Plusvisionen

Alexis Tsipras in Küss mich Angie

„Am 28., 24 Uhr, is over.“ Over and out. Ende der Durchsage. So knapp analysiert der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble die Situation im Schuldenstreit mit Griechenland. Es stellt sich eine gewisse Genervtheit beim Griechenland-Thema ein. Das griechische Weinen kann kaum noch jemand hören und die Griechen fühlen sich inzwischen verkannt und sind deshalb arg beleidigt. Es ist nur so: Sicherlich hat die Eurozone auch Fehler bei der Stabilisierung Griechenlands gemacht. Ja viel Hilfsgelder sind an Banken geflossen, aber wer hätte damals einen Bank-Run riskieren wollen. Hallo liebe Griechen, dann gäbe es heute nichts mehr zum Abräumen vom Konto. Zudem ist unser System so aufgebaut, dass unter anderem Banken Geld als Kredite an die Wirtschaft für Investitionen geben, ergo müssen sie als erstes gestützt werden. Warum also diejenigen beschimpfen, die Kredite als Hilfe gegeben haben? Das kostet Sympathiepunkte.

Die Ursachen für die griechischen Probleme liegt doch in Griechenland selbst. Davon sollte man – bitte – nicht ablenken, auch wenn man ich so gerne über die eigenen Versäumnisse spricht. Dem Land fehlt es an Struktur, Verantwortungsbewusstsein für den Staat, der Bereitschaft Steuern zu zahlen und an Reformwillen.

Der neuen Regierung kann man zugute halten, dass sie Schluss machen will mit dem weiter so. Doch auch sie muss sich den notwendigen Neuerungen stellen. Bislang wird lediglich larmoyant um Schulden diskutiert, für die kaum Zinsen anfallen und die erst am Sankt Nimmerleinstag zurückgezahlt werden müssen. Ich denken, der Rest der Eurozone würde gerne ein Ja-wir-müssen-etwas-tun hören, muss auch nicht so laut sein. Jammern allein bringt Griechenland nicht weiter, gerade wenn nach wie vor die sündteuren Jachten sanft in den Häfen dümpeln, da braucht es schon mehr – und dann hilft jeder auch gerne.

Jetzt versucht man von Athen aus die Europa-Front aufzudröseln. Da gibt des die Guten, die EU-Kommission, bei der man „sofort unterzeichnet hätte“ und die böse Eurogruppe mit dem schlimmen Jeroen Dijsselbloem.

Viel Zeit ist nicht mehr (bis Freitag), das nötige Geld zu besorgen, aber es wird weiter taktiert. An einen Grexit glaubt so recht niemand. Gold nähert sich wieder der Marke von 1200 Dollar. Krise sieht anders aus- oder interessiert Griechenland nicht mehr an den Börsen? Der Euro steigt über 1,14 Dollar und würde einen Ausstieg Griechenlands eher wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Für die griechische Regierung muss das ernüchternd sein, es entsteht keine Panik, obwohl sie sich alle Mühe gibt, welche entstehen zu lassen.

Na ja, vielleicht gibt es am Ende noch ein Trostküsschen von Angie, wenn die Griechen dann doch irgendwie eingelenkt haben, wie auch immer das dann genannt wird.

Nachtrag: Offenbar wollen die Griechen noch am Mittwoch einen Antrag zur Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms stellen.

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