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Werder Bremen-Anleihe // Was nach dem Abstieg wichtig wird

Werder Bremen

Bildquelle: Werder Bremen

Beim SV Werder Bremen schlägt jetzt die Stunde der Anleger. Denn bei der aktuell in der Zeichnung befindlichen Anleihe (A3H3KP) des Vereins braucht es spätestens nach dem nun besiegelten Abstieg der Grün-Weißen aus der 1. Fußball-Bundeliga einen Blick auf die Materie jenseits der reinen Bilanzzahlen. Mögliche Transfererlöse und stille Reserven spielen eine Rolle, ebenso wie die Abwägung, welche sonstigen Finanzierungsoptionen jenseits des klassischen Bankkredits sich für Werder zusätzlich zum operativen Geschäft eröffnen.

Andere Vereine aus unterschiedlichen Ligen habe mit Kühne, Windhorst & Co. gezeigt, dass sich immer wieder finanzstarke Industriemagnaten und Investoren als Förderer begeistern lassen. Nicht zuletzt dürfte auch das Bundesland Bremen erhebliches Interesse an einem florierenden SV Werder haben. Solche weichen Faktoren – wenn der Investor sie denn findet – erlauben es immer wieder, am Anleihemarkt auf Emittenten zu stoßen, die faktisch wesentlich robuster aufgestellt sind, als die reine Papierform es zunächst scheinen lässt.

Erfahrene Anleger erinnern sich in diesem Zusammenhang vielleicht an die Anleihen der Logwin AG (ehemals Thiel Logistik). Das Logistik-Unternehmen erinnerte in den Jahren nach der Jahrtausendwende irgendwie an den SV Werder Bremen heute. Damals wirtschafte Logwin mit sehr mäßigem Erfolg vor sich hin (sportlich ist Werder seit einem Jahrzehnt allenfalls Mittelmaß bis Kellerkind), dann wurden endlich wieder schwarze Zahlen geschrieben (Werder schaffte in der Saison 2019/20 mit letzter Kraft in der Relegation den Klassenerhalt).

Allerdings schockte Logwin 2008 Anleger mit einem deutlichen Jahresverlust– wirtschaftlich so schlimm wie sportlich ein Abstieg aus der Bundeliga. Wer sich als Anleihegläubiger näher mit der Materie beschäftigte, konnte mit seinen Logwin-Bonds trotzdem ruhig schlafen: Denn Logwin hatte mit Stefan Quandt einen milliardenschweren Großaktionär, von dem klar war, dass er das Unternehmen nicht fallen lassen würde.

Was ist der Quandt-Effekt bei Werder Bremen? Den Verein gibt es seit 1899. Er ist deutsche Sportgeschichte. Hat mehr als 40.000 Mitglieder und ist eine Fußballmarke von Rang mit zahlreichen Unterstützern in der Hansestadt und weit darüber hinaus. Zudem gibt es Spieler, die für andere Vereine wertvoll sein könnten.

Vielleicht sind diese Faktoren für eine Beurteilung der Anleihe noch wichtiger als die Beteuerungen des Werder-Managements, man sei kostenmäßig für verringerte Einnahmen in der 2. Bundesliga gut gerüstet. Oder wichtiger als Spekulationen über einen schnellen Wiederaufstieg.

Was sollten Anleger mitbringen, um das zu beurteilen? Fußballsachverstand? Finanzwissen? Vor allem sollten sie Fans sein, die investieren, um ihren Verein und einer deutschen Bundeligalegende mit einer verbesserten Finanzbasis zu helfen, auch wenn das mit einem Risiko verbunden ist. Ein Witwen- und Waisen-Papier ist die Werder-Anleihe sicherlich nicht.

All jene, welche die Anleihe des SV Werder Bremen zeichnen, dürfen zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen fixen Kupon am oberen Ende der Zinsspanne von 6,0 bis 7,5 Prozent rechnen, sodass das sportliche Desaster zumindest mit einem ökonomischen Trostpflaster verbunden sein könnte.

Bildquelle: Werder Bremen

 

 

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