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Geld, Gold, Schweizer und ein wenig Hokuspokus

Hand aufs Herz, haben Sie noch Vertrauen in unser Geld, den Euro? Wenn nicht, ist das schlecht, denn der Wert unseres Geldes besteht nur aus Vertrauen, unser Vertrauen in dieses Geld. Ist dieses Vertrauen weg, dann ist auch das Geld nichts mehr Wert. Denn Geld entsteht heute aus dem Nichts, einfach so. Sie schütteln erstaunt den Kopf? Ja, das klingt fantastisch, ist aber so. Der Geld-Zauber besteht nur aus zwei Zutaten: Banken und Kredite. Hokuspokus ist ein einfacher Buchungssatz. Los geht die Zauberei: Da fragt einer einen Kredit bei einer Bank nach. Die Bank sagt, angenommen, oh ja, gerne, wie viel darf es denn sein? Na, so 10.000 Euro. Und schon bucht die Bank in ihrer Bilanz auf der linken Seite (Aktiva) eine Forderung gegen über dem Kreditnehmer von 10.000 Euro ein und auf der rechten Seite (Passiva) wird der Betrag dem Kundenkonto des Kreditnehmers gutgeschrieben. Fertig. War doch gar kein Hexenwerk. Dadurch sind 10.000 Euro entstanden und die Bilanz der Bank wird um diesen Betrag länger.

Sie werden nun vielleicht einwenden, gut, die Bank muss dafür zuvor auch 10.000 Euro bei ihren Sparern eingesammelt haben, nein, muss sie nicht. Aber die Bank braucht doch irgendeine Deckung, wie vielleicht Wertpapiere oder Sachwert. Nein, braucht sie (direkt) auch nicht zum Geldschöpfen. Was sie braucht ist Zentralbankgeld. Puuh, also doch eine Deckung. Nein, nicht ganz, eher eine Teildeckung, genauer gesagt braucht sie ein ganzes Prozent des Kreditbetrags von 10.000 Euro als Mindestreserve, also 100 Euro. Aber weil es gerade mit der Wirtschaft nicht so gut läuft, drängt die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken das Geld geradezu auf. Eine Bank, die derzeit Zentralbankgeld will bekommt es quasi unbegrenzt von der EZB, je mehr, desto besser, da nimmt es die EZB zurzeit auch nicht so genau mit den Sicherheit, sie nimmt fast alles, was die Bank so zu bieten hat, die Qualität ist (fast) egal.

Derzeit kursiert in der Eurozone eine Zentralbankgeldmenge (M0) von 1,193 Billionen Euro, woraus die Banken aktuell 10,134 Billionen Euro (M3) gezaubert/geschöpft haben. Das entspricht in etwa auch der jährlichen Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt) der Eurozone. Also, kein Grund zur Sorge, Geldmenge und Gütermenge (Dienstleistungsmenge) stimmen überein. So wird keine Inflation entstehen, dem ist derzeit auch so.

Die EZB möchte jedoch eigentlich, dass die Banken viel viel mehr Geld schöpfen, damit die Eurozone endlich aus der Krise herauskommt und die Preise wieder steigen (Inflation entsteht). Die Banken sollen Kredite vergeben, was sie aber nicht tun, wegen ihrer schlechten Bilanzen und die auch in den Südländern wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation nicht nachgefragt werden. Die EZB tut deshalb zurzeit alles, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Beispielsweise kauft sie faule Kredite der Banken auf (ABS-Programm), zur Entlastung deren Bilanzen.

Aber genau dieses Vorgehen ist Kritikern ein Dorn im Auge. Es führe zu übermäßiger Verschuldung – Geld entsteht durch Kredite – und schließlich zum Platzen der Schuldenblase, was in der Regel noch schlimmere wirtschaftliche Krisen zur Folge hat, als die Bekämpfung der ursprünglichen Krise. Der Geldschöpfungsspielraum der Banken und Zentralbanken soll deshalb eingeschränkt werden. Probate Mittel dafür: Gold oder die Banken dürfen nur so viel Kredite vergeben, wie sie zuvor Einlagen eingesammelt haben.

In der Schweiz findet nun am Wochenende ein Gold-Referendum statt. Danach muss die Schweizer Notenbank (SNB) künftig mindestens 20 Prozent ihrer Aktiva in Gold halten und darf dieses auch nicht mehr verkaufen, was theoretisch zur Folge haben könnte, dass irgendwann einmal die gesamte Aktivseite aus Gold besteht. Vermutlich wird der Vorschlag abgelehnt, aber er zeigt doch, wie verunsichert die Menschen – selbst in der Schweiz mit ihrem bombenfesten Franken – in Sachen Geld sind. [Nachtrag: Inzwischen haben die Schweizer mit Nein zu diesem Referendum gestimmt.]

Die Möglichkeiten der endlosen Geldschöpfung macht scheinbar Angst. Deshalb blühen derzeit allerlei Theorien, alte, neue, Gruppen wie Monetaristen, Vollgeld-Initiative, Gold-Initiative oder andere skurrile Gold-Jünger erhalten ungeahnten Zulauf. Vorträge zur sogenannt Österreichischen Schule („Katastrophenhausse“ mit anschließendem Zusammenbruch) sind voll.

Wie angstfrei waren da die Zeiten als die Bundesbank noch eine potenzialorientierte Geldpolitik betrieben hat, wonach die Wirtschaft nur so viel Geld bekommt, wie sie zum prognostizierten wachsen braucht.

Übrigens: Die Länder im Eurosystem verfügen über Goldvorräte in einer Höhe von 10.787 Tonnen, was einem Wert von 332 Milliarden Euro entspricht.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann: Zentralbanken besitzen keine Wunderlampe

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