zu schade daraus jedes Mal eine riesige Welle zu machen, die dann letztlich zu einem leichten Kräuseln verebbte.

Genauso gebannt blickten die Märkte auf Konjunkturdaten die quasi ständig in den USA veröffentlicht werden, um irgendwelche Rückschlüsse darauf auf die Zinspolitik konstruieren zu können. Besonders erstaunlich ist dabei der Bohei um die US-Arbeitsmarktdaten, deren Aussagekraft zu ziemlich gegen Null tendiert. Das einzig Interessante an ihnen ist, dass sie von der Börse beachtet werden und die Kurse entsprechend reagieren. Ansonsten werden die Arbeitsmarktdaten in den USA per Telefonanruf erhoben: Jemand aus dem Ministerium ruft also irgendwo an und fragt, ob derjenige Arbeit suche und bereit sei auch eine Arbeit anzunehmen … Wenn dieser jemand mit nein antwortet, wird gleich wieder aufgelegt und er fällt aus der Statistik. Deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Daten zigmal danach noch revidiert werden, manchmal noch Jahre später. Das interessiert dann an der Börse freilich niemanden mehr.

Jüngst kam wieder eine Flut von Daten, die eine Leitzins-Erhöhung in den USA [zumindest vor den Wahlen im November] recht unwahrscheinlich erscheinen lassen: Die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion waren jüngst eher schwächer. Der sogenannte Phily-Fed-Index, ein Stimmungsindikator, obwohl besser, überzeugte nicht.

Mal ganz abgesehen vom großen Bild. Der Welthandel stagniert bestenfalls, was sich auch daran zeigt, dass jüngst die südkoreanische Reederei Hanjin in die Pleite schlitterte und seitdem rund 400.000 Container mit einem Warenwert von 14 Milliarden Dollar auf den Weltmeeren dümpeln und darauf warten gelöscht zu werden. Allerdings verweigern das viele Häfen, weil sie Angst haben die Kosten dafür nicht bezahlt zu bekommen. Das globale Potenzialwachstum bleibt schwach und die Produktivitätsfortschritte sind mau, trotz der Fortschritte im Technologiebereich. Fachleute nennen das das Solow-Paradoxon. Solange das alles so ist und die Schulden horrend bleiben, werden die Zinsen auf niedrigstem Niveau verharren, auch wenn es kosmetische Zinsschrittchen geben sollte. Die Aktien-Märkte dürfte das freuen und Sparer müssen wohl noch sehr lange mit sehr niedrigen Zinssätzen zurechtkommen.

PS
An was den USA auch nicht gelegen ist: ein steigender Dollar, der die Wettbewerbschancen der Industrie in der Welt schmälern würde. Steigende Zinsen würden aber den Geldfluss in die USA und damit auch den Dollar-Kurs recht rasch anschwellen lassen, zumal in der Eurozone und in Japan noch dem Quantiative Easing gefrönt wird. Nicht zuletzt deshalb wird die Fed sehr vorsichtig agieren.

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