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Ehrlich-Frage // Sollte nur der Staat Geld drucken dürfen oder sind etwa Bitcoins eine besser Lösung?

Mal ehrlich, wieso muss der Staat ein Monopol zum Gelddrucken haben? Könnte nicht einfach jeder? Und wenn einer eine besonders vertrauenswürdige Währung hat, denn Vertrauen ist das Wichtigste in einem Papiergeldsystem, weil die Scheine an sich ja keinen Wert haben, dann setzt sich dieser mit seiner Währung durch. Im Prinzip kann auch jeder. Immer wieder gibt es Versuche mit Alternativwährungen wie beispielsweise dem Chiemgauer. In der Regel sind solche Währungen aber nur auf bestimmte Regionen begrenzt. Wer mit dem Chiemgauer etwa in Hamburg oder Berlin oder gar in Tokio oder London bezahlen will, stößt schnell an Grenzen. Mit dem Euro kommt er da weiter. Auch könnte es knifflig werden, den eigenen Chef davon zu überzeugen, das Gehalt künftig etwa in Chiemgauer auszuzahlen. Wie ist da eigentlich die Verrechnungseinheit? Und was ist mit der Steuer? Eine Währung braucht eine gewisse Allgemeingültigkeit, sie muss Zahlungsfunktion besitzen.

Die Krypowährung Bitcoin hat diese Zahlungsfunktion, zumindest wird sie inzwischen auch von größeren Webunternehmen wie Amazon zum Bezahlen akzeptiert, und es werden immer mehr, bei denen man mit Bitcoins seine Rechnung begleichen kann. Aber wie steht es um das Vertrauen und um die Wertaufbewahrungsfunktion, der zweiten wichtigen Aufgabe des Geldes, von Bitcoins?

Kürzlich hat der Bitcoin-Handelsplatz MtGox einfach geschlossen und nun Insolvenz angemeldet. Vermutlich ist damit viel Geld von Anlegern, die dort ihr Geld hinterlegt hatten, verloren. So genau weiß man das noch nicht, es gibt keine Regulierung, keine Aufsicht. Vorteil oder Nachteil? Bitcoins werden nicht von einer Notenbank geschaffen, sondern von einem Algorithmus. In einer Blockkette (Blockchain) werden alle Zahlungen von anderen (vom Schwarm) notiert und verifiziert. So soll Betrug ausgeschlossen werden. Pech: MtGox hat anscheinend – so genau weiß man das derzeit noch nicht – einen schadhaften Bitcoin-Client verwendet, der (Hackern?) Mehrfachauszahlungen ermöglichte. So ging wohl MtGox nach und nach das Geld aus.

Vertrauen dahin? Nicht unbedingt. Bitcoins sind als Reaktion auf die Finanzkrise und das Misstrauen gegenüber Notenbanken entstanden. Kein sollte einfach Geld (Fiat-Geld) schaffen können, das überließ man einem strengen Algorithmus, zudem ist die maximale Anzahl von Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt, die aber vermutlich nie erreicht wird, weil dafür undenkbare Rechnerkapazitäten notwendig wären. Eigentlich eine smarte Sache.

Nachteil und dieser gilt auch für Gold oder goldgedeckte Währungen: Das Angebot an Geld ist begrenzt und kann gegebenenfalls nicht mit dem Bedarf mitwachsen, wenn die Weltbevölkerung wächst oder Investitionen getätigt werden müssen und so weiter, außerdem neigen die Menschen dazu, wenn etwas knapp ist, es zu horten, was in diesem Fall das Geldangebot noch weiter einschränken würde. Ein florierende Wirtschaftsleben wäre dann noch schwerer zu gestalten.

Der Vorteil freilich ist, dass nicht nach Lust, Laune und Verschuldung von einem Staat/Notenbank Geld (zur Tilgung) geschaffen werden kann, also das Geld (durch Inflationierung) entwertet wird. Womit man wieder bei der Vertrauensfrage ist.

Aber warum sollte das Geldmonopol beim Staat, der ja auch eine Art Schwarm/Crowd ist, liegen? Nun, vermutlich, weil dann die (gegenseitige) Kontrolle und damit das Vertrauen größer ist, als würde ein einzelner Geld anbieten.

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Bildquelle: Giesecke & Devrient

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