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Wie tief Öl fallen kann

Shell

Quelle: Shell

Dafür liebe ich die Börse. Sie ist so unglaublich flexibel. Heute so, morgen wieder anders, ganz ungehemmt. Da ist der Öl-Preis. Eigentlich gilt die Grundregel: Ein fallender Öl-Preis ist gut für die Weltwirtschaft und eine steigender Öl-Preis schlecht. Die Argumentation dabei ist schlüssig. Wenn die Industrie für Energie oder Rohstoffe viel aufwenden muss, bleibt weniger Gewinn oder wenn höheren Preise für Endprodukte durchsetzbar sind, bleibt dem Verbraucher weniger zum Konsumieren. Beides ist schlecht für die Konjunktur.

Nun aber sorgt man sich an der Börse wegen des fallenden Öl-Preises. Er sei so stark gefallen, dass dies ein starkes Indiz für eine veritable Wirtschaftsschwäche sein. Ohnehin laufe es mit der chinesischen Wirtschaft nicht sonderlich gut. Eine rückläufige Nachfrage sei der Grund für den niedrigen Öl-Preis – und weil das so sei, stehe es auch um die globale Konjunktur nicht ums Beste. Aber vielleicht ist die Öl-Nachfrage nicht wegen der Konjunktur schwach, sondern wegen der größer werdenden Bedeutung von alternativen Energieträger? Dank Solar und Windkraft wird langsam immer weniger Öl benötigt. Ganz abwegig dürfte das nicht sein.

Doch die Nachfrage ist nur ein Einflussfaktor für den Öl-Preis. Auf der anderen Seite steht das Angebot. Durch den Fracking-Boom in den USA scheint diese zurzeit riesig zu sein. Die Opec hat jetzt ihre Absatzprognose für 2015 noch einmal um 300.000 Fass pro Tag auf nun 28,9 Millionen Barrel pro Tag gekürzt. Das ist der niedrigste Stand seit 2002. Dennoch will die Opec ihre Produktion nicht drosseln, was Ende November den Öl-Preis an einem Tag um rund 10 Prozent einbrechen ließ.

Spannend wird sein, wie die Fracking-Industrie mit dem derzeitigen Öl-Preisen zurechtkommt. WTI steht bei 61 Dollar und Brent bei 64 Dollar. Angeblich lohnt sich Fracking erst ab Preisen zwischen 65 und 70 Dollar. Man könnte auch sagen, Fracking ist eine Folge des hohen Ölpreises.

Ob nun noch neue Schieferölvorkommen erschlossen werden bei diesen Öl-Preisen? So mancher Explorer wird sicherlich nochmal spitz nachrechnen. Der Schieferölstrom könnte dann schon bald versiegen, da die Förderung wohl nur im ersten Jahr so richtig gut läuft. Andererseits dürfte auch hier die Technologie besser werden. Dennoch: Die Fracking-Industrie könnte einen klassischen Schweinzyklus durchlaufen.

Was heißt das alles nun für den Öl-Preis? Charttechnisch ist der Aufwärtstrend bei Nordseeöl Brent (noch) intakt (siehe Chart). Er verläuft bei 60,50 Dollar. Wird diese Trendlinie unterschritten, liegt die nächste Haltelinie bei 52,00 Dollar. Wenn diese nicht hält könnte der Preis für das Fass Nordseeöl auf 35,00 Dollar fallen.

Und die Aktien-Börsen? Vielleicht hat Öl gar nicht mehr diese Bedeutung für die globale Konjunktur, weder aus Nachfrage- noch aus Kostensicht (Unternehmensgewinne). Tendenziell sollte ein niedriger Öl-Preis eher positiv als negativ gesehen werden.

[highlight]Brent-Öl-Preis: Noch im Aufwärtstrend[/highlight][divider_flat]

Bildquelle: Shell

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