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Vermögensaufbau // Was Bundestrainer Löw mit der Aktien-Anlage zu tun hat

Webinare, stundenlange Potcasts, tiefschürfende Seminare, endlose Podiumsdiskussionen und neuerdings auch umtriebige Ex-Bild-Chefredakteur sowie Frauen-Runden, ja auch Frauen sollen nun endlich ihr Geld anlegen und zwar irgendwie anders als Männer, weshalb die Frauen neu angesprochen werden (sollen). Ach so: Männer lieben Porno und Frauen Romantik? Wollen Frauen vielleicht nur übers Geld reden, so als eine Art Tupperware-Thermomix-Party der Geld-Anlage? Ich sehe dem mit großem Interesse entgegen.

Was wird nicht alles unternommen, um uns Deutschen den Vermögensaufbau näher zu bringen, generell und insbesondere mit Aktien. Indes, es gelingt nicht. Bei den Männern nicht und bei den von Marketing-Experten neue entdeckten Zielgruppe der Frauen schon gar nicht. Darüber hinaus gibt es ein eklatantes West-Ost-Gefälle: Im Osten besitzt kam jemand Aktien, wie nun die Comdirect herausgefunden hat. Gerade einmal mickrige 1,6 Prozent haben Fondsanteile im Depot, wobei sich diese Wertpapierbesitzer wohl vor allem im weltoffenen Berlin befinden. Im Westen beträgt die Fondsanteilquote übrigens immerhin gut 15 Prozent. Die Kapitalismus-Sozialismus-Grenze besteht bei der Aktien-Anlage offenbar nach wie vor.

Ja, der Vermögensaufbau hängt wohl auch mit dem zur Verfügung stehenden Geld zusammen. Wer mehr davon (übrig) hat, der investiert auch in Aktien und Fonds. In München soll deswegen jeder zweiter Einwohner Fondsanteil besitzen und mit 16,7 Prozent ist die Aktienhalterquote höher als in jeder anderen deutschen Stadt. Hochburgen des Aktienbesitzes sollen nachvollziehbar die Landkreise Starnberg, Landshut und Miesbach sein.

Ja, man kann auch mit kleinen Beträgen, regelmäßig angespart, ein „Vermögen“ aufbauen, man sollte das auch tun, wer will. Und darauf kommt es an: wer will. Was sollen all die missionarischen Predigten zum Vermögensaufbau? 97 Gründe für … Die, die schon Aktien im Depot haben brauchen sie nicht – und die anderen Deutschen sind nicht zu überzeugen. Sie langweilt das Thema, sie verstehen es nicht – und wollen sich auch nicht damit beschäftigen, quer durch alle Schichten.

Der Deutsche hat grundsätzlich eine tiefe Abneigung gegen Veränderung, Risiken und Verluste (siehe Dauerbundeskanzlerin Merkel und nun auch Dauerbundestrainer Löw). Aber die Aktien-Anlage, machen wir uns nichts vor, ist mit ständigen Veränderungen, Risiken und Verlusten verbunden. Wenn es anders wäre, stünden auf den Straßen viel mehr Porsches und Bentleys und sie Seen wären voll mit Jachten. Sind sie aber nicht.

Früher einmal war Vermögensaufbau leicht für uns Deutsche: Da kam der Versicherungsvertreter ins Haus und hat seine durchaus rentierliche Kapitallebensversicherung und obendrauf noch seinen Bausparer ver-labert (verkauft). Irgendwann wurde unterschrieben, man atmete ganz tief durch und war froh den Herrn aus der Wohnung zu schieben. Thema Vermögensaufbau erledigt, damals sogar steuerlich begünstigt. Geld und Steuern sparen … wunderbar.

Aber seit die Zinsen bei null oder darunter mäandern, haben die Deutschen in Sachen Sparen völlig resigniert. Aber genau das sollten sie ja auch, so will es die Notenbank (und die Regierung): Geld ausgeben, konsumieren, um die Konjunktur in Schwung zu halten. Der Einzelne denkt sich: Wer am Schluss noch etwas hat, ist womöglich der Gelackmeierte in einer Bankenunion mit unbeschränkter Haftung oder bei den nächsten Hilfspaketen nach einer weiteren Finanzkrise, wenn es gilt wieder ein paar Hedgefonds zu retten. Vielleicht ist das Gefühl der Sparer (Schwarm-Intelligenz) besser als angenommen.

PS
Es macht dennoch saumäßig Spaß in Aktien anzulegen und an Unternehmensgewinnen teilzuhaben. Und es gibt so wunderbare Firmen, in die ein Anleger investieren kann. Nein, Aktien-Anlage sollte man nicht als Hobby begreifen, denn Hobbys sind/werden in aller Regel teuer.

 

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