Plusvisionen

Banken / Sparkassen // Panik im Aufbruch

Sparkassentag in Düsseldorf. Die Atmosphäre ist eine Melange aus Panik, Hoffnung und Aufbruch. Auch wenn es keiner direkt aussprechen mag, in der Branchen wird in den nächsten Jahren nichts so bleiben wie es ist – und das dürfte eher noch eine Untertreibung sein. Banken und Sparkassen bangen um ihr Geschäftsmodell oder es ist ihnen sogar schon längst abhanden gekommen, aufgerieben zwischen Digitalisierung und Nullzinsen. Leicht kann der Eindruck entstehen, man hätte am Sparkassentag gerne „Zins-Altäre“ errichtet, vor denen die Teilnehmer eine Kerze für steigende Zinsen hätten anzünden können. Die Not scheint groß. In fast allen Reden und Vorträgen schimmert das Thema Nullzinsen durch und sobald irgendjemand irgendetwas von steigenden Zinsen erzählt, wird geklatscht, erleichtert, so als gäbe es Hoffnung. Herr [Draghi] wirf bitte höhere Zinsen oder wahlweise Inflation vom Himmel! Aber da ist auch die stille Gewissheit, daraus wird wohl nichts.

Ein Vorstand der Bundesbank verweist auf den Öl-Preis. Der müsse steigen, dann könnte es auch wieder etwas mit den Zinsen werden. Als Sparer denkt man sich: oh, die Verzweiflung muss doch groß sein, ein Bundesbanker, der auf höhere Öl-Preise setzt, zur Genesung des Finanzsystems. Man macht sich halt gegenseitig Mut. Wird schon, es muss ja nur der Öl-Preis … Applaus … Dennoch, es wirkt doch etwas eigenwillig, wenn es auch bei der Bundesbank eine Sehnsucht noch Inflation, vulgo Geldentwertung, gibt.

Ohne den Zins als Risikomaß funktioniert nur noch wenig in der Branche, so das ratlose Eingeständnis. Wer weiß, wie lange die Sparer bei diesen Zinsen überhaupt noch sparen wollen, weil es eigentlich kein Sparen mehr ist, wenn demnächst womöglich noch Geld mitgebracht werden muss, damit die Banken und Sparkassen es überhaupt noch verwahren. Negativzinsen, Helikoptergeld – Geld ist nichts mehr wert, so der Eindruck. Also ab damit in den Sparstrumpf, solange es noch 500er gibt. Wie wollen Banken und Sparkassen in den kommenden Jahren Geld verdienen? Das ist die große Frage.

Deutsche Bank und Commerzbank haben gerade für das erste Quartal wieder recht bescheidene Zahlen gemeldet. Die Gewinn sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 Prozent zurückgegangen. Der Anleihenhandel trocknet aus, der Aktienhandel ist schwierig, da Bonds kaum noch Renditen abwerfen und die Prognosen für Aktienkursgewinne angesichts der flauen Weltkonjunktur gedämpft sind.

Als würde das nicht reichen, versuchen nun auch noch sogenannte FinTechs, die den Etablierten das Geschäft mit smarten Apps und Robo-Ratgebern abzugraben. Number26 wird auf dem Sparkassentag als Beispiel genannt. Dieses kostenlose Girokonto für das Smartphone, dessen Abwicklung über die Wirecard Bank läuft. Hier tummle sich die Zukunft, heißt es. Einige Sparkassen wollen wohl mit einer App Namens „Yomo“ dagegenhalten.

Zweifellos werden die FinTechs für Innovationen sorgen und vermutlich auch für weiter fallende Margen. Ob die FinTechs sich damit selbst kannibalisieren werden, weil sie alles umsonst herausgeben und oft zu wenig Plan zum Geldverdienen haben? Alle werden nicht überleben. So mancher sieht sogar die Banken und Sparkassen letztlich als die Gewinner, nach einer Dekade des wirtschaftlichen Schmerzes.

Wie die Branche dann wohl aussehen wird? Keiner weiß es. Hängt vieles an der Blockchain, einer Technologie zur Festlegung von Eigentumsverhältnissen, die das Potenzial hat, alles nochmals umzukrempeln? Möglich. Wahrscheinlich ist, dass man Banken und Sparkassen aus heutiger Sicht kaum noch wiedererkennen wird.

Ist das eine Chance für Bank-Aktien-Investoren? Diese Wagemutigen werden wohl eine sehr lange Ausdauer mitbringen müssen.

 

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Bildquelle: Rike  / pixelio.de
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