Plusvisionen

Die Apple-Saga // Steve Jobs ist tot, lang lebe Tim Cook – hoffentlich

In wenigen Minuten beginnt die Keynote. Tim Cook geht in einem kleinen Verschlag hinter der Bühne auf und ab. Er hebt immer wieder die Arm zum Jubel, so als wolle er eine imaginäre Menge ermuntern. Dabei sieht er sich immer wieder um. In einer Ecke sitzt beobachtend und gelegentlich kopfschüttelnd Carl iCahn. Am 5. Oktober jährt sich der Tod des genialen Erfinders Steve Jobs zum vierten Mal.

Personen
Erfinder: Steve Jobs [nur noch aus dem Off zu hören]
Kaufmann: Tim Cook [lange im Schatten von Steve, nun (endlich) herausgetreten]
Milliardär, Hedgefondsmanager, Briefeschreiber: Carl iCahn [der, der immer mehr will]

Steve [aus dem Off mit halliger Stimme und einem langen iOhmmm]: Tim, was hast du aus meinen Unternehmen gemacht? Meine paradisische Firma … Der Apfel wirkt so angebissen. Gleich beginnt mein einstiges Hochamt. Wie habe ich dies geliebt. Ich und meine Jünger. Alle waren sie Gläubige, abhängig von meinen Worten und meinen schönen Produkten. Ganz ohne Stifte, nur mit ihren Fingen glitten sie feinfühlig über die Bildschirme und konnte den Geist, meinen Geist, spüren. Sie hatten nicht diese hässlichen Dinger an den Armen. Es gab ein iPhone. Ein iPad. Oder waren es damals schon zwei? Ich erinnere mich nicht. Egal … Auf jeden Fall es gab keine herausstehenden Kameras, keine Streifen und vor allem kein Rosa!

Cook: Steve, die Menschen wollen das.

Steve: Die Menschen wissen gar nicht, was sie wollen. Ich habe es ihnen gesagt und gezeigt. Du richtest dich nach diesem Markt …

Cook: Der Markt hat uns riesige gemacht. Apple ist nun größer denn je. Es ist das größte Unternehmen der Welt.

Steve: Aber Apple ist nun profan. Der Geist schwindet. Die Macht wird schwächer.

iCahn: Hey Tim, lass dich nicht beeinflussen vom dem alten Geist. Der Kurs der Apple-Aktie muss steigen. Immer weiter. Dann ist es gut.

Steve: Dafür auch dieses Abo! Wie arm … Dafür bezahlen, dass man automatisch immer ein neues iPhone bekommt. Keine Schangen mehr vor meinen Gebetsräumen … Keine Warten. Keine Aufregung. Kein Bitten! Immer weniger Kult. Meine Jünger haben früher nie eine neue Produkt-Version vergessen. Sie waren beseelt von Apple und dem iOhmmm …

Cook: Wir haben jetzt Kunden, Aktionäre und Hedgefonds und vielleicht kooperieren wir demnächst mit Andoid …

Steve: Tim bitte! Iohmmm … iOhmmmm … iOhmmm …

Cook: Wir sind nun ein Konzern und keine Hippi-Komune mehr …

Steve: iOhmmm …

Cook: Die Nachfrage …

Steve: Ich war das Angebot – und die Nachfrage ist mir gefolgt. Ich war einmalig. Der personifizierte Tipping Point. Die Nachfrage ist austauschbar und meist auch uncool.

Cook: Ich muss jetzt los. Viel Zeit habe ich eh nicht.

Steve: Früher habe ich gepredigt …

Cook verlässt wortlos und ohne sich umzublicken den Raum.

Die Apple-Aktie recht verhalten auf die neuen Produktankündigungen reagiert. Ob damit Apple im Weihnachtsgeschäft punkten kann? Hält Apple seinen Vorsprung und bleibt hinreichend Kult, um seine hohen Margen zu behaupten? Zweifellos ist alles bei Apple ein wenig austauschbar geworden. Wohl kein Tech-Konzern ist so angewiesen auf Innovationen und neue Geräte, die Kunden nicht nur nutzen, sondern begeistern. Aber die Produkte verkaufen sich nach wie vor sehr gut und die Apple-Aktie bleibt, gerade auch mit Blick auf den Cash-Bestand des Unternehmens, senationell günstig bewertet.

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Bildquelle: Screenshot
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