Plusvisionen

Hedgefonds EZB

Der Zinssenkungskreislauf. Die Renditen von Bundeanleihen markieren ein neues Tief, weil die wirtschaftlichen Aussichten nicht mehr so rosig sind für Deutschland, das wiederum lässt die Deflationssorgen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wachsen. Diese kündigt weitere Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung und somit zur Konjunkturbelebung an, was erneut den Markt für Bundesanleihen (deutsche Schulden) verunsichert. Argument: Wenn die EZB weiter lockern muss, ist es womöglich um die deutsche Wirtschaft noch schlechter bestellt als gedacht. Ergo: Schnell noch Bundesanleihen kaufen, bevor die Zinsen noch weiter sinken – wodurch dann die Zinsen noch weiter sinken.

Eigentlich wäre der natürliche Reflex am Markt für Bundesanleihen der, dass durch eine angekündigte Lockerung die Inflationssorgen wachsen und deshalb Bundesanleihen verkauft werden, die Kurse dieser fallen und die Renditen steigen. Doch Inflation ist zurzeit kein Thema, überhaupt nicht.

Brandet die Euro-Krise wieder an? Frankreich und Italien haben die Nase gestrichen voll von der von Deutschland verordneten Sparpolitik (Austerität). Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, wann, nicht mehr ob Quantitative Easing (QE) durch die EZB kommt. QE ist der (großzügige) Aufkauf von Staatsanleihen (Schulden) mit frisch gedruckten Geld (weil diese sonst keiner mehr kauft, angesichts der niedrigen Zinsen). Die Notenbank nimmt dem Staat dabei die Schulden ab und gibt dafür Geld aus. Sie ahnen vielleicht … Druckt sich der Staat hierbei seine Schulden weg?

EZB-Chef Mario Draghi möchte auch den Markt für Asset Backed Securities (ABS) wiederbeleben. Asset Backed Securities (ABS) sind verbriefte Kredite. Eine Bank schnürt dabei ein Päckchen mit Krediten, die sie nicht mehr so gerne in ihrer Bilanz sehen mag – sicher nicht, weil diese so gut sind. Dann nimmt sie das Päckchen und verkauft es einem Investor. Problem: Nach 2008/2009 finden sich nicht mehr so viele Investoren, die in Kreditverbriefungen investieren wollen. Aber die (toxischen) Dinger müssen raus aus den Banken, damit diese wieder neue Kredite vergeben können, was sie derzeit nicht tun, weil noch zu viele alte, faule in den Büchern stehen. So springt halt die EZB ein und kauft die Pakete mit der Hoffnung auf, dass dadurch die Kreditvergabe wieder in Schwung kommt.

Pikant: Ex-Goldman-Sachs-Banker Draghi hat nun den größten Vermögensverwalter der Welt, Blackrock, als Berater für die Gestaltung des ABS-Kaufprogramms engagiert. Wall Street sitzt sozusagen bei der EZB am Katzentisch. Interessenskonflikte sollen ausgeschlossen sein, heißt es aus der EZB. Da muss Blackrock nun wohl richtig aufpassen: Sollte der Vermögensverwalter noch irgendwo noch ABS-Papiere im Portfolio haben, die man vielleicht dringend loswerden möchte, dürfen diese natürlich NICHT an die EZB verhökert werden.

Die Europäische Zentralbank sollte aufpassen, nicht zum öffentlichen Hedgefonds zu werden, zumal wenn sie nun mit einem der größten privaten Hedgefonds zusammenarbeiten möchte. Bleibt zu hoffen, dass die Zeiten nicht so schlecht sind, dass sie zum Hedgefonds werden muss.

Bildquelle: ECB

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