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Deutsche Telekom Höttges // Europa wird zu Daten-Kolonie der USA, wenn wir nicht aufpassen

Editorial use only in direct correlation with Deutsche Telekom AG. / Nur zur redaktionellen Verwendung im direkten Zusammenhang mit Diensten der Deutschen Telekom AG Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG , CEO

Der Mann macht einen platt – rednerisch – und das sind schon mal nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen guten Chef, zumal eines Unternehmens in der Telekommunikations- oder Internet-Branche. Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, sprach beim Münchener Ifo Institut (cesifo Group) über Europa, Big Data, Industrie 4.0 und überhaupt die Zukunftsthemen der Telekommunikationsindustrie. Der Telekom-Impresario kann überzeugen und für das Thema sensibilisieren.

Für Aktionäre und potenzielle Aktionäre sind es immer große Glücksmomente, wenn zu einem recht guten Unternehmen, auch ein gutes Management kommt. Meist hebt bei einem solchen Zusammenkommen die Firma und mit ihr der Aktien-Kurs ab. Bei Höttges hat man den Eindruck, dass nun der richtige Macher am richtigen Ort ist. Die Notierung der T-Aktie hat sich in den vergangenen Monaten bereits recht ansehnlich entwickelt.

Der ehemalige Staatsbetrieb scheint nun endlich auf einem guten Weg. In den vergangenen Jahren wurden insgesamt 12 Milliarden Euro investiert, um die Stellung als europäischer Marktführer weiter auszubauen. Wer in ein europäisches Internet-Big-Data-Telekommunikations-Unternehmen setzten will, kommt an der T-Aktie nicht vorbei. Die US-Firmen in dem Bereich, Google, Amazon, Facebook, Apple sind bereits weit enteilt und Giganten. Warum sich die Telekom durchaus mit diesen Playern vergleicht? Weil künftig jedes Unternehmen aus jeder Branche auch Internet-Big-Data-Telekommunikations-Unternehmen sein wird und muss. Die Großen unterstützen mit Infrastruktur wie Plattformen oder Clouds, Logistik und Daten.

Die Deutsche Telekom muss sich letztlich in diesen Wettbewerb einreihen, aber mit ungleich schwierigeren Voraussetzungen als die US-Konkurrenz, die kaum reguliert wird. Höttges: „In den USA ist erlaubt, was nicht explizit verboten ist“. So bedienen in den USA drei Carrier den Mobilfunkmarkt von 320 Millionen Menschen. Einer davon ist T-Mobil US (auch die US-Tochter hat inzwischen ein hervorragendes Management, was man den Erfolgen dort sieht). In der EU seien es in jedem Land drei Carrier, so Höttges. Würde der dieser Markt mit seinen 510 Millionen Einwohnern von weniger Carriern bedient, ergäbe sich ein ganz andere Skalierbarkeit und Auslastung der Rechner-Systeme.

Auch der Umgang mit Daten ist in den USA – vorsichtig formuliert – sehr viel freier. Höttges nennt ein Beispiel: In US-Krankenhäusern werden die Daten von Patienten, Zimmern, Reinigungszyklen, Reinigungsmitteln und auftretenden Keimen miteinander abgeglichen. Das hilft die Keime gezielter zu bekämpfen, so die Keimbelastung zu reduzieren und letztlich Leben zu retten. In Europa sei dies beispielsweise nicht erlaubt.

Höttges warnt: „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir in Europa zu einer Daten-Kolonie der USA“. Daten würden in Zukunft alles sein. Die digitale Revolution wird über alle Branchen und Berufe hinwegziehen. Auch Bereiche, die besondere kognitive Fähigkeiten erfordern werden nicht unberührt bleiben. „Dr. Siri wird kommen“, ist Höttges überzeugt, „90 Prozent der Ärzte heute werden in Zukunft durch Maschinen ersetzt werden“.

Europa müsse deshalb seinen eigenen Weg finden. Mögliche Standortvorteile seien dabei Datensicherheit und offene Plattformen (Open Source) auf denen Daten aus den unterschiedlichsten Bereichen ausgetauscht werden könnten. Heute stünden die Daten der Unternehmen sehr häufig noch wie einzelne Silos vertikal nebeneinander.

Für eine europäische Lösung wirbt Höttges in Brüssel und Berlin. Angesichts seiner rhetorischen Fähigkeiten dürften die Dinge nicht so schlecht stehen. Furcht muss man (noch) nicht haben, dass Europa und die Deutsche Telekom völlig zurückfällt. Für die Aktionäre der Deutschen Telekom sind das gute Nachrichten, auch wenn die Daten- und Kurs-Träume nicht zu wolkig werden sollten.

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Bildquelle: Deutsche Telekom [bearbeitet]
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