Plusvisionen

Gold // Königin der Anlegerherzen

Man stelle sich mal vor, da sitzt einer im Universum. Ein Außerirdischer. Und da guckt der Alien so rum und plötzlich … da ist die Erde. Schön sieht sie aus, so blau und auch etwas weiß. Da schaut man gerne mal genauer hin. Tatsächlich, auf diesem Planeten tut sich ja was. Es krabbelt und schwirrt nur so. Da sind auch noch so lustige Gestalten, die auf zwei Stängeln gehen. Interessant. Ob die wohl denken können? Ranzoomen. Ach, was machen die denn da? Buddeln sich ganz tief in die Erde, holen dabei ganz viele Steine nach oben, zermahlen diese, werfen sie in Säure, kochen und schmelzen … so kommen sie an ein schönes gelblich-glänzendes Metall, das sie Gold nennen und mit dem man bestimmt wunderbare Dinge tun kann, wichtige Dinge, warum sonst würde so ein Aufwand darum getrieben es zu bekommen. Aber? Was machen die lustigen Gestalten? Sie nehmen die gelben Metallklötze und bringen sie wieder ganz tief unter die Erde. Und offenbar ist ihnen das nicht sicher genug. Sie schließen sie auch noch, in noch größere Metallklötze, ein und bewachen sie. Seltsam. Screening-Logbuch. Eintrag: Vermutlich handelt es sich bei den Gestalten um keine sonderlich intelligente Spezies.

Ich höre schon das Kichern im Universum. Was für ein Wahnsinn. Sie ahnen es, ich bin kein großer Gold-Fan, außer als Schmuck vielleicht und zur industriellen Verwendung. Als Nicht-Gold-Fan bringt man leicht die Gold-Fans gegen sich auf. Bei Gold hört scheinbar, noch mehr als beim Geld, der Spaß auf. Gold ist so etwas wie die Königin der Anlegerherzen. Lady Di der Investments. Sehr emotionsbeladen.

Für viele ist Gold die Rettung. Die Finanzmärkte seien marode und hätten eigentlich schon längst in sich zusammenbrechen müssen. Und weil sie diese eben noch nicht getan haben, sei alles noch viel schlimmer und die Verschwörung, welche auch immer, noch viel größer. Gerade jetzt tagen ja die wichtigsten Notenbanker der Welt in einem Nest Namens Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming am Rande der Rockys. Was werden sie dort wohl tun? Na klar, an der neuen geldpolitischen Weltordnung basteln. Staatliche Geldmonopole. Nullzinsen. Fiat-Geld.

Fiat-Geld ist allen Gold-Anhängern ein Graus und das Grundübel. Fiat-Geld erschaffen die Notenbanker aus dem Nichts (fiat – lateinisch es werde) durch Schulden. So wachsen mit den Guthaben immer auch die Schulden. Wobei sich die Guthaben scheinbar bei wenigen und die Schulden bei vielen ansammeln. Noch verpönter am Fiat-Geld ist aber, dass es unbegrenzt geschaffen werden kann. Unbegrenzt, das röche streng nach Inflation. Angenommen, jeder bekäme morgen für jeden Euro noch einen weiteren Euro vom Staat geschenkt, dann müsste man allerspätestens übermorgen, was gestern beziehungsweise vorgestern noch ein Euro kostete nun zwei Euro bezahlen. Preissteigerung. Zudem könnte der Staat auch so viel Geld drucken lassen, dass er seine Schulden mit einem Schlag zurückzahlen könnte. Dann würde ein Brötchen wieder 1 Billion kosten. Derzeit ist es allerdings so, dass all das Geld der Notenbanken, im Fall der Europäischen Zentralbank (EZB) gar nicht in den Kreislauf kommt, weil es eben nicht verschenkt wird, sondern die Banken es wieder bei der Notenbank parken, weshalb auch von Inflation nichts zu spüren ist.

Mit goldgedecktem Geld müsste man sich darüber gar keine Gedanken machen. Mit Gold-Geld sei keine Inflation möglich. Gold oder Gold-Geld lasse sich nicht beliebig vermehren, so das Argument. Wirklich? Am 5. April 1933 unterzeichnete der US-Präsident Franklin D. Roosevelt die „Executive Order 6102“, die den privaten Besitz von Goldbarren, Goldmünzen und Goldzertifikaten über einem Wert von 100 Dollar verbot, so schnell kann das gehen, weil das Horten von Gold Wirtschaftswachstum nach der Großen Depression verhindere. Bis zum 1. Mai musste jeder seinen Goldschatz bei der Federal Reserve (FED) für 20,67 Dollar die Unze abgeben (Zuwiderhandlungen wurden übrigens mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft). Mit dem Gold Reserve Act von 1934 wurde dann der Gold-Geld-Preis auf 35 Dollar je Unze angehoben. Mit einem Verwaltungsakt wurde die FED-Bilanz über Nacht so um 70 Prozent aufgeblasen und auch die Geldmenge konnte so entsprechend ausgeweitet werden.

Ein allemal besser Schutz gegen Inflation ist eine besonnene und kluge Notenbankpolitik. Steigt die Geldmenge entsprechend dem Waren- und Dienstleistungsangebot, droht keine Inflation. Gleichzeitig ist genügend Geld für Investitionen da oder kann geschaffen werden, wenn die Geldversorgung zu knapp ist, ohne dass man auf das Schürfen von Geldvorkommen angewiesen ist. Der besondere Charme dieses Systems: Es basiert auf unserem gegenseitigen Vertrauen – und nicht auf Gold im Keller. Vielleicht ist die Menschheit doch intelligenter als gedacht.

 

Bildquelle: Christiane Heuser  / pixelio.de

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