Plusvisionen

DAX-Crash, VW, BMW, Daimler, Tesla, Lufthansa, Telekom

Also mal wieder: Whatever it takes-Zeiten. Kürzlich noch Rekordhöhen im DAX, jetzt totale Krise. Das geht schnell in der Wirtschaft und in der heutigen – globalen – Wirtschaft noch schneller. Auch an den Börsen hat sich der Absturz rasant vollzogen. Zuletzt ging es beim Crash 1987 in dieser Geschwindigkeit nach unten. Damals wirkten erstmal rechnergesteuerte Verkaufsprogramme. Heute gibt es an der Wall Street kaum noch Privatanleger. Börsen werden dominiert von Fonds (ETFs) und Algorithmen.

Wenn sich die Spirale mal nach unten dreht heißt es nur noch: verkaufen! So schnell es geht. So viel wie möglich. Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs), die genau einen Index, zum Beispiel den DAX abbilden und entsprechend investieren, werfen im Fall der Fälle auch alles, quer Beet, auf den Markt, egal, ob eine Aktie eigentlich gut oder schlecht ist.

So steht plötzlich auch eine Deutsche Telekom, kein besonders konjunktursensitiver Titel mit satter Dividenden-Rendite, plötzlich mit elf oder zwölf Prozent im Minus. Oder VW, BMW oder Daimler werden zu Kursen gehandelt als würden sie demnächst und auch in den kommenden Jahren keine Autos mehr verkaufen (nur Tesla verkauft noch Autos in Zukunft). Oder die Börse stellt bei der Lufthansa die Frage, ob die Menschheit in den kommenden Jahren noch Flugzeuge als Fortbewegungsmittel nutzen wird oder banaler, ob die Lufthansa bald pleite ist.

Crash-Zeiten sind kuriose Zeiten, da Panik und Verzweiflung herrscht, zumal diesmal auch ein (Corona-)Virus kursiert, der gehörig Unsicherheit verbreitet. Deshalb auch ungewöhnliche Maßnahmen wie Massen-Quarantäne oder gigantische Liquiditätszusagen im wirtschaftlichen Bereich.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte die Märkte zunächst enttäuscht. Sie scheute sich, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Mario Draghi, vor einem „Whatever it takes“. Die Folge war ein drastischer Einbruch bei Aktien- und Anleihenkursen. In der heutigen liquiditätsverliebten Finanzwelt ist das nicht mehr möglich. Die Märkte brauchen immer höhere Dosen Geld.

Die amerikanische Notenbank (Fed) reagiert professioneller und pumpte mal eben 1,5 Billionen Dollar zur Liquiditätsunterstützung in das Finanzsystem. Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Finanzminister Olaf Scholz gingen (fast) noch einen Schritt weiter uns sagten: „Wir legen alle Waffen auf den Tisch“. Will heißen: Die Bundesregierung stellt Hilfen ohne Limit in Aussicht.

Das alles ist sehr gut und sehr notwendig, aber wird es reichen? Zumindest sorgt es für eine gewisse Stabilisierung. Ein Erfolg ist es schon, wenn der Deflationssog gestoppt werden kann. Vielleicht müssen noch weitere geld- und fiskalpolitische Maßnahmen folgen.

Die Börse macht den Anleger gerade Hoffnungen, aber Vorsicht, in solchen Phasen macht sich die Börse gerne auch einen Spaß daraus diese schnell wieder zu enttäuschen. Rational ist derzeit nur wenig. Und wie John Maynard Keyes einst sagte: Die Börse ist länger irrational als du solvent.

Käufe sollten derzeit somit nur mit Bedacht, also kleinem Einsatz vorgenommen werden. Chancen wird es geben (siehe irrational), auch weil die Zinsen sehr niedrig sind. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht noch weiter abwärts gehen kann, wenn Angebot und Nachfrage weiter straucheln.

Bei rund 9.000 Punkten verläuft die Aufwärtstrendlinie (Kerzenchart) aus dem Jahr 2003. Möglich, dass diese erstmal Halt bietet. Anleger werden abwarten müssen, wie tief die wirtschaftlichen Verwerfungen gehen. Die Baisse ist (längst) noch nicht ausgestanden.

DAX-Monatschart: Hält der Aufwärtstrend?

DAX, Börse, Corona, Crash

Henning Hraban Ramm / pixelio.de
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