Plusvisionen

China // Kurs- und Macht-Verluste

Börsianer sind ja alles andere als konsequent. Sonst eigentlich alles andere als angetan von Regulierungsmaßnahmen, hoffen sie nun darauf, dass es die chinesische Regierung schon richten wird, mit der Konjunktur und der Börse in der Volkswirtschaft. Denn mit beiden läuft es längst nicht mehr so, wie sich das Peking vorstellt. Vergangene Woche erst ist dort der Einkaufmanagerindex auf den tiefsten Stand seit 15 Monaten gefallen. Und die Börse? Dort geben die Kurse seit Jahresmitte deutlich nach. Nun könnte man sagen, dass es sich dabei um eine durchaus vernünftige Korrektur der zuvor stattgefundenen Kursexzesse handelt, aber vielleicht steckt auch noch mehr dahinter. Das macht Sorgen.

Natürlich konnte es mit dieser Geschwindigkeit an den chinesischen Festlandsbörsen nicht weiter nach oben gehen. Seit November 2014 hatten sich die Kurse im FTSE China A50 Index mehr als verdoppelt. Viele Chinesen aus der Mittelschicht (längst nicht alle) haben Aktien-Spekulationen für sich als Gehaltsaufbesserung und Zocker-Ersatz – Glückspiel ist in China verboten, man wird wissen warum – für sich entdeckt. Diese dürften sich nun ein ganzes Stück ärmer fühlen.

Hier wittert Peking natürlich eine Gefahr für den eingeschlagenen Strategiewechsel, weg von der reinen Exportwirtschaft, hin zu einer mehr binnengetriebenen Wirtschaft. Wer Geld verliert, konsumiert weniger.

Dabei hat die chinesische Staatspartei die Dinge gerne im Griff, ob Wirtschaft oder Spekulanten, es sollte schon laufen, wie sich das die Regierung wünscht. Die chinesische Börse versucht ein Eigenleben. Peking hält mit Stützungsmaßnahmen dagegen. Bislang allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Das Schlimme: Die Zweifel an der Wirtschaftskraft Chinas und der Fähigkeit der Partei Konjunktur und Kurse nach oben reden zu können wachsen. Bislang hatte die Börse darauf vertraut, schließlich hatte man sich gut mit dem chinesischen System arrangiert. Nun ist das Vertrauen erschüttert, was die Börse gar nicht mag.

Etwas putzig mutet an, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) China nun ermahnt haben soll, die Markteingriffe bitte sein zu lassen, da dadurch die Kurse manipuliert würden … Akzeptabel sei derartiges nun in Krisensituationen. Vermutlich ist für Peking immer irgendwie Krise.

Der Rest der Welt wird sich darauf einstellen müssen, dass Peking Chinas Wirtschaft doch nicht – wie vielleicht stauend geglaubt – nach belieben steuern kann. Für Weltwirtschaft und Börse kann es somit holpriger werden.

[highlight]FTSE China A50 Index: abwärts[/highlight][divider_flat]

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