Plusvisionen

WebID Frank Jorga Interview // Bester Service entscheidend bei Banken und FinTechs für das Überleben

Frank Jorga, WebID, IT, Sicherheit

Bildquelle: WebID Solutions

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Frank S. Jorga, Gründer und Geschäftsführer von WebID Solutions, über FinTechs, Banken und Börse.

Wie stark wächst die Branche?
Es scheint, als gebe es kein Halten mehr. Allein die Risikokapitalgeber haben laut einer KPMG-Studie von Juli bis September 2017 sage und schreibe 3,3 Milliarden Dollar weltweit in Fintechs investiert. Eine unglaubliche Zahl und zehn Prozent mehr als im Quartal davor. Dabei konzentrieren sich die Investoren verstärkt auf reifere Unternehmen, deren Geschäftsmodelle sich bereits bewährt haben. Ein Kalkül, so die Autoren, ist auch, dass sich Technologien aus einem Markt auch in anderen Ländern einsetzen lassen. Viele deutsche FinTechs gehen tatsächlich ins Ausland. Auch wir wollen mit unseren Innovationen im kommenden Jahr den amerikanischen Markt erobern.

Was sind Wachstumssektoren?
Alle! Technologiegetriebene Start-Ups der Finanz- und Versicherungsbranche treiben den gesamten Kapitalmarkt voran: Ob Bonitätsprüfungen, Geldanlagen, Factoring, Inkasso oder moderne Videoidentifikationen rund um die Uhr, was eine unserer Kernkompetenzen ist.

Wie wird sich die Bankenlandschaft verändern?
Aus Sicht der Banken sind die FinTechs eine große Bedrohung. Die Veränderungen am Markt werden riesig und grundsätzlich sein. Dabei ist ein Umbruch jedoch nichts Ungewöhnliches, und daher haben die meisten Firmen auch keine Angst. Aber sie müssen und werden reagieren. Ob neue Technologien, verändertes Kundenverhalten, straffere Regulierung oder wechselhafte Konjunktur – nahezu täglich müssen Unternehmen und besonders auch Finanzinstitute schon heute ihr Geschäft neu ausrichten. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass viele Banken überleben werden – aber in einer völlig anderen Form. Vor allem aber werden FinTechs und Etablierte verstärkt Kooperationen eingehen. Denn keine der beiden Seiten wird die Herausforderungen des Wettbewerbs allein bewältigen können. Die einen bringen modernste Technologien und Abläufe mit, die anderen beispielsweise die vertrauensvolle Marke und erfahrene Finanzexperten. Nicht alle Banken werden überleben, aber auch nicht alle FinTechs. Es wird Fusionen geben, manche Häuser wie die Deutsche Börse haben sogar Inkubatoren gegründet, einen eigenen FinTechHub. Der belebende Wettbewerb wird die „alten Häuser“ auch zu Innovationen anspornen, und dann wird es Start-ups geben, die von den eingesessenen Unternehmen schlichtweg aufgekauft werden. Gerade Letzteres ist ja ein starkes Kalkül der Investoren.

Welche Bank steht am Ende der Digitalisierung?
Eine mit wesentlich besserem Service und besserer Beratung, mehr Flexibilität und vielfältigen Kanälen der Kundenansprache; aber auch eine Bank mit viel weniger Filialen und weniger Mitarbeitern. Digitalisierung ist ja kein Selbstzweck und auch nicht nur dazu da, die Bedürfnisse moderner Kunden zu befriedigen, sondern daraus auch modernere Arbeitsprozesse zu generieren. Die Deutsche Bank etwa hat binnen eines Jahres 180 Filialen geschlossen und 4.000 Stellen abgebaut, ein Jobabbau von 9.000 ist aktuell geplant. Gerade erst hat deren CEO John Cryan gesagt, dass das noch nicht reiche und dabei ausdrücklich die Digitalisierung erwähnt, die viele Aufgaben in der Bank überflüssig mache.

Welche Rolle spielt Sicherheit?
Eine enorm große. Weltweit, doch besonders in Deutschland. Für uns ist dieses Thema zentral.

Welchen Schutz vor Hackern gibt es?
Die IT-Systeme werden stets verfeinert, es ist förmlich ein Wettrüsten. Denn Kriminelle, Regierungen, aber auch andere Unternehmen wollen an die wertvollen Kunden- und Unternehmensdaten aus den Firmennetzen ran. Ab Mai nächsten Jahres macht die Datenschutz-Grundverordnung der EU mit einer Fülle konkreter Vorgaben und vorgeschriebenen Maßnahmen einen hohen Datenschutzstandard in jedem Unternehmen gesetzlich verbindlich.

Was sind aussichtsreiche Unternehmen?
Ich möchte keine konkreten Namen nennen. Am Ende geht es aber darum: Wer hat Zugang zum Kunden und wer bietet den besseren Service? Das entscheidet es.

Sind Börsengänge zu erwarten?
Unbedingt. Denn das ist schließlich eine der Exit-Strategien von Investoren. Wir haben eingangs über das große Investitionsvolumen gesprochen, das möchten die Investoren natürlich wiedersehen, unter anderem erzielt durch Börsengänge. Doch aktuell ist so viel Hoffnung am Markt, dass viele auf den richtigen Zeitpunkt warten.

Bildquelle: WebID Solutions
Exit mobile version