Plusvisionen

Russlands Aktien-Börse gibt Gas

Putin-Versteher, Russland-Gegner, aufgepasst! An der Börse in Moskau bewegen sich die Kurse wieder nach oben. Erst eine schöne Bodenbildung durch eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation, dann ging es nach oben bis auf gut 300 Punkte im FTSE Russia Index, dann Verschnaufpause – und nun der nächste Schub. Heute ging es dabei über den Abwärtstrend. Was ist da in Russland los? Keine Krim-Krise mehr. Kein Ukraine-Konflikt? Doch! Aber die Börsianer blicken offenbar schon weiter. Purer Zynismus? Mag sein. Das Positive: Man billigt Wladimir Putin anscheinend noch einen Rest Demokratieverständnis zu. Überhaupt wirkt er (derzeit) nicht wie ein Kriegstreiber, er hat sich ja zuletzt, für seine Verhältnisse schon fast UN-verdächtig, beschwichtigend präsentiert. Die Börse goutiert manchmal selbst die kleinen Gesten, die für Putin schon sehr groß sein können.

Doch es wird wieder spannender: Am Sonntag wird in der Ukraine gewählt, ein neuer Präsident. Dann wird sich zweigen müssen, wie weit die Kompromissbereitschaft Russlands geht. Putin murmelte schon etwas in der Art, dass es schwer werden könnte, mit dem Sieger zusammenzuarbeiten. Und Putin macht Politik: Die Russen werden ab 2018 für 30 Jahre Gas an China liefern. Volumen des Deals: 400 Milliarden Dollar, wie man hört. Erstens: Da kommt mächtig was in die Kassen des Staatskonzerns Gazprom und zweitens signalisiert Putin mal eben den Europäern, dass es auch im Osten gute Gaskundschaft geben kann. Botschaft: Man sei nicht angewiesen auf nörgelnde Westler, was uns Westler nicht weniger nörgelig machen sollte.

Wirtschaftlich ist es nicht allzu gut bestellt um das Riesenreich. Vielleicht kommt in diesem Jahr ein kleines Plus zustande. Für das kommende Jahr schätzt der IWF einen Anstieg von 2,3 Prozent. Russlands Wirtschaft ist einseitig aufgestellt: Es geht nur um Rohstoffexporte, alles andere ist kaum wahrnehmbar (mal abgesehen von den russischen Spam-Servern und den Virenverbreitern). Läuft es bei den Rohstoffen schlecht, geht es der Wirtschaft mies und zurzeit sind die Preise für Rohstoffe eher mau. Das liegt auch daran, dass die Chinesen ihre Wirtschaft umbauen, das Wachstum für dortige Verhältnisse schwach ist und somit auch weniger Rohstoffe auf den Weltmärkten nachgefragt werden. Aber die Börse bewertet nicht das hier und jetzt, sondern die Zukunft.

Tatsächlich scheint in den Kursen schon einiges Negative enthalten zu sein. Die Börse ist – um diese Floskel zu gebrauchen – sensationell günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt laut MSCI im MSCI Russia Index bei 4,7 und die Dividendenrendite bei 4,2 Prozent. Zum Vergleich: Das KGV im MSCI Emerging Market beträgt 12,3 und die Dividendenrendite 2,7 Prozent.

Für Anleger mit Mut und Nerven könnte der MSCI Russia Capped Index ETF von db x-tracker interessant sein.

[highlight]Aktienbörse Moskau: Abwärtstrend durchbrochen[/highlight][divider_flat]

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Bildquelle: Alexandra Bucurescu / pixelio.de

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